Im schwarzen See

Autor*in
Lehtolainen, Leena
ISBN
978-3-499-23816-1
Übersetzer*in
Schrey-Vasara, Gabriele
Ori. Sprache
Finnisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
368
Verlag
Rowohlt
Gattung
Krimi
Ort
Reinbek
Jahr
2007
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
8,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Als im dunklen Waldsee eine Frau tot aufgefunden wird, scheint es sich zunächst um einen tragischen Jagdunfall zu handeln. Aber bald mehrer sich die Zeichen, dass die Tote, eine Journalistin, einer heißen Sache auf die Spur gekommen ist. Maria Kallio nimmt die Fährte auf ...

Beurteilungstext

"Im schwarzen See" ist schon der siebte Fall, in dem die finnische Kommissarin Maria Kallio ermittelt. Wieder ist ein spannender Fall, in dem auch unschöne Szenen, teils gewalttätig, nicht ausgespart werden, aber sie erscheinen als Teil der Realität, und Lehtolainen findet an keiner Stelle erzählerisches Vergnügen, sich daran zu weiden. Was als ein unglücklicher Jagdunfall beginnt - mit der Leiche einer erschossenen Frau in einem Waldsee -, erweist sich rasch als ein geplantes Verbrechen, zu dem es scheinbar keine Motive gibt.
Bei der Suche nach den Hintergründen stößt Kallio jedoch auf mysteriöse Geschehnisse, und bald gilt alles der Frage, woran die Tote, eine skrupellose Journalistin, wirklich gearbeitet hat und welche brisante Ereignisse sich hinter ihrem scheinbar sensationslosen Bericht verbergen mögen. Abgründe menschlicher Schicksale tun sich auf, wie immer in Lehtolainens Romanen; was das Besondere ist - und dies verbindet diese finnischen Kriminalromane mit denen der skandinavischen Länder -, ist der beeindruckende objektive blick in die jeweilige Gesellschaft. Krimis aus dem Norden sind immer politisch-gesellschaftliche Romane, die nirgendwo dem Schema schwarz-weiß oder gut-böse folgen. Und wie immer ist der/die Ermittelnde kein Held à la Miss Marple oder Hercule Poirot, sondern ein ganz normales Vertreter seines Landes, mit einem Privatleben, Ehe- und Familienproblemen, Erziehungsschwierigkeiten, Streitigkeiten im Beruf- ganz aus dem realen Leben gegriffen.
Was an den Romanen Leena Lehtolainens für Jungendliche so empfehlenswert ist, ist die Gestalt der Kommissarin Maria Kallio, eine junge Frau, deren Leben und Probleme sich mit den Anforderungen in Ehe- und Berufsleben ändern. Sie entwickelt sich von der unangepassten, revolutionierenden Studentin zu einer verantwortungsbewussten Frau und Mutter und Chefin, die ihre rolle aber stets aufs neue durchdenkt, in Frage stell, verwirft - von Zweifeln geplagt, von Problemen fast zerrissen in ihrer herausfordernden Doppelrolle zwischen Familie und Beruf. Mit ihrem Ehemann Antti, einem Wissenschaftler, kommt eine weitere gesellschaftliche Komponente hinzu. In ihm spiegeln sich Probleme (nicht nur) der finnischen Gesellschaft und ihrer Intellektuellen.
Der Roman vermag in Bezug auf die eigene Selbstfindung eine ganze reihe von Denkanstößen geben und zudem praktische Beispiele liefern für mögliche gangbare Wege.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010