Im Labyrinth der Lügen
- Autor*in
- Krause, Ute
- ISBN
- 978-3-570-17292-6
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 288
- Verlag
- –
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- München
- Jahr
- 2016
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 14,99 €
- Bewertung
Teaser
Pauls Eltern sind von der BRD freigekauft worden und fangen im Westen ein neues Leben an - ohne ihn, denn Paul darf die DDR nicht verlassen!
Beurteilungstext
Berlin um 1986. Der 12-jährige Paul lebt mit seiner Oma und seinem Onkel in einer kleinen Ost-Berliner Altbauwohnung. Obwohl Paul im Wohnzimmer auf dem Sofa schlafen muss, ist er heilfroh dort zu sein. Ein halbes Jahr hat seine Oma ihn suchen müssen. Er war nach einem gescheiterten Fluchtversuch seiner Familie in ein Kinderheim zwangseingewiesen worden. Seine Eltern kamen ins Gefängnis; zwei Jahre später wurden sie vom Westen freigekauft. In der Schule ist Paul stigmatisiert. Seine Oma arbeitet jetzt statt als Bibliothekarin als Putzfrau, sein Onkel statt als Archäologe als Nachtwächter im Pergamonmuseum. Doch in Pauls Leben kommt Bewegung. Die taffe Außenseiterin Millie kommt in seine Klasse und die beiden freunden sich an. Bei einem gemeinsamen nächtlichen Besuch beim Onkel im Museum glauben die beiden, Einbrecher bemerkt zu haben. Onkel und Oma wiegeln ab, doch irgend etwas scheint nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Mit ihren heimlichen Ermittlungen treten die beiden Kinder eine Welle los, die viele Menschen in Gefahr bringt.
Paul und Millie sind zwei absolut sympathische, lebensnahe Charaktere. Mit ihnen schnuppern die Leser in den DDR-Alltag hinein, mit Warenknappheit, linientreuen Parolen in der Schule, der Allgegenwart der Stasi und der Gnadenlosigkeit denen gegenüber, die einmal ins Visier geraten sind. Sehr gelungen ist auch die Darstellung des engen Zusammenhaltes in Pauls Familie. Erst nach und nach erfahren Paul, und mit ihm die Leser, wie alles gelaufen ist damals, bei dem missratenen Fluchtversuch seiner Eltern. Nur stückchenweise wird deutlich, welche Konsequenzen das für alle Familienmitglieder hatte. Und trotzdem halten die Oma und der Onkel zu ihnen und gehen weiterhin immense Risiken ein, um zu helfen. Paul allerdings wird in Vieles nicht eingeweiht. Einerseits ist das mehr als verständlich, denn als Kind stellt er ein großes Sicherheitsrisiko dar. Andererseits führt das zu unberechenbaren und gefährlichen Aktionen der Kinder. Und bald erkennen auch sie, dass ein Riss durch die Gesellschaft und sogar durch ihre Familien geht. Eine der wichtigsten Fragen in ihrem Land ist: Wem kann ich vertrauen?
Das Buch ist mit einem Stadtplan von Berlin und einer gezeichneten Luftansicht der Museumsinsel sowie einem Glossar ausgestattet.
Ute Krause verpackt Sachwissen zur jüngeren deutschen Geschichte in eine packende Erzählung. Authentische Charaktere und Schauplätze, eine aussagekräftige Erzählsprache und ein spannender Handlungsaufbau machen "Im Labyrinth der Lügen" zu einem absolut empfehlenswerten Buch.