Im Labyrinth der Lügen

Autor*in
Krause, Ute
ISBN
978-3-570-17292-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Scheuerer, Florian
Seitenanzahl
288
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Paul ist zwölf Jahre alt und lebt zusammen mit seiner Oma und seinem Onkel in Ost-Berlin, nachdem seine Eltern nach einem gescheiterten Fluchtversuch aus der DDR von der BRD freigekauft wurden. Paul trägt schwer an seinem Schicksal. Das zunehmend rätselhafte Verhalten von Onkel und Oma und die Erklärungen, die ihm präsentiert werden, veranlassen Paul, auf eigene Faust zu ermitteln - und fast nichts ist in diesem Labyrinth von Geschichten und Halbwahrheiten so wie es scheint.

Beurteilungstext

Ute Krause nimmt mit ihrem Buch eine besondere Perspektive auf die Geschichte der beiden deutschen Staaten und deren Wiedervereinigung ein.
Dargestellt wird das Leben in den letzten Jahren der DDR aus Sicht eines Jungen, der aufgrund der Republikflucht seiner Eltern zunächst im Heim und dann bei Verwandten lebt.
Beschrieben werden das Trauma beim Scheitern der illegalen Ausreise, die seelischen Belastungen durch den Heimaufenthalt, das Gefühl des Verlassen-worden-seins und der als solches erlebte Vertrauensbruch. Hinzu kommt die Tatsache, dass man als Verwandter und selbst als Kind Republikgeflüchteter auch im Alltag Repressionen zu fürchten hatte, weshalb die Hauptfigur näheren Kontakt oder gar Freundschaften zu Klassenkameraden vermeidet.
Die LeserInnen lernen nebenbei einiges über den Alltag in der DDR: Staatsbürgerkunde, Pioniernachmittage, Flaschen sammeln und Aufsätze über den erfolgreichen Ernteeinsatz als Standardprogramm in der Schule.
Auch über das Wohnen in unsanierten Altbauten oder in komfortablen Plattenbauten, das überschaubare Warenangebot in Kaufhallen, die berühmt berüchtigte Unfreundlichkeit des Personals in Restaurants ebenso wie über das reduzierte Speisenangebot erfährt man, indem man die Figuren des Buches begleitet. Die Diskriminierung von Ausländern und Menschen mit dunkler Hautfarbe wird anhand von Pauls Freundin Millie thematisiert.
Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Behandlung der für die DDR-Staatsführung missliebigen Personen. Wohnungsdurchsuchungen, Verhöre, Verhaftungen, Zensur von Schriftverkehr, Überwachung, Sippenhaft, Verlust von Studien- und Arbeitsplätzen und Erpressung zur Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit gehörten zur Verfahrensweise der Geheimpolizei der DDR und werden den LeserInnen eindrücklich nahe gebracht.
Die Autorin verarbeitete in dem Schicksal der Hauptfigur Paul die Lebensgeschichte eines ihr bekannten Mädchens. Um diese Biografie entwickelte Ute Krause eine packende Detektivgeschichte, in der es, neben wahrer Freundschaft, um Ausstellungsstücke im Pergamonmuseum geht. Der Handlungsteil zum Ischtar-Tor ist zwar fiktiv, enthält aber geschichtliche und archäologische Fakten und macht so eine der Hauptattraktionen des Pergamonmuseums zum wichtigen Handlungsort.
Zum besseren Verständnis der Handlung sind im Innenteil der Buchdeckel ein Plan des Pergamonmuseums und ein Plan von West- und Ostberlin zu Zeiten der Teilung abgebildet. Zusätzlich befindet sich auf den letzten Seiten ein Glossar mit Erklärungen zu den verwendeten Begriffen, Namen und Losungen.
Ich halte das Buch für empfehlenswert, da ein besonderer Aspekt des Lebens in der DDR beleuchtet wird, auch wenn dieser in seiner Komplexität eine vergleichsweise oberflächliche Ausführung erfährt.
Da es sich aber um ein Kinderbuch handelt, finde ich die schriftstellerische Umsetzung für eine Zielgruppe der 10-13jährigen durchaus gelungen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von LB13; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 26.06.2016

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