Ich war eine Ratte

Autor*in
Pullmann, Philip
ISBN
978-3-551-35488-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Glasauer, Willi
Seitenanzahl
172
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2007
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
6,95 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Teaser

Aus dem Nichts taucht ein kleiner Junge bei dem Schusterehepaar auf und behauptet, er sei eine Ratte gewesen. Das Paar gewinnt ihn bald lieb, aber fremde Menschen wittern Geschäfte mit der Rattengeschichte. Der Junge wird untersucht, entführt, tritt als Monster auf und wird vollends von der Presse zur Gefahr für alle Menschen aufgebläht. Die Justiz verurteilt ihn zur Vernichtung, der Junge selbst spielt dabei keine Rolle mehr. Nur die Liebe der Schusterleute rettet ihn schließlich.

Beurteilungstext

Eine völlig abstruse Geschichte. Zweierlei vermittelt sie: 1. dass Liebe alle bösen Kräfte überwinden kann und 2. dass Prozesse nicht zum Wohle des Menschen geführt werden.
Die wirkliche Absicht des Autors bleibt mir verborgen: Die Geschichte spielt in einem Phantasie-Großbritannien, irgendwann zwischen Oliver Twist und heute angesiedelt, aber zu einer Zeit, als das gute, alte Handwerk noch eine zuverlässige Lebensgrundlage bildete und das beste, was einem anstelligen Jungen geschehen konnte, eine solide Schusterausbildung war. Also vor undenklichen Zeiten. Andererseits war die Boulevardpresse auch schon in der Lage, nach Belieben (und Auflagen abhängig) Stimmung zu machen für oder gegen irgendetwas. Die Blödheit der in den Text gesetzten Zeitungsartikel ist kaum noch zu übertreffen, im Prinzip aber typisch. Interessanter Weise sind im Buch die Zeitungsartikel handgeschrieben und -gezeichnet. Also besteht nicht einmal der Versuch, etwas wie die Fiktion einer realen Handlung zu beschreiben. So passt auch der deus ex machina der Prinzessin am Schluss, die das gute Ende herbei führt, denn logisch wäre kein Schluss möglich. Die Story selbst ist Märchen, was soll das? Der Titel ist buchstäblich zu nehmen. Wem kann man denn so etwas vorsetzen? Ich kenne viele Kinder, aber so naiv, um nicht zu sagen blöde, wäre keines, das als real zu nehmen.
Übrig bleibt für mich nur eines: Der Autor geißelt die britische Justiz mit ihren absurden Verhandlungen und Ritualen, die es ermöglichen zu urteilen, ohne sich per Augenscheinnahme von dem Gegenteil überzeugen lassen zu müssen. Fragwürdige Gutachten stehen dagegen. Aber ist das nicht auch schon Kolportage? Und wen interessiert das auf dem Kontinent?

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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