Ich war ein Glückskind - Mein Weg aus Nazideutschland mit dem Kindertransport

Autor*in
Charles, Marion
ISBN
978-3-570-40222-1
Übersetzer*in
Braun, Anne
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
219
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Marion Charles gehörte zu den 10 000 jüdischen Kindern, die bis zu Beginn des 2. Weltkrieges das Deutsche Reich per Bahntransport nach England verlassen durften. Wie alle diese Kinder wuchs sie in englischen Familien auf, Marion musste drei Mal die Familie wechseln. Mit ihren Eltern gab es wenig Kontakt, der Krieg ließ Briefwechsel nur bedingt zu. So wusste sie wenig vom Schicksal der jüdischen Familie. Tagebuch, Briefe und die Kommentare machen die Lektüre lebensnah.

Beurteilungstext

Die drei unterschiedlichen Texte
(in den BRIEFEN beschreibt das junge Mädchen nur Äußerliches aus ihrem realen Leben in England, ihm geht es vor allem darum, die Eltern zu beruhigen. Im TAGEBUCH offenbart sich dem Leser, wie sehr das Kind vor allem unter der Fremdheit leidet. Es wundert sich über Vielerlei, was die Menschen, bei denen sie jetzt leben muss, von ihrem bisherigen Leben im wohlbehüteten Elternhaus unterscheidet. Das hat einerseits mit den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten in England und Deutschland zu tun - und das war in den 40er Jahren sicher noch augenfälliger als es auch heute noch ist, andererseits hat es auch soziale Ursachen. Marion wächst in Berlin als Tochter eines Fabrikanten auf, in England muss sie in Familien leben, die einen bedeutend einfacheren Lebensstandard haben Erst die dritte Familie kommt sozial gesehen ihrem Elternhaus näher. Zudem empfindet sie die sozialen Gegensätze in Großbritannien als bedeutend ausgeprägter als in Deutschland. Im HEUTIGEN KOMMENTAR erklärt die Autorin vor allem das, was das Mädchen in den 40er Jahren nicht wusste, einfach nicht wissen konnte und kommentiert das auch entsprechend)
erklären vor allem, was das aufwachsende Mädchen empfand, als sie notgedrungen sich mit einer ihr völlig fremden Mentalität auseinandersetzen musste. Ihre dritte Familie, in der sie vier Jahre lang lebte, war ausgesprochen antisemitisch und Marion brauchte lange, um den Widerspruch zu verstehen, den sie erleben musste. Sie wurde völlig akzeptiert - es ist das klassische Ausschlussmuster: Alle Juden sind typisch jüdisch, nur nicht die, die ich kenne. Marion bekommt einen für sie wichtigen Amethystanhänger aus dem Erbe eines Onkels der Familie. Die beiden leiblichen Töchter erben wenig mehr. Dennoch bleibt sicher, dass die Mutter den Judenhass der Deutschen, dem sie gerade entkommen ist, gut heißt. Als das der jüdischen Gemeinde bekannt wird, wird sie aus der Familie genommen - und es bleiben zwei unglückliche Frauen, die Mutter und die Pflegetochter - zurück.
Was mit den Juden im Nazideutschland geschah, erfährt sie nur rudimentär. Von ihrer Familie wurden fast alle ermordet. Am Ende des Krieges erfährt sie, dass ihr Vater schon 1941 im Jüdischen Krankenhaus starb, an seiner Verwundung aus dem 1. Weltkrieg, aber auch am Kummer um den Verlust an seiner Tochter. Die Mutter taucht unter und überlebt. Es dauert aber noch lange, bis sie ihre Tochter in England besuchen kann. Die ist inzwischen erwachsen geworden, fühlt sich für ihr Alter viel reifer als andere und heiratet einen jüdischen Emigranten aus Breslau.
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Am Berliner Bahnhof Friedrichstraße ist ein Denkmal zu sehen für die 10 000 Kinder, die Krieg und Verfolgung dank der Transporte nach England überleben konnten. So katastrophal dieses Denkmal ästhetisch gesehen ist, so eindeutig ist es: Immer wieder spreche ich mit jungen und alten Touristen, die fragen, was es denn mit diesen Bronzekindern auf sich hat. Das Buch von Marion Charles würde ich ihnen gerne überreichen können. Dieses relativ unbekannte Kapitel der Naziverbrechen an den Juden könnte kaum eine bessere Vermittlerin bekommen.
Nicht nur für uninformierte Jugendliche ist dieses Buch wichtig. Cjh13.14

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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