Ich, Odin, und die wilden Wikinger , Götter und Helden erzählen nordische Sagen

Autor*in
Schwieger, Frank
ISBN
978-3-423-76247-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Wultschner, Ramona
Seitenanzahl
240
Verlag
dtv
Gattung
Märchen/Fabel/SageTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2019
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nordische Götter erzählen ihre Geschichte(n)

Beurteilungstext

„Weißt du, was das Schlimmste ist, was dir passieren kann? Nein, nicht die Sechs in der Mathearbeit. Auch nicht ein gebrochenes Bein oder ein saftiger Knutscher von Tante Erna, die du absolut nicht ausstehen kannst. Das Allerschlimmste ist, wenn man dich vergisst, wenn niemand mehr an dich denkt, wenn keiner mehr an dich glaubt.“ Diese zeitlose Lebensweisheit äußert der Göttervater Odin und spricht damit im Vorwort die Lesenden direkt an. Um nun dem Vergessen zu entgehen, erzählen er und andere nordische Götter ihre Geschichte(n).
Der Göttervater Odin, genannt der ‚Big Boss‘, beginnt dann auch den Reigen und erzählt uns, wie die Welt und alles darin entstanden ist: Götter und Geister, Zwerge und Riesen, Drachen und Menschen, Berge und Täler, Utgard und Midgard und Asgard. Ihm folgend berichten weitere nordische Götter und Göttinnen wie Loki, Freia, Thor, Tyr usw. aus ihrem göttlichen Dasein. Pro Gott finden sich jeweils ein Deckblatt und eine Freundebuch-Doppelseite, wobei die dortigen Zeichnungen und Schrifttypen in der Art eines Comicbuchs und schwarz-weiß gestaltet sind. Auf der letzten Doppelseite befindet sich eine illustrierte Karte der „Welt der wilden Wikinger". Ein Blanko-Steckbrief am Anfang des Buches ist eine schöne Ergänzung für Kinder.
Der mythische, manchmal vielleicht auch angestaubte Zauber, der uns beim Lesen alter Sagen sonst umweht, fehlt hier leider gänzlich. Die sprachliche Erhabenheit klassischer Sagentexte wird hier durch einen vermeintlich kind-/jugendorientierten, aber deshalb nicht immer einfach zu lesenden Sprechstil ersetzt. Jeder Gott, jede Göttin spricht die Lesenden in der Ich-Form an, erzählt lustig-flapsig von sich und dem Leben in der Götterwelt. Die Art und Weise, die Lesenden direkt mit "du" anzusprechen, könnte schöne Gesprächsanlässe beim Lesen und Vorlesen eröffnen, über den Sinn des Lebens nachzudenken. Dieser Blickwinkel hätte aber auch mit einer poetischen Sprache gelingen können.
Wenn zum Beispiel der Kriegsgott Tyr laut seiner Freundebuch-Seite keine „Blumen, weiße Schäfchenwolken, blauen Himmel“ mag und Hel von „einer gewaltigen Nervensäge zur Totengöttin“ aufsteigt, ist dies für junge Lesende natürlich leichter verständlich als klassische Texte. Anderseits sind die Götterberichte, die den Freundebuch-Seiten jeweils folgen, vom Plot recht komplex und werden im Laufe des Buches zunehmend komplexer, da die Geschichten aufeinander aufbauen. Es ist also (anders als in echten Freundebüchern möglich) nicht zu empfehlen, einzelne Berichte aus der Mitte des Buches oder durcheinander zu lesen.
Wenn man den flapsigen Stil akzeptieren kann und möchte, handelt es sich um eine nette Darstellung der nordischen Götterwelt. Fans anderer Bücher dieser Reihe wie "Ich, Zeus und die Bande vom Olymp" und "Ich, Kleopatra, und die alten Ägypter", ebenfalls von Frank Schwieger geschrieben und von Ramona Wultschner illustriert, werden das Buch sicherlich mögen. Die Altersempfehlung ab sechs Jahre ist aber zu überdenken, v.a. da die brutalen Kämpfe der nordischen Götterwelt deutlich dargestellt werden.
Als Hörbuch, sehr angenehm gelesen von Peter Kaempfe, funktioniert „Ich, Odin und die wilden Wikinger“ m.E. wesentlich besser, da hier der professionelle Sprecher viel Stimmung erschafft. Wer seinen Kindern aber auch sprachlich eine poetische, eine mythische Annäherung an die Götterwelt zutraut, dem seien als Hörbuch die „Nordischen Sagen für Kinder“ von Katharina Neuschaefer (ebenfalls gelesen von Peter Kaempfe) empfohlen. Auch hier geht es nicht ohne sprachliche Vereinfachung, aber die Sprache bleibt deutlich näher an klassischen Textvarianten. Die Rezension dazu findet sich ebenfalls in der Datenbank der AJUM.

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Diese Rezension wurde verfasst von kbm; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 28.11.2021

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