Ich Jonas genannt Pille und die Sache mit der Liebe

Autor*in
Werner, Brigitte
ISBN
978-3-7725-2470-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
308
Verlag
Freies Geistesleben
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2011
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
15,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Erzähltechnisch verknüpft der 12-jährige Pille verschiedene “Sachen mit der Liebe”. Er reflektiert Probleme in der familiären Liebe. Sein Vater hat die Familie verlassen. Er trauert um die verstorbene Oma gemeinsam mit Opa, den Tante Berta gegen seinen Willen ins Altersheim steckt. Dort verbreitet sich als “Maisonntagsnachmittagswunder” zwischen den alten Leuten plötzlich die Liebe. Schließlich erlebt Pille seine erste Liebe zur gleichaltrigen Lilli.

Beurteilungstext

Dieses Figurenensemble verweist auf ein problemorientiertes Jugendbuch, das auf dem Cover für Kinder ab 11 Jahren und Erwachsene besprochen ist als “Ein berührender Roman über Ankommen und Abschiednehmen, über Leben und Sterben, die kleinen und großen Wunder an jedem Tag und eine veilchenblaue Liebe”. Die Intention der Autorin ist unverkennbar. Sie will Lebenshilfe vermitteln und gleichzeitig unterhalten. Wohltuend ist, dass die problematische Familiensituation nicht reißerisch verarbeitet wird. Es wird generationsübergreifend versucht, Lösungen für die Konfliktsituationen zu finden. Das geschieht jedoch häufig auf esoterische Weise.
Pille und Opa können den Geist der verstorbenen Oma anrufen: “Ich lehne mich zurück und mache meine Augen zu und fühle mich richtig eingehüllt von etwas Warmem, Hellem. Und dann sehe ich Oma Lucie. Sie hält Opa Leo im Arm und ich bin zwischen ihnen, wie eine Salamischeibe in einem Butterbrot. Und falls sich Salamischeiben dabei jemals so fühlen sollten wie ich gerade, dann sind sie eine ziemlich glückliche Wurst...(S. 170)
Von Opa Leo lernt Pille auch den Trick mit dem Bedanken: “Wenn es dir mal so richtig schlecht geht, dass du meinst, schlimmer kann es nicht kommen, dann setzt du dich hin und beginnst dich zu bedanken... Ich bedanke mich für diese wunderschöne alte Kastanie vor meinem Fenster...für diesen Blick auf den Kanal. Danke Sonne, dass du gerade jetzt anfängst zu scheinen. Danke, dass diese kleine Frau im Rollstuhl beim Frühstück neben mir gesessen hat...” (S. 64/65)
Mit Mama begibt sich Pille auf den “Eso - Trip” mit dem Bestellen: “Bestellung an alle Engel und den lieben Gott. Ich, Jonas, genannt Pille, bestelle äußerst dringend, dass Papa zu uns zurückkommt und wir wieder zusammen sind. Herzlichen Dank. Und macht schnell mit der Lieferung.” (S. 69)
In einer Gewitternacht “beamen” sich Mama und Pille zu Papa, jeder auf seine Weise, indem sie fest an ihn denken:
“Ich atme tief ein und langsam aus, so wie Oma Lucie es mir beigebracht hat, bis sich alles in meinem Kopf zurückzieht und er ganz leer wird. Dann geschieht es. In mir wird es klarer und klarer, mein Herz breitet seine Arme aus und wird weit. Papa sieht mich an...” ( S. 187)
Die sozialen Probleme des Zusammenlebens im Altersheim lassen sich im geselligen Beisammenesein auf humoreske Weise nach dem Motto “Seid lieb zueinander” lösen.
Heranwachsende, vor allem Jungen, erhalten mit Jonas ein Identifikationsangebot in Sachen romantischer Liebe mit ersten erotischen Erfahrungen:
Pille traut sich rasch: “Und du bist meine erste Freundin, und das war mein erster Kuss, und das ist mein erstes Gedicht... “ Auf Mamas Anregung hat er ein Stufengedicht in Treppenform geschrieben, mit dem er Lilli beglückt:
Blaues Gedicht (für Lilli)
Lilli
Zarte Fee/
Im grünen Mai
Mein Herz ist veilchenblau
Blau sind mein Träume
In deinen Augen
Seh ich
Den Himmel (S. 151
Auch Tante Berta gibt ihm wiederholt wertvolle Tipps zum Dichten. Als Leser fühlt man sich so ungewollt wie in eine Werkstatt für kreatives Schreiben versetzt; denn Pille, der einmal Schriftsteller werden möchte, befindet sich zu oft auf dem “Dichter - Tripp”, probiert sich aus, kommentiert als Ich - Erzähler die Ereignisse in einer miunter lyrisierenden, manieriert wirkenden Sprache voller Metapher. Diese verkitschte Sprachverspieltheit mindert nicht nur den Unterhaltungswert des Buches, sondern auch die Empathiebereitschaft des Lesers.
Der Roman gliedert sich 44 kurze, episodenhaft gestaltete Kapitel, die jedes für sich zum Reflektieren anregen. Sie sind aber besonders für jugendliche Leser zu spannungsarm aneinander gereiht.
Wer das Buch Kindern schenkt, sollte es im Hinblick auf zumutbares esoterisches Gedankengut hinterfragen.

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Diese Rezension wurde verfasst von kra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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