Ich hab dich gesehen

Autor*in
Nightingale, C.Z.
ISBN
978-3-7941-7034-0
Übersetzer*in
Höfker, Ulla
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
207
Verlag
Gattung
Ort
Düsseldorf
Jahr
2005
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

London, ein Viertel mit multikultureller Bevölkerung, in dem jeder seine Position sichert. Man schützt sich vor Schwierigkeiten und hält irgendwie auch zusammen, gegen die Polizei. Auch Catryn versucht wegzuschauen, als ein Junge brutal zusammengeschlagen wird.

Beurteilungstext

Catryn weiß nicht, warum sie sich umgedreht hat. Sie hätte einfach weiter gehen sollen. Es hätte nichts geändert für das Opfer der Prügelei, für sie aber schon. So befindet sie sich plötzlich in einem Albtraum. Gegen ihren Willen und ihr besseres Wissen ist sie nun auf der Seite des Opfers, eines Pakistani, der doch nicht zählt. Viele Menschen ihres Stadtteils sehen die Ausländer als Bedrohung, sie verstehen die Aufregung um den Mord nicht wirklich. Die spontane Mahnwache vor dem Krankenhaus, in dem das Opfer liegt, ist eher ein willkommener Anlass zu Randale. Und Catryn, die die Täter gesehen hat, kämpft mit sich. Sie erkennt, dass sie die einzige Zeugin ist. Aber sie weiß auch, dass die Täter sie kennen. Sie muss erfahren, dass sie von ihnen überwacht wird. Erst als sie vermuten muss, dass Craig - ihre neue Liebe - zu der Schlägerbande gehört und an dem Überfall beteiligt gewesen sein muss, wird sie tätig. Das verblüfft die Bande, eine Horde von Dummköpfen ohne Scham und Mitgefühl. Eigentlich wollen die ihr nur Angst machen, als sie sie in Panik entführen. Aber Catryn ahnt, dass ihr Weiß-Sein kein absoluter Schutz ist. Es ist Craig, der sie rettet. Er gehört zur Bande, hat aber nie mitgeschlagen, wollte eigentlich alles nicht. Aber er war dabei und hat Catryn an seine Kumpane verraten.
Catryn hat eine intakte Familie, eine kluge Freundin und wird den Prozess mit allen Mühseligkeiten überstehen. Aber sie ist nun isoliert im Stadtteil, sie gehört nicht mehr dazu, in der Schule ist sie unerwünscht.
Die spannende Geschichte wird aus der Sicht der Heldin chronologisch erzählt. Sie gibt offen Einblick in ihre Gefühle. Angst, Unsicherheit, Zweifel und schließlich unbändige Wut lenken sie. Catryn ist ein ganz normales Mädchen, ärgert sich über ihre Mutter, gehört gern zu den anderen Mädchen, liebt ihren Hund, träumt von der großen Liebe, arbeitet neben der Schule... und plötzlich ist nichts mehr wie vorher.
Der schreckliche Vorfall vom Kanal könnte ähnlich jederzeit geschehen. Jeder könnte in die Lage von Catryn kommen. Wie würde es einem ergehen, was würde man tun? Leser können sich gegen solche Überlegungen nicht wehren. Man muss für sich klären, auf welcher Seite man wohl stände. Man wird sein Umfeld kritisch betrachten und zu ergründen suchen, welche Parallelen es zu Catryns Schule, Freundeskreis, Familie wohl gibt.
Eine grausame Geschichte, die nichts beschönigt. Die Bösen sind wirklich schlimm, aber Craig weckt Mitgefühl. Man versteht, was ihn gelenkt hat. Und viele der ganz normalen Bewohner des Stadtteils denken eigentlich genau so wie die hetzende Rassistenbande. Sie wissen, was geschieht und lassen es zu. Die Lehrer sind höchst betroffen als das Opfer der Schlägerei stirbt, aber sie schauen weg und wollen Ruhe an der Schule. Ein feines Geflecht von Wut und Hass, Missgunst und Angst, Sorge um das eigene Wohl, die eigene Sicherheit verbindet alle. Und alle hoffen, sie können sich raus halten - nur Catryn Vater lernt durch seine Tochter, dass das nicht geht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Pfn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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