Ich, die Andere

Autor*in
Frey, Jana
ISBN
978-3-7855-5865-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
360
Verlag
Loewe
Gattung
Ort
Bindlach
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Kelebek wächst mit ihrem Bruder in Deutschland auf. Als sie beginnen erwachsen zu werden, gewinnt der muslimische Glaube eine größere Bedeutung für sie. Durch die langsam wachsende Liebe zu Janosch gerät das Mädchen in unlösbare Konflikte mit ihrer Familie, die zum Teil sehr radikale Ansprüche an ihr Verhalten stellen. Und ihr geliebter Bruder glaubt, die Familienehre retten zu müssen.

Beurteilungstext

Jana Frey erzählt eine bis aufs Äußerste zugespitzte Geschichte, die aber leider genau so heute und in unserer jetzigen Gesellschaft Realität sein könnte. Die türkische Familie von Kelebek und Sercan hat sich gut in Deutschland integriert. Die Kinder haben Freunde, mit denen sie ganz normale Schulprobleme teilen und in der Freizeit zusammen sind. Ganz selbstverständlich feiert die Familie aber auch die Feste ihrer Heimatkultur. Mit der Pubertät müssen sie eine eigene Einstellung zu ihrer Religion finden. Kelebek akzeptiert für sich das Kopftuch, wie es ihre Verwandten von ihr erwarten. Mitunter spricht sie in Gedanken mit Allah und versichert sich in Fragen des Glaubens und der Moral. Allerdings ist dieser Allah der Gott, den sie von ihrer Großmutter kennt, die sich nicht verhüllte und immer versuchte die Gleichberechtigung der Frau, wie Attatürk sie anstrebte, zu leben. Deshalb geht das Mädchen auch ganz selbstverständlich ihrer zart beginnenden Liebe zu Janosch nach.
Sercan aber bekommt seine Fragen nach seiner Zugehörigkeit von jungen Männern mit extrem- islamischen Auffassungen beantwortet. In der weiteren Familie, bei Onkeln und Tanten, die weit verteilt in Deutschland oder in der Türkei leben, findet sein Denken Bestätigung. So kann er, der als Kind Kelebek so nah war, sie jetzt nicht mehr verstehen. Er tritt in der Öffentlichkeit als Macho auf und übernimmt die Rolle des Wächters über die Familienmoral.
Die Erzählweise ist ganz auf Innerlichkeit gerichtet. Kelebek erzählt die Geschichte ihres Heranwachsens und Erwachsenwerdens vor allem, indem sie ihre Empfindungen darstellt. Dabei schlüpft sie in verschiedene Rollen, in denen sie auch immer anders heißt: Kelly, Siri, Aviva oder wenn sie diese Namen alle verliert, Nacktschnecke. In wenigen Worten, in einem kurzen Abschnitt wird so das Denken und Fühlen des Mädchens nachvollziehbar. Allerdings setzt das einen erfahrenen Leser voraus. Einen, der sich in die Gedankenwelt einfühlen will und gleichzeitig zum Beispiel mit dem ständigen Wechsel von Gegenwart und Rückblick zurechtkommt. Sehr intensiv sind die äußerst kurzen Monologe oder Dialoge, sie sprechen den Inhalt der Freude, der Angst nicht aus, sondern lenken den Leser nur, sie selbst zu erfassen.
So wie Kelebek am Ende keine Lösung finden kann, mit der sie alle ihre Interessen vereint, zeigt Jana Frey dem Leser, wie groß das gesellschaftliche Problem ist.

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Diese Rezension wurde verfasst von T-Jt.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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