Ich bin wie der Fluss
- Autor*in
- Scott, Jordan
- ISBN
- 978-3-8489-0197-5
- Übersetzer*in
- Ott, Bernadette
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- Smith, Sydney
- Seitenanzahl
- 44
- Verlag
- Aladin
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2021
- Lesealter
- 6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 18,00 €
- Bewertung
Teaser
Kurze Texte und Bilder voller Bewegung machen für uns das Fühlen eines Jungen nachvollziehbar, den sein Stottern zum Außenseiter macht.
Beurteilungstext
Aus der Ich- Perspektive erzählt der Autor, wie es ihm als stotterndem Kind erging. Unmittelbar werden wir in die Situationen versetzt, die der Protagonist am Tag durchläuft. Aufwachen, alles rundum genau wahrnehmen, die Begriffe für die Dinge und Erscheinungen im Kopf haben. Aber die Worte nicht über die Lippen bringen. Da hilft Stille, wortlos in den Tag starten. Aber in der Schule geht das nicht. Da kommen Fragen des Lehrers, Erwartungen und Unverständnis oder gar Hohn der Mitschüler. Das führt zur Verzweiflung an sich selbst. Dann kommt Hilfe vom Vater: die Fahrt an den Fluss, Schweigen, Staunen und Eintauchen. „Du bist wie der Fluss.“ So schön, so wild, so vorwärtsdrängend!
Außer dem sich anschließenden Autorentext gibt es keinerlei Erläuterungen. Durch Text und Bild erleben wir den Tag des Jungen mit. Da reichen als Text kurze Aussagen, die die Gedanken des Kindes formulieren. Hier schon wird bildhaft, wie die Worte sich nicht sprechen lassen wollen. Die eigenen Erfahrungen der LeserInnen als Schüler ergänzen, wenn zum Beispiel lapidar geschrieben steht, dass sich alle nach mir umdrehen und mich anschauen. Das unangenehme, mitunter lähmende Gefühl kennen wir.
Die Illustrationen lassen uns alles auch mit den Augen erfassen. Ganz klar und leuchtend, wenn der Junge seine Umgebung ansieht und den Klang der Worte erfasst. Undeutlich und verschwommen, wenn die trüben Gedanken kommen oder aufkommende Tränen die Sicht behindern. Dann sitzt da nicht irgendein Junge und starrt in die Ferne. Dann könnte ich das sein, oder ein Freund. Das Wasser am Flusslauf wird durch die Farben und Strukturen lebendig, wie es sprudelt, wirbelt, gischtet und vorwärtsdrängt. Und es schillert und glitzert und hat eine Kraft und Tiefe, die beeindruckt, aber beim Schwimmen auch trägt. So wie Fähigkeiten, die nicht vom Stottern beeinträchtigt werden, Kraft geben können.
Mitten im Buch lenkt eine aufklappbare Doppelseite die Konzentration auf das Eintauchen in den Fluss. Die Größe und Breite dieser Illustration eröffnet die Darstellung der Gefühlswelt des Jungen als Schwimmer im Fluss auf den folgenden Seiten. Er kann sich angenommen fühlen von einem „gleichartigen“ Wesen, das sich auch nicht nur gleichmäßig bewegt, sondern dessen Schönheit auch von der Strömung und den Strudeln kommt. Und dieses Gefühl kann auch stärken, wenn sich der junge vor anderen äußern muss.
Ein beachtenswertes Buch mit einem äußerst wichtigen Thema und einer Darstellung, die uns ergreift.
Bärbel Jähnert