iBoy
- Autor*in
- Brooks, Kevin
- ISBN
- Übersetzer*in
- Gutzschhahn, Uwe-Michael
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 300
- Ort
- München
- Jahr
- 2011
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 13,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Auf dem Nachhauseweg fällt Tom ein iPhone auf seinen Kopf. Als er im Krankenhaus erwacht, stellt er fest, dass er unmittelbaren Zugriff auf das Internet hat und Telefongespräche abhören kann. Getrieben von der Suche nach Gerechtigkeit für ein Verbrechen an seiner Freundin setzt er seine neuen Fähigkeiten ein und begibt sich in große Gefahr.
Beurteilungstext
„iBoy“ beginnt ungewöhnlich, indem dem ersten Kapitel die physikalische Formel zur Berechnung der Fallgeschwindigkeit vorangestellt wird. Warum, dass erfährt der Leser unmittelbar anschließend, denn der 16-jährige Protagonist Tom Harvey, wohnhaft in einem Problemviertel in Südlondon, berichtet rückblickend davon, wie ihm ein iPhone vom dreißigsten Stock eines Hochhauses auf den Kopf geworfen wurde. Mit gravierenden Folgen, denn als Tom nach 17 Tagen aus dem Koma erwacht, hat sich seine Wahrnehmung stark verändert: In seinem Kopf sind Reihen von „Symbolen, Buchstaben und Zahlen (Nicht-Symbolen, Nicht-Buchstaben, Nicht-Zahlen)“ (S. 17), die er nicht erkennt, aber dennoch für ihn Sinn ergeben. Nach und nach wird Tom klar, dass einige der iPhone-Fragmente, die die Ärzte nicht aus seinem Gehirn entfernen konnten, mit diesem eine Verbindung eingegangen sind. Sie ermöglichen ihm, sich in das Internet und Telefonverbindungen einzuklinken und nach einigen Übungen gelingt es ihm sogar, Stromstöße auszuteilen und sich mit einem Kraftfeld zu schützen. Letztere sind dann doch ein wenig zu viel des Guten an übermenschlichen Fähigkeiten und lassen beim Leser alsbald Erinnerungen an Superhelden aufkommen. Der Ich-Erzähler, der sich immer wieder nach dem Warum und Wieso fragt, kommentiert seine Besonderheit durch einen Vergleich mit Spider-Man: „Er wurde einfach von einer genmanipulierten Spinne gebissen, kriegte Super-Spinnenkräfte, wunderte sich ein, zwei Minuten lang, und das war's dann auch schon. Spider-Man verbrachte nicht Stunden damit, das alles zu verstehen.“ (S. 85).
Es dauert auch nicht lange, bis Tom die Möglichkeit bekommt, seine neuen Superkräfte zum Einsatz zu bringen. Noch im Krankenhaus hat er über das Internet erfahren, dass sein „Handy-Unfall“ mit zwei weiteren Verbrechen zusammenhing: Weil der Bruder seiner Sandkastenfreundin Lucy sich im Rahmen der ortsüblichen Gangstreitigkeiten falsch verhalten hatte, wurde er zusammengeschlagen und Lucy vergewaltigt. Da in dem Viertel aber alle die Polizei meiden, überlegt Tom, wie er die Schuldigen mit Hilfe seiner Fähigkeiten zur Rechenschaft ziehen kann.
In einem Alleingang bekämpft er das Unrecht, dabei setzt er zu Anfang nicht nur Gewalt ein, sondern appelliert Tom in Einzelgesprächen mit Zeugen an deren (fehlende) Zivilcourage, wie sie das Geschehene zulassen konnten und um sie zur Mitarbeit mit der Polizei zu bewegen. Erst die Resignation bringt ihn soweit, mehr und mehr seine besonderen Fähigkeiten zu Hilfe zu nehmen. Allerdings gleitet die Erzählung bei aller Gewalt nicht in eine sinnlose Gewaltorgie ab. Vielmehr gelingt es Brooks, die innere Zerrissenheit seines Protagonisten abzubilden, der seine beginnende Spaltung seiner Persönlichkeit bemerkt und wieder der alte Tim sein möchte, der ohne die Gewalt auskam.
Alles in allem hat Brooks einen spannenden Roman verfasst, der bei aller Action auch kritische Denkansätze enthält und ohne sozialpädagogische Heilsbringer die dunkle Seite eines Ganglands aufzeigt. Dass es hier und da nach Werbung das iPhone klingt, sei dem Autor verziehen.