Himmel über Falludscha
- Autor*in
- Myers, Walter Dean
- ISBN
- 978-3-414-82196-6
- Übersetzer*in
- Ohlsen, Tanja
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 317
- Verlag
- Boje
- Gattung
- –
- Ort
- Köln
- Jahr
- 2009
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 15,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Der 19-jährige Robin gehört zu einer Civil-affairs-Einheit der alliierten Invasionstruppen, die im März 2003 den Irak erobern. Auch wenn seine Einheit keine Kampfeinsätze zu leisten hat, sondern als Kontaktgruppe die Beziehungen zur Bevölkerung herstellen soll, ist er doch mittendrin in einem Krieg, der nur scheinbar schnell gewonnen wird.
Beurteilungstext
Als der Befehl zum Einmarsch kommt, weiß Robin gar nicht so recht, warum dieser Krieg eigentlich begonnen wird. Die Befreiung des Irak von der Herrschaft Saddam Husseins ist ein abstraktes Ziel, mit dem keiner seiner Kameraden viel anzufangen weiß. Schnell ist das Land erobert und der Krieg - scheinbar - vorbei. Doch dass der eigentliche Kampf erst angefangen hat, und dass ein klare Trennung in Gut und Böse, hüben und drüben kaum möglich ist, beginnen die jungen Soldaten erst ganz langsam zu realisieren. Die Tücke eines Krieges, der keine Frontlinie und keine direkte Konfrontation, sondern nur Misstrauen und Angst kennt, in dem jede Sekunde die letzte und der andere immer Opfer oder Feind, manchmal auch beides gleichzeitig sein kann, zermürbt Robin und lässt ihn Einiges neu bewerten.
Dieser Roman von Walter Dean Myers sperrt sich gegen vorschnelle Urteile. Er ist kein Heldenroman, noch handelt es sich um eine Antikriegsgeschichte. Lange liest er sich als Chronik aus der Sicht eines einzelnen Menschen, der exemplarisch für viele stehen kann. Dieser ist weder ein Idealist noch eine Tötungsmaschine, er ist nicht gewissenlos, versteht sich aber auch nicht als Heilsbringer. Er ist Mensch und möchte leben. Er freundet sich mit den Männern und Frauen seines Umfeldes an, er lernt diesen und jenen kennen und bemerkt erst wie wenig er doch von den anderen weiß, wenn sie plötzlich aus dem Leben gerissen werden. Myers geht es nicht um eine pauschale Bewertung des Krieges. Ihm geht es nicht darum, Unrecht als solches herauszustellen - egal auf welcher Seite es auch begangen wird. Er macht den Krieg von einem ideologischen und weltanschaulichen, zu einem individuellen Problem. So lässt er seinen Protagonisten am Ende feststellen: "Es gab viele Fragen, die ich logisch zu beantworten versuchte. Aber immer wieder musste ich daran denken, dass wir uns in einem Krieg befanden, in dem absolute Willkür herrschte. […] Es gab keine Logik - außer der Logik der ständig steigenden Zahlen."
Myers streift in seinem Buch dem Krieg das falsche Gewand von Ideal und Sinn ab, das er zu tragen pflegt, seit Heldenmut kein Leitbild mehr ist. Übrig bleibt der lebende Einzelne, der nur überleben will. Der Krieg wird hier menschlich, die Geschichte glaubwürdig. Nur geht ihr damit auch der Stoff verloren, der eine gute Geschichte ausmacht. Das Buch ist mehr das Leben als eine Geschichte. Das ist seine Stärke, wie auch sein Schwäche. Denn das Leben liest sich nicht spannend, nur authentisch.
So liegt mit diesem Buch ein schwieriger Stoff vor, weil es den Leser sehr direkt anspricht. Der Leser findet sich nicht nur in der Moral wieder, als Bestätiger der ideellen Grundwerte gewissermaßen, sondern er wird gezwungen sich einzugestehen, dass er ebenfalls leben möchte und dass er anderen diesen Willen ebenso zuzugestehen hat.