Hilda und der Mitternachtsriese

Autor*in
Pearson, Luke
ISBN
978-3-943143-57-7
Übersetzer*in
Wieland, Matthias
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Pearson, Luke
Seitenanzahl
44
Verlag
Reprodukt
Gattung
ComicFantastik
Ort
Berlin
Jahr
2013
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine märchenhafte Comic-Bilderbuchgeschichte entführt in die Welt der kleinen Hilda, die sich gleich in mehreren Blickrichtungen als nur scheinbar realistisches Pendant zu unserer Wirklichkeit darstellt.

Beurteilungstext

Mit ihrer Mutter lebt Hilda in einer steppenartigen Landschaft, in einem kleinem Blockhaus, jenseits aller Zivilisation. So glaubt sie jedenfalls. Denn plötzlich erreichen Sie kleine Briefe, in denen die beiden aufgefordert werden, ihren Wohnsitz aufzugeben und wegzuziehen. Als sie dieser Aufforderung nicht nachkommen, beginnt ein Sturm unsichtbarer Wesen auf das Haus, den Hilda jedoch abwehren kann.
In diesem Moment entdeckt sie auch einen Riesen, der in der Ferne in der Nacht steht. Die seltsame Erscheinung taucht auch in den kommenden Nächten immer wieder auf. Im Verlauf der Geschichte findet Hilda Kontakt zu den kleinen und dem Großen. Dank einer vertraglichen Übereinkunft mit einem der Zwerge - das Volk ist fürchterlich bürokratisch und auch ansonsten eine überspitzte Parodie der menschlichen Gesellschaft - kann sie diese nun sehen und sie erkennt, dass die leer Einöde vor ihrem Haus in Wahrheit ein dicht besiedeltes Land der kleinen Wichtel ist. In diesem wirken sie selbst wie Riesen und haben die entsprechend furchteinflößende Wirkung, die nun nachvollziehbar wird. Andererseits findet sie auch Kontakt zu dem Riesen, der eher archaisch und einfach auf eine Verabredung wartet, die er vor vielen Jahren getroffen hat. Im weiteren Verlauf der Handlung hilft Hilda dem Riesen, seine Verabredung zu finden. Gleichzeitig kann sie den König des kleinen Volkes retten und von diesem nun eine Übereinkunft über die friedliche Koexistenz abschließen. Am Ende steht dann aber doch die Abreise...
Ähnlich einer Grafic novel erzählt dieses Comic-Bilderbuch seine humorvolle und dennoch tiefgründige Geschichte. Besonders der doppelte Perspektivenwechsel wirkt dabei ausgesprochen gekonnt. Hilda erlebt sich gleichzeitig als Übergroße und Winzigkleine Protagonistin, was ihr die Möglichkeit eröffnet, sehr konkret die Perspektiven der jeweils anderen Protagonisten nachzuvollziehen. Mit dieser ambivalenten Erfahrung einher geht ein kunstvoll eingeschriebenes Entwicklungsverständnis der Welt, die sich vom Großen zum Kleinen weiterentwickelt und damit die kleinen aus ihrem traditionelle Motivstandard der archaischen Urwesen herauslöst und in ihnen eher die Parodie der Menschheit in Szene setzt. Hilda steht dabei als Vermittlerin zwischen allen - den Kleinen, den Großen und der Mutter als Repräsentantin der blinden Menschen. Ihr Abenteuer wird gleichsam zu einem Prozess der Selbsterkenntnis, der Entwicklung ermöglicht.
Mit viel Humor und komischen Bildern - dynamische Szenen entstehen in Panels - eindrücklichen expressiven Szenen und im Stil der Digitalästhetik des Comics erzählt Luke Pearson eine außergewöhnliche Geschichte, die auf den Ebenen von story und discourse das Tableau aktueller Bilderbuchkunst wieder einmal um einen neuen Aspekt bereichert. Anknüpfend an bekannte Strukturen der Gattung verflacht die Darstellung doch nie - gerade in der Verarbeitung zeitgenössischer Mittel des Comics. Gute Idee - und meisterhaft umgesetzt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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