Hibiskussommer

Autor*in
Noel, Alyson
ISBN
978-3-570-15289-8
Übersetzer*in
Ohlsen, Tanja
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
252
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2011
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Colby ist fix und fertig: Eben wurde sie von der beliebten Amanda in die Clique aufgenommen und findet bei Levi, dem tollsten Jungen des Universums, Beachtung, da beschließen ihre Eltern, sich zu trennen. Und als ob das noch nicht genug sei, schicken diese sie in den Ferien auch noch zu ihrer Tante ans andere Ende der Welt. Auf der griechischen Insel Tinos verbringt Colby - ohne Internetanschluss - einen furchtbaren Sommer. Oder beinahe furchtbar, wäre da nicht der smarte Yannis von nebenan...

Beurteilungstext

Mit “Hybiskussommer” legt Alyson Noël für Leserinnen ab dreizehn einen leichtfüßigen Liebesroman vor, der unterhält und doch schnell wieder vergessen sein dürfte.

Zunächst aber zum Titel: “Hybiskussommer” ist eine eigenwillige und darin auch recht süßliche Wahl des deutschen Verlagshauses (cbj), die mit dem Originaltitel (und auch der eigentlichen Romanhandlung) nur bedingt etwas zu tun hat. Denn “Cruel Summer” - sinngemäß also grausamer oder furchtbarer Sommer - widerspiegelt nicht nur die Einschätzung der Romanheldin Colby Cavendish, als sie aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen und nach Tinos geschickt wird, sondern ist auch der Name des Internettagebuchs (WebLog), das sie bald aufsetzt, um über die kleine griechische Insel, ihre Bewohner und das eigene Schicksal zu klagen.

Und dieses ist - wenigstens aus der Sicht eines Teenagers - in der Tat wenig beneidenswert: Colbys Eltern liegen soeben im Scheidungsstreit und lösen den gemeinsamen Hausstand auf. Um dies zu erleichtern, schicken sie die Tochter in den Sommerferien zur Tante nach Griechenland. Colby ist davon natürlich herzlich wenig begeistert, da sie sich in der vermeintlichen “Angesagtheitsskala” ihrer Schule dank der beliebten Amanda und deren Freunde ja soeben nach oben entwickelt. Dass sie nun tausende von Kilometern von zuhause entfernt leben und noch dazu ohne Internet auskommen soll, ist für sie schier ein Skandal. Da ist es ein echtes Glück, dass es auf der Insel wenigstens Petros Internetcafé gibt, über das man mit der “Welt” nicht nur Verbindung halten, sondern auch gründlich Nabelschau betreiben kann.

Letzteres geschieht sodann im Roman auch ausgiebig, denn “Hybiskussommer” berichtet ausschließlich aus der Perspektive der sechzehnjährigen Colby. Zwar sind die Formen, mittels der die Ich-Erzählerin agiert sehr unterschiedlich (Briefe an die Eltern, Notizzettel für die Tante, E-Mails an Freunde, das WebLog für die ganze Welt, das konventionelle Tagebuch für sich selbst), doch verändert sich der Fokus des Geäußerten kaum: Colbys Probleme sind die größten Probleme seit Anbeginn der Zeiten und jeder andere, der diese Probleme nicht erkennt oder ernst nimmt, ist rücksichtslos oder egoistisch. Die geballte Egozentrik der Ich-Erzählerin lässt dabei die Lektüre streckenweise zäh werden, zum Beispiel dann, wenn sich durch sie die Vorwürfe an die Eltern gebetsmühlenartig wiederholen oder zum zigsten Male in einem Notizzettel an das Verständnis der Tante appelliert wird.

Eine große Schwäche des Romans ist deshalb auch das fast ausnahmslose Fehlen anderer Stimmen, die durch die bestehende Erzählperspektive völlig ausgeblendet werden. So erfährt der Leser zwar, was Colby auf eine zuvor eingegangene E-Mail antwortet, nicht aber, was deren Inhalt war. Konsequent verhindert Alyson Noël damit jegliche Chance auf eine Relativierung der Handlung durch einen dritten Blickwinkel - selbst um den Preis, den Handlungsverlauf im Zweifel hanebüchen werden zu lassen. Beispielsweise verfasst Colby nach einem Telephonat mit ihrer Mutter an diese einen Brief, um ihr mitzuteilen, dass ihr noch etwas eingefallen sei, anstatt nochmals zum Hörer zu greifen - was ja dann freilich dem Leser entgehen müsste, da er ja nie direkt bei den Gesprächen zugegen ist.

Die einzige und darin auch wohltuende Ausnahme bildet das WebLog “Cruel Summer”, das zwischenzeitlich eine Umtaufe in “Circle in the Sand” erfährt. Denn auf diesem postet nicht nur Colby selbst reflektierend, sondern es kommentiert auch ein gewisser Anonymus ihre Beiträge. Schnell wird dem Leser - wenn auch nicht der Ich-Erzählerin - klar, dass es sich bei diesem virtuellen Gast um den Dorfjungen Yannis handelt, der Colby seit ihrer Ankunft auf Tinos beobachtet hat, mit ihr ins Gespräch zu kommen versucht und auf “Cruel Summer” den ersten Schritt wagt.

Am Ende kommt es dann - und leider auch ohne große Überraschungen -, wie es kommen muss: Colby entdeckt nach einigen Missverständnissen in Yannis ihre erste große Liebe, erkennt, dass sozialer Status nicht alles im Leben ist und, dass echte Freunde nicht nach Beliebtheits-, sondern nach inneren Werten ausgesucht werden sollten. Als sie von Tinos wieder in die Vereinigten Staaten zurückkehrt, ist sie dem Erwachsensein ein Stück näher gekommen. Die Moral ist damit deutlich geworden. Offene Fragen bleiben indes nicht zurück, wenn man das Buch zuklappt.

Empfehlung: “Hybiskussommer” ist gute Strandlektüre ohne größeren Tiefgang - ideal für den Sommerurlaub auf Tinos oder anderswo.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von HSM.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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