Hey, ich bin der kleine Tod. Aber du kannst auch Frida zu mir sagen

Autor*in
Gröger, Anne
ISBN
978-3-423-71149-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Deutsch
Illustrator*in
Bertrand, Fréderic
Seitenanzahl
208
Verlag
dtv
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2024
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
10,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mit der Überschrift “Hey, ich bin der kleine Tod. Aber du kannst auch Frida zu mir sagen“ weist die Autorin Anne Gröger bereits auf das Thema „Sterben“ hin. Der ca. zehnjährige Samuel hat eine Autoimmunerkrankung, die ihn ans Bett fesselt. Gerade zum richtigen Zeitpunkt erscheint ihm Frida, die sich - ganz mysteriös – als kleiner Tod ausgibt, ihm aber wieder zu Lebensmut verhilft.

Beurteilungstext

Der Titel dieses Kinderromans zeigt bereits die Ambivalenz, in der sich die Autorin bewegt: Zum einen will sie das Thema „Tod“ vermitteln, zum anderen kommt der Roman durch die offene Sprache und die lustigen Zeichnungen von Fréderic Bertrand sehr salopp daher.

Der schwer kranke Samuel trifft noch im Krankenhaus auf eine merkwürdige Gestalt, die sich als der kleine Tod namens Frida vorstellt. Für andere, außer für Samuel, ist Frida durch das Tragen eines Umhangs unsichtbar. Samuel soll dem Mädchen das Leben zeigen, so sagt es zumindest. Doch eigentlich gehört zu ihrer Aufgabe, den Jungen dem großen, wahren Tod zuzuführen. Wie sich herausstellt, ist es für den kleinen Tod keine leichte Aufgabe, denn Samuel, der sich selbst als Hypochonder bezeichnet, hat durch seinen jahrelangen Krankenhausaufenthalt nur wenig von dem wahren Leben eines Kindes erfahren. Er fürchtet sich vor frischer Luft, vor Keimen, die von anderen, besonders von Kindern, übertragen werden könnten. Eigentlich fürchtet er sich vor allem, was das Leben lebenswert macht. Er stößt dabei nicht nur seine Eltern vor den Kopf, sondern verschließt sich auch einem Heilungsprozess. Dadurch aber, dass er Frida das Leben zeigen soll, muss er seine Isolation aufgeben, er muss nach draußen gehen und gewinnt dort interessante Freunde. Schließlich will er einen Berg besteigen, um ein Versprechen, das er einem toten Freund gegeben hat, einzulösen.

Frida, die als kleiner Tod lebenslustig, draufgängerisch, kommunikativ und urkomisch ist, stellt für Samuel dabei eine große Hilfe dar. Anfänglich scheint er von ihr noch sehr genervt zu sein und will sie unbedingt loswerden. Doch nach und nach entwickelt sich zwischen den beiden eine Freundschaft, die zu einer wesentlichen Veränderung führt: Samuel hat keine Angst mehr vor dem Leben und Frida möchte dem großen Tod nicht mehr zuarbeiten. Genau in diesem Augenblick verschwindet sie aus dem Leben des kranken Jungen.

Die Autorin dieses Buches setzt sich mit dem schwierigen Thema Sterben und Tod auf eine interessante Weise auseinander. Sie führt ein Kind als „Todesengel“ ein, das mit einer Sense bewaffnet und schwarz gekleidet, als surreale Person daherkommt. Diese bringt Samuel, wider jeglichem Klischee, die Freude am Leben zurück. Um dieses Anliegen deutlich werden zu lassen, benutzt Anne Gröger eine lockere, humorvolle Sprache, die bei Kindern ab 10 Jahren sicherlich gut ankommt. Gleichzeitig bringt sie den Protagonisten in komische Situationen, die Erwachsenen eventuell den Atem stocken lassen, die Kinder aber auf leichte Weise mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert. Dieses Buch kann Mut machen.

Dennoch sollte, z. B. vor dem Verschenken, auf die nicht leichte Problematik hingewiesen werden, so dass es keine negativen Überraschungen bei den Lesenden gibt. Der Versuch, auf diese Weise sich diesem schwierigen Thema zu nähern, ist zu begrüßen. Ob das Buch alle Betroffenen für sich einnehmen kann, bleibt jedoch ungewiss.
Die lustigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Fréderic Bertrand unterstreichen die humorvolle Herangehensweise an das Thema. Kleine Details, wie die von Frida geköpfte Pflanze und die Schlacht mit dem Desinfektionsspray bleiben sicherlich in Erinnerung. Der Roman wird aus Samuels Sicht geschrieben, was an einigen Stellen zu urkomischen Überlegungen führt, aber auch keinen Platz für Gefühlsduseleien lässt. Davon abgesetzt sind einige Einschübe, die Fridas Gedanken beinhalten.

Anne Gröger ist neben Kinderbuch- auch als Drehbuchautorin (mit abgeschlossenem Studium) und als Lektorin tätig. Sie lebt in Berlin. Ebenfalls in Berlin wohnt Fréderic Bertrand, der neben Illustration auch Trickfilm studiert hat. Beide ergänzen sich sehr gut in diesem Buch.

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Diese Rezension wurde verfasst von prg; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 04.05.2025