Hexenfee

Autor*in
Minne, Brigitte
ISBN
978-3-95939-047-7
Übersetzer*in
Erdorf, Rolf
Ori. Sprache
Holländisch/Niederlä
Illustrator*in
Cneut, Carll
Seitenanzahl
42
Verlag
Bohem Press
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Münster
Jahr
2016
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
24,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Überwältigende Illustrationen geben dieser Geschichte vom Anderssein (wollen) eine starke Bildlichkeit - wunderbar!

Beurteilungstext

Die Geschichte von „Hänschen klein“ wandert nun schon seit Jahrhunderten durch Kinderzimmer, immer wieder neu gefasst, neu interpretiert, neu variiert. Hier reiht sich die Geschichte von Rosmarinchen, der Hexenfee nahtlos ein.

Feen essen "Kuchen, ohne zu krümeln" und erzählen "mit ihren Honigstimmchen ... nichts als süße Geschichten. Und ab und zu schwenken sie ihren Zauberstab." Nein, nein, nein. Rosmarinchen will lieber eine Hexe sein, die dürfen sich schmutzig machen, schallend lachen und stinken. So verlässt sie die Mutter und die Welt der Feen, geht in die weite Welt hinein … in den Hexenwald. Dort geht es ihr gut: Sie darf Rollschuhfahren, lernt auf einem Besen zu fliegen und darf frech zu den anderen Hexen sein. Und abends? Ja, da kann sie schlecht einschlafen.
Noch denkt die Mutter, dass Rosmarinchen bald heimkomme. Sie kann auch nicht einschlafen. Deswegen macht sie sich auf den Weg in den Hexenwald, findet das schlummernde Kind, stinkend, die Kleidung voller Risse und Flecken und legt sich neben Rosmarinchen. Nicht das Kind kommt heim, sondern die Mutter zum Kind. Und am nächsten Tag lernt sie, die Mutter: "Das Leben einer Hexe ist eigentlich ganz nett". So wird es für Rosmarinchen möglich, manchmal eine Fee und manchmal eine Hexe zu sein, eben eine "Hexenfee".

Man kann diese Geschichte sicherlich auf verschiedene Weise lesen und diskutieren: Als Märchen, als Gleichnis, als pädagogisierten Text für Kinder und ihre erwachsenen Vorleser*innen. Dann wird die Akzeptanz von Vielfalt und Anderssein hervorgekehrt, zum Thema gemacht, zum Gesprächsanlass. Das Gute an diesem Buch ist, dass es selber diese Lesart nicht aufdrängt, sondern eher ein Gedanken- und Diskussionsangebot liefert, das man wahrnehmen kann, aber nicht muss.

Dies wird auch von den Bildern unterstützt. Sie sind meist einer Grundfarbe zugeordnet. Die Feenwelt rosarot, die Hexenwelt ist dunkelgrün-schwarz. Intensive Farbspiele etwa auf der Blumenwiese geben auf einigen Bildern den Augen ein großartiges Schauspiel, ähnlich wie in Cneuts für den deutschen Jugendliteraturpreis 2017 nominierter Illustration "Der goldene Käfig". Andere Bilder zeigen differenziert Vielfalt - der Figuren, von Gegenständen, in der Natur. Dabei werden Figuren teilweise - ähnlich wie in Skizzenbüchern - auf Gesichtsstudien verkürzt. In der Feenwelt werden auf jeder Seite 15 - 20 Feen gezeigt. Auf den ersten Blick alle ähnlich oder gleich, mit rosa-roten Bauschekleidchen und spitzen Hüten. Schaut man sich die Gesichter aber genauer an, sind sie sehr individuell, unterschiedlich, vielfältig. Hexen haben zwar alle lange Nasen und sind sich auch sehr ähnlich - aber auch hier zeigen die vielen, vielen Hexengesichter eine unglaubliche Vielfalt. Cneut spielt auch mit den Hintergründen, mal ganz weiß, mal altrosa, mal ganz schwarz. Hineingesetzt sind kleinere Spielereien, Bäume mit Gesichtern, Häuserschatten, Feenhüte.

So bilden Text und Illustrationen ein gelungenes Gesamtkunstwerk, das seinen (stolzen) Preis wert ist.

Christoph Jantzen, AJuM Hamburg

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Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 03.09.2017

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