Heut´ Abend ist Anpfiff

Autor*in
Mens, Yann
ISBN
978-3-86637-730-1
Übersetzer*in
Partzsch, Maren
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Capek, Jara
Seitenanzahl
48
Verlag
Altberliner
Gattung
Ort
München
Jahr
2006
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
3,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die französische Familie Toucouleur besteht neben Mutter und Vater aus vier Adoptivkindern aus den Ländern Mali, Indien, Kolumbien und Belgien. Als die Fußballmannschaften dieser Länder in einem Turnier gegeneinander spielen, entstehen wechselnde Fanlager vor dem Fernseher, die - ganz entgegen dem Zweck des Turniers, Geld für Kriegskinder zu erspielen - nicht gerade friedlich miteinander rivalisieren.

Beurteilungstext

Alle Kinder wachsen mit einer doppelten Identität auf. Sie sind geprägt von ihrem Herkommen und möchten demzufolge zu den Mannschaften “ihrer” Länder halten. Andererseits leben sie jetzt aber in Frankreich, sind Franzosen und fiebern nun mit “ihren” Franzosen mit, nachdem die Mannschaften ihrer Herkunftsländer ausgeschieden sind. Als Frankreich gegen Kolumbien, dem Land, aus dem Elisa stammt, spielt, kommt diese darum herum, sich nach der Logik der Nationalitäten entscheiden zu müssen, da sie erst zwei Jahre alt ist und bei jedem Tor klatscht, egal, wer es schießt.
Der Autor zeigt die typischen Mechanismen der Identifikation mit der “eigenen” Mannschaft, die in dem Ausdruck “wir werden gewinnen” deutlich werden. Er zeigt die Beschränkung, die darin liegt, über ein nachvollziehbares, spielerisches Mitfiebern hinaus so sehr in “seinem” Lager verhaftet zu sein, dass eine kritische Sicht der Dinge nicht mehr möglich ist. Die emotional aufgeheizte Atmosphäre beim Ansehen der Spiele führt regelmäßig zu Handgreiflichkeiten und Streit, die erst der an Fußball desinteressierte Vater beenden kann.
Die Schilderung aus der Sicht Arsénes entbehrt nicht einer gewissen Komik, die für anhaltende Lesefreude sorgt.
Diese zweite Geschichte von Yann Mens aus dem Leben der Familie Toucouleur erscheint wieder im kleinformatigen “Picolibro”, das sparsam schwarz-weiß illustriert ist. Mit 15 Zeilen pro Seite und kaum mehr als fünf Wörtern pro Zeile ist der Umfang auch für Leseanfänger zu bewältigen. Kurze Kapitel schaffen zudem Lesepausen. Auch Flattersatz und große Schrift kommen den Bedürfnissen von Erstlesern entgegen. Allerdings verlangen Silbentrennungen, Zeilensprünge ohne Berücksichtigung von Sinnabschnitten, schwierige Namen sowie komplexere Zeit- und längere Satzformen doch schon ein größeres Maß an Lesesicherheit.
Die Ich-Erzählweise erleichtert auch Jungen die Identifikation, die sich zudem vom Thema des Buchs angesprochen fühlen dürften, so dass im Bereich der Leseförderung dieses Buch besonders für wenig lesende Jungen in der Grundschule geeignet ist. Darüber hinaus ist es jedoch ebenso für Mädchen interessant - Fatoumata aus Mali erliegt denselben Fan-Mechanismen wie ihre Brüder. Insgesamt ist es gut vorstellbar, das kleine, günstige Bändchen als Klassenlektüre einzusetzen und Themen wie Fan sein, Nationalität, Identität, Gewalt zu besprechen. Warum nicht aus Anlass der Fußballweltmeisterschaft?



Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von sr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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