Henri und der Fluch der Zeitmaschine
- Autor*in
- KISTER, Cornelie
- ISBN
- 978-3-451-70928-9
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 368
- Ort
- Freiburg
- Jahr
- 2010
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 14,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Auf dem Dachboden seiner Schule entdeckt Henri etwas Geheimnisvolles: Den Geist Bonplands, ehemals Wegbegleiter Alexander von Humboldts. Mit Hilfe einer Zeitmaschine soll Henri in die Vergangenheit reisen, um Bonpland von seinem Fluch zu erlösen.
Beurteilungstext
Der Siebtklässler Henri besucht das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium und wird durch den Erdkundelehrer und Humboldtverehrer Friemel von dessen Leidenschaft angesteckt. Friemel zeigt dem Jungen allerlei alte Messinstrumente aus der Sammlung der Schule. In einer der Kisten entdeckt Henri einen alten, versiegelten Brief. Dieser ermöglicht es ihm, mit dem Geist Bonplands in Verbindung zu treten, der auf dem Dachboden der Schule lebt und Henri in sein Geheimnis einweiht: Er sei verflucht wegen eines Frevels und könne nur erlöst werden, indem man durch eine Zeitreise die indianischen Skelette zu ihm bringt, die er einst mit Humboldt gestohlen habe. Natürlich nimmt Henri die Herausforderung an, da ein spannendes Abenteuer lockt und seine Abwesenheit kaum auffällt: Tage und Wochen in der Vergangenheit, so versichert Bonpland, dauerten in der Gegenwart nur Minuten und dessen Rettung werde damit zu einer Art „Pausenjob“. Als Portal in die Vergangenheit und zurück dient ein „Knallgasometer“, ein Instrument, dass auch Humboldt mit sich führte. Trotz Unsichtbarkeit in der Vergangenheit ist Henri dort aber nicht unverletzbar, er muss essen, trinken, ist der Witterung ausgesetzt und kann erkranken. Insofern ist es lustig zu lesen, als er nach der Schiffsreise mit Humboldt wieder in den Unterricht muss und niemandem erklären kann, weshalb er plötzlich völlig abgewrackt aussieht.
Durch die Zeitreisen hat der Leser Anteil an unterschiedlichen Etappen von Humboldts Reise und bekommt auf unterhaltsame Art etwas über dessen Leben, Arbeit und Wertvorstellungen wie z. B. die Humanität vermittelt. Dabei fällt auf, dass Bonpland letztlich nicht viel mehr als ein Vehikel für die Darstellung des großen Naturforschers ist. Dass am Ende Bonpland nach zahlreichen Abenteuern in der Vergangenheit und anderen Widrigkeiten (u. a. allzu neugierige Mitschüler Henris) unter der Mithilfe von Lehrer Friemel erlöst wird, versteht sich von selbst.
Insgesamt hat Cornelie Kister eine für Kinder und insbesondere Jungen spannende Erzählung verfasst, in der sich Elemente von Abenteuerroman, Phantastik und Biographie verbinden. So spannend und teils auch gelehrsam die Erzählung für die angestrebte Altersgruppe sein mag, ergeben sich für den kritischen Leser aber einige Unstimmigkeiten.
Das betrifft zum einen den Fluch an sich. Es bleibt unklar, weshalb eigentlich nur Bonpland auf dem Dachboden sitzt und nicht Humboldt, der ebenso verflucht wurde. Und was passiert mit den Indianerskeletten, nachdem Bonpland sie zurückbekommen hat? Weiterhin ist dessen Gestalt ein wenig kurios: Es wird immer von einem Geist gesprochen, der aber körperlich doch noch sehr präsent zu sein scheint, wenn Henri seine Berührungen fühlt oder er sagt, dass er sich wegen seiner morschen Knochen setzen müsse (S. 87). Und die Rede von einem „geisterhaften Greis“ (S. 185) klärt die Situation auch nicht viel auf.
Zum anderen ist die Glaubwürdigkeit der Zeitreisen manchmal fraglich: Das betrifft insbesondere Henri mit seinen ersten Erfahrungen nach der ersten Reise. Da ergibt sich zwangsläufig die Frage, warum er die späteren Reisen so unvorbereitet angeht – bis auf einen Satz Wäsche zum Wechseln hat er nichts mit –, insbesondere die letzte auf den Vulkan.
Trotz dieser Schwächen hat Kistner alles in allem ein spannendes und auch lehrreiches Buch verfasst, das man besonders Jungen zur Lektüre empfehlen kann.