Henri - Ein kleiner Junge verändert die Welt

Autor*in
Ehrhardt, Kirsten
ISBN
978-3-453-64538-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
269
Verlag
Heyne
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Henri wurde 2003 mit dem Dowsyndrom geboren. Seine Mutter Kirsten Ehrhardt kämpft für eine inklusive Beschulung ihres und anderer behinderter Kinder.

Beurteilungstext

An wen richtet sich dieses Buch? Zu allererst an Erwachsene, es ist also kein Kinder- und Jugendbuch und gehört streng genommen auch nicht in die Rezensionssammlung der AJuM. An welche Erwachsenen richtet sich das Buch? An andere Eltern behinderter Kinder? Oder an solche, die Kirsten Ehrhardt von ihrer Vorstellung einer bedingungslosen Inklusion überzeugen möchte? Ihr Ziel ist es, dass alle Kinder gemeinsam beschult werden und als Erwachsene in einer inklusiven Gesellschaft leben.
Um ihren Standpunkt darzulegen, erzählt die Autorin ausführlich von der Situation ihrer eigenen Familie; um genau zu sein, auf rund 270 eng bedruckten Seiten. Sie berichtet von Henris Schulalltag, seinem Sozialverhalten, seinen Lernfortschritten, vom Kampf mit Krankenkasse und Ämtern und nicht zuletzt von den Jahren, in denen die Familie versucht hat, Schule und Ämter davon zu überzeugen, dass Henri mit seinen Freunden zusammen das Gymnasium besuchen darf. Dabei hat die Autorin einen ausgeprägten Hang zum Detail, was an mancher Stelle sicher wichtig ist, an vielen Stellen allerdings in Langatmigkeit ausufert. Dieses Buch ist schwer zu lesen.
Karin Ehrhardt ist selbst betroffen, und obgleich sie sich auch beruflich für die Inklusion in Schule und Gesellschaft einsetzt, erhebt sie in ihrem Buch keinen Anspruch darauf, die Problematik von vielen Seiten und unter Einbeziehung von Gegenargumenten darzustellen. Für die Leser allerdings ist es eine unbefriedigende Situation, wenn die Autorin ausschließlich auf Henris Recht auf Inklusion pocht und fast alles andere außen vor lässt. Man fühlt sich zum einen als Leser nicht ernst genommen und bevormundet, zum anderen stellen sich auch viele Fragen, auf die kaum eingegangen wird. Eine dieser Fragen finde ich besonders wichtig: Wie steht es um Henris Recht auf eine angemessene Förderung, und wie kann man sie am besten erreichen?
Insgesamt ist “Henri - Ein Junge verändert die Welt” ein eher privates Buch, das sicher für andere Betroffene interessant sein kann, weil sie nachlesen können, wie Familie Ehrhardt ihre Probleme angegangen ist. Als Beitrag zum Thema “Inklusion” spielt es eine eher untergeordnete Rolle.

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Diese Rezension wurde verfasst von spr.
Veröffentlicht am 01.07.2015