Hellwache Nächte - Die dramatische Geschichte einer Überlebenden

Autor*in
Beek, van
ISBN
978-3-7655-1960-4
Übersetzer*in
Angaben, Keine
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
263
Verlag
Gattung
Biografie
Ort
Gießen
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die hoch dramatische Odyssee einer jungen holländischen Jüdin durch die Kriegsjahre (1939-45)

Beurteilungstext

Flory wächst als junges Mädchen fröhlich und unbeschwert in einer großen, wohlhabenden orthodoxen jüdischen Familie in verschiedenen holländischen Städten auf. Der Vater stirbt früh; doch Flory als jüngste, nachgeborene Tochter und ihre Mutter haben ein gutes Auskommen und Flory erhält eine exzellente Schulausbildung. Auf dem Tennisplatz lernt sie ihren späteren Ehemann Felix kennen - einen deutschen Juden. Er erkennt früh die Gefahr, die aus Deutschland droht und beschließt, nach Buenos Aires auszuwandern. Er bietet Flory an, sie mitzunehmen. Doch das Passagierschiff SS Simon Bolivar läuft auf zwei deutsche Minen auf und sinkt. Unter dramatischen Umständen werden Felix und Flory schwer verletzt geborgen und in England wieder gesund gepflegt. Sie kehren nach Holland zurück, müssen sich aber nach der Besetzung des Landes durch die deutsche Wehrmacht verstecken. Florys Mutter und andere Verwandte werden deportiert und in einem polnischen Konzentrationslager vergast. Die beiden (in einer Blitzhochzeit verehelichten) jungen Leute finden Unterschlupf in einer holländischen Familie, müssen dort aber erleben, dass auch der Hausherr in ein Konzentrationslager geschafft wird. Ihm wird vorgeworfen, dem holländischen Widerstand anzugehören (was auch stimmt).In einer bitterkalten Nacht muss das Paar erneut eine (möglichst sichere) Bleibe finden. Auch diesmal werden sie von einer hilfsbereiten Familie herzlich aufgenommen. Jedoch die permanente Gefahr, entdeckt zu werden, Hunger und Fliegerangriffe zermürben vor allem die Ich-Erzählerin Flory. Aber das Paar überlebt Krieg und Verfolgung und wandert 1948 in die USA aus.
Die beiden Überlebenden haben nicht nur ihr Leben gerettet, sondern auch zahllose Notizen und Zeitungsausschnitte (Flory), sowie umfangreiche Tagebuchaufzeichnungen (Felix) aus ihrer “verborgenen” Zeit. Sie bilden die Grundlage für die realistische Lebens- und Leidensgeschichte zweier junger Menschen, die dem Holocaust entrinnen konnten. Die sachliche Ich-Erzählung ist bei aller Anschaulichkeit und Lebendigkeit stark geprägt von Emotionalität und nicht frei von pauschalierenden Urteilen (ALLE Deutschen sind Verbrecher!). Deutlich heraus gearbeitet werden die tiefe Betroffenheit der beiden jungen Menschen, die beklemmenden Todesängste, überschießende Reaktionen in Situationen der Anspannung, die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit der Mutter und die große Trauer beim Bekanntwerden der Gewissheit, dass Mutter und andere Verwandte in Polen umgekommen sind. Die präzisen Daten der Aufzeichnungen gewährleisten einen hohen Grad von Realtitätstreue und Wahrhaftigkeit. Wenige (unerhebliche) Einschübe des Übersetzers (leider nicht mit Namen genannt) korrrigieren die Aussagen.
Ein Buch, das durch die Unmittelbarkeit seiner Aussagen dem Leser/der Leserin noch lange “nachgeht” und zur Auseinandersetzung mit der Geschichtsepoche herausfordert. Sehr empfehlenswert ab ca. 13/14 Jahren.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPKim.
Veröffentlicht am 01.01.2010