Hat Opa einen Anzug an?
- Autor*in
- Fried, Amelie
- ISBN
- 978-3-446-19076-4
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Gleich, Jacky
- Seitenanzahl
- 36
- Verlag
- Hanser
- Gattung
- BilderbuchSachliteratur
- Ort
- München
- Jahr
- 1997
- Preis
- 13,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Als sein Opa gestorben ist, bewegen den kleinen Bruno viele Fragen, die wichtigste: Wo ist Opa jetzt? Xaver sagt, auf dem Friedhof und Papa meint, im Himmel. Doch wo ist er nun wirklich? Und warum ist er nicht mehr für Bruno da? Bruno ist jedes Mal traurig, wenn er an Opa denkt, doch allmählich lernt er, mit dem Verlust umzugehen und erinnert sich gerne an ihn.
Beurteilungstext
Bruno ist zwar noch klein, aber er macht sich viele kluge Gedanken. Und es ist ja wirklich schwer sich vorzustellen, was nach dem Tod mit einem Menschen passiert. Noch schlimmer sind die vielen merkwürdigen Redewendungen der Erwachsenen, vom Von-uns-gehen über die Be-erdigung bis zum Ent-schlafen. Und erst weint sein Vater auf dem Friedhof, doch danach feiern alle ein fröhliches Fest, wie es mit Opa selten gefeiert wurde. Das verstehe einer.
Amelie Fried gelingt es, einfühlsam das Unverständnis des Kindes nachzuzeichnen, aber auch seinen Kummer und sein Gefühl des “Im-Stich-gelassen-werdens”. Diese Gefühle begegnen auch dem Erwachsenen und müssen in der Trauerarbeit bewältigt werden, doch ihre Intensität ist wegen der fehlenden Reflexion im Kindesalter meist stärker und bedrohlicher. Erst allmählich spürt Bruno, wie das “Loch in der Brust” beim Betrachten eines Opa-Fotos kleiner wird und dann ganz verschwindet.
Das ist sehr anschaulich beschrieben, mit großer Wärme und Anteilnahme und dennoch nicht rührselig oder klischeehaft. Kinder in vergleichbarer Situation können sich empathisch darauf einlassen, ohne sich blamiert oder karikiert fühlen zu müssen. Zu dem positiven Gesamteindruck tragen sehr viel die monochromen Illustrationen Jacky Gleichs bei. Wirken sie beim ersten Anblick düster und beinahe bedrohlich, so wird nach kurzer Zeit deutlich, dass die Perspektive eines Kindes sowohl optisch als auch emotional genau so funktioniert. Die “Großen” ähneln eher Riesen und wirken - vor allem gegen das Kind - farblos und unverständlich. Farbe findet man in all dem Braun nur bei dem Kind und seinem Hund, die rote Akzente aufweisen. Erst allmählich finden sich auch wieder Gelb- und Grüntöne, doch es bleibt gedeckt und stumpf in der Wirkung. So schnell geht es dann doch nicht mit der “Normalität”.
Wenn wir dieses Buch weniger als - durchaus gelungene - Beschreibung eines Gemütszustandes ansehen denn als mitfühlende Hilfe für Betroffene, bleiben bei den Illustrationen einige wenige Fragen offen. Ob ein trauerndes Kind tatsächlich gerne ein ganzes Buch voller Brauntöne betrachtet, darf gefragt werden. Auch ein Hinweis auf das in vielen Gegenden Deutschlands nicht mehr existierende intakte Sozialgefüge, das hier vorgeführt wird und den Sepiafarbton als Ausdruck des “Historischen” hilft hier nicht wirklich weiter. Und doch ist das ernsthafte Bemühen um Anteilnahme, Mitgefühl, ja Mit-Leid auf jeder Seite spürbar.