“Hast du Angst?” fragte die Maus

Schlagwörter

• Angst
• Tiere

Teaser

Eine Maus kommt vor einer Katze flüchtend zu ihren Jungen. Da die Mutter ihre Angst nicht erklären kann, macht sich die Maus Mina bald darauf auf, um andere Tiere zu fragen, ob sie Angst hätten. Doch große wie kleine Tiere können ihr keine befriedigende Antwort geben, bis sie durch das plötzliche Auftauchen einer für sie gefährlichen Schlange das Gefühl der Angst selbst ganz körperlich erlebt und sich nur mit Mühe in den sicheren Bau retten kann.

Beurteilungstext

Die Bilderbuchgeschichte beschäftigt sich mit der konkreten, situationsbedingten Angst vor einer realen Gefahr, in der die Betroffenen auch körperliche Symptome zeigen und die letztlich Fluchtreflexe auslösen; somit hat Angst einen Sinn für das Überleben. Dass es auch andere Arten von Angst gibt, zählt im Verlauf der Geschichte eine alte Schildkröte auf, aber das soll hier weder die Protagonistin noch die Betrachter näher interessieren. Es geht nebenbei auch um Neugierde, Mut und schließlich um Sicherheit und Geborgenheit. Diese Motive dürften Kinder etwa ab 4 Jahren ansprechen.
Der Aufbau folgt einem für Bildergeschichten nicht unüblichen Muster, es entsteht eine Frage, die Suche nach Antwort erfordert eine Aktion. Die Antwort ist nicht gleich zu haben, sie erfordert Ausdauer und Geduld, da die Fragende sehr variable aber zunächst unbefriedigende Antworten erhält. Hier geht es um eine Maus, eines der schutzlosesten Beutetiere, die ihr Überleben vor allem durch hohe Zahl der Geburten sichern. In dieser Geschichte ist die kleine Maus Mina mutig, zunächst befragt sie einen Löwen, mithin das gefährlichste Tier, doch dass er sie nicht schrecken kann, auch nicht mit Gebrüll, liegt darin, dass die Maus nicht in sein Beuteschema fällt, das erkennen sicher auch die betrachtenden Kinder. Sie erfahren in den nächsten Seiten, dass viele Tiere sich schützen können durch Gestank wie das Stinktier oder Stacheln wie der Igel, durch schiere Größe wie der Elefant und das Nilpferd, oder nur ignorant sind wie die Grille, auch dass Hunde die Angst der anderen spüren können. Im Wendepunkt der der Handlung wird es für die Betrachter spannend, die Maus kommt gar nicht zu ihrer Frage, sie wird nun gefragt. - Hier stimmen Erzählung und Illustration hervorragend zusammen, denn wir sehen zunächst nur die Maus und die bedrohliche Frage in großen Buchstaben gedruckt, das zugehörige Tier ist noch nicht zu sehen. - Mina hört zunächst nur das Zischen einer Schlange und instinktiv setzen die körperlichen Symptome ein, die den Fluchtreflex auslösen. Hier gelingt der kleinen Maus die Flucht in die sichere Höhle und die Angst lässt nach.
Antworten und Situationen sind variiert, teils sind Tiere hilfsbereit oder gelangweilt und werden treffend, auch humorvoll, beschrieben. Wie schon angedeutet spielen Text und Bild gut zusammen. Da ist das Auge der Katze, die bedrohlich in das Mäusenest blickt, die Angst der Mutter wird durch Augenstellung deutlich. Als die kleine Maus den Löwen befragt, wird nur das riesige Maul und die entspannte Haltung der kleinen Maus dargestellt. Meist ist die Farbgebung in vorwiegend ruhigen Erdtönen wie ocker braun und grau gehalten. Doch bei Gefahr erscheint der Hintergrund in einem kräftigem Signalrot und in Schwarz. Überzeugend gelingt es der Illustratorin die Körpersprache herauszuarbeiten, die leichte Karikatur passt wiederum gut zum humorvollen Erzählton des Autors.
Viele Bilderbücher befassen sich mit Kinderängsten wie Angst vor der Dunkelheit, dass Angst auch ein Warnsignal sein kann und bestimmte Eigenschaften schützen können Kinder hier erfahren. Fazit: ein rundum gelungen Bilderbuch zu empfehlen etwa ab 4 Jahren.