Hass gefällt mir

Autor*in
Nilsson, Johanna
ISBN
978-3-407-82099-0
Übersetzer*in
Dörries, Maike
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in / Sprecher*in
Umfang
169  Minuten
Verlag
Gattung
Digitale Medien
Ort
Weinheim
Jahr
2016
Alters­empfehlung
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Jonna und Gloria sind nicht gerade beliebt in der Schule und regelmäßig dem Spott ihrer „coolen“ Mitschüler ausgesetzt. Als jedoch ein Sexvideo von Gloria im Netz auftaucht, schlägt das Mädchen zurück. Nach und nach erkennt Jonna ihre Freundin nicht mehr wieder, da sie sich immer mehr wie ihre Mitschüler verhält: Gemein und skrupellos!

Beurteilungstext

Gloria musste erst vor kurzem wegen Mobbings die Schule wechseln. Jonna ist darüber sehr glücklich, denn Gloria gehört, genau wie sie, zu keiner der Gruppen dazu. Obwohl sie regelmäßig von den cooleren Schülern, insbesondere vom beliebten Robin, beschimpft und geärgert werden, haben die Mädchen ihren Spaß und sind eigentlich recht glücklich. Nach einem Umzug am Lucia-Tag landen die beiden Freundinnen plötzlich bei einer Party und werden von den sonst so coolen Kids sogar nett behandelt. Während Jonna die Party für die Schule rechtzeitig verlässt, bleibt Gloria in dem Haus zurück. Einige Tage später tauchen zuerst ein Nacktfoto und schließlich sogar ein Sexvideo von Gloria im Internet auf. Die gesamte Schule macht sich darüber lustig und Robin gründet mit einem falschen Facebookprofil sogar die Hassgruppe „Hass die Hure!“gegen Gloria. Allerdings reagiert das Mädchen völlig anders als erwartet auf diese extreme Form des Mobbings: Sie wird genauso gemein und skrupellos wie Robin. Da das Sexvideo quasi eine Vergewaltigung filmt, schlägt das Mädchen knallhart zurück. Nach und nach tauchen peinliche Fotos von Robin auf und er wird mehr und mehr selbst zum Opfer verschiedener Mobbingattacken. Gloria wird immer beliebter und schafft es, durch Erpressung derjenigen, die bei der Aufnahme des Sexvideos noch anwesend waren und ihr nicht geholfen haben, alle coolen Schüler auf ihre Seite zu ziehen. Robin steht plötzlich ohne Freunde da und wird nun ebenfalls auf extremste Art und Weise tyrannisiert. Er bekommt am eigenen Leib zu spüren, was er früher anderen Jugendlichen tagtäglich angetan hat. Irgendwann kommt es sogar dazu, dass eine zweite Hassgruppe mit dem Titel „Hass die Hure 2!“ gegen Robin ins Leben gerufen wird. In beiden Gruppen posten die Schüler anonym die schlimmsten Vorwürfe und Ideen. Der Versuch der Schuldirektorin, die Gruppe zu verbieten, scheitert kläglich. Während sich alle Schüler immer mehr in den Hass und das Mobbing hineinsteigern, wird es Jonna einfach zu viel. Obwohl sie Glorias Rache gegen Robin anfangs noch unterstützt hat, nimmt ihr die ganze Situation zu extreme Formen an. Aus diesem Grund beginnt sie zu Robin zu halten und wird nun selber zum Opfer von Cybermobbingattacken durch Gloria und ihre neuen Freunde. Der Hass der Schüler steigert sich im Internet schließlich so weit, dass während einer Krisenversammlung in der Schule das absolute Chaos ausbricht. Die Schüler greifen Lehrer an und verwüsten in ihrer Wut die Schule. Robin kann nur knapp auf das Dach entkommen und Jonna wird von dem wilden Mob sogar so stark verletzt, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden muss. Erst diese extreme Situation und ein Selbstmordversuch sorgen dafür, dass Gloria und Robin sich wieder miteinander versöhnen.
Das Buch „Hass gefällt mir“ von der schwedischen Autorin Johanna Nilsson schildert keine erfundenen Ereignisse, sondern befasst sich mit einem immer häufiger auftretenden Phänomen: Dem Cybermobbing. Dabei ist ihr Buch ein sehr gutes Beispiel für den Ablauf und die extremen Folgen, die Mobbing und insbesondere Cybermobbing annehmen können. Sehr deutlich lassen sich die einzelnen Phasen des Mobbings verfolgen bis schließlich eine ganze Schule betroffen ist und aus normalen Schülern ein wilder und gewalttätiger Mob wird, der keine Gnade kennt. Besonders interessant ist die Tatsache, dass Johanna Nilsson aus einem Mädchen, das zu Anfang der Geschichte ein Opfer ist, am Ende einen Täter werden lässt, der eine gesamte Schule aufhetzt. Lediglich die Figur der Jonna erkennt das Ausmaß des Mobbings und zieht sich von dem wachsenden Hass zurück. Die Autorin schafft es nicht nur die Phasen und Folgen des Mobbings, sondern auch die Gründe dafür zu präsentieren. Robin ist ein Täter, da er sich als coolster Junge der Schule behaupten muss und glaubt, seinen Ruf nur durch Unterdrückung anderer Schüler erhalten zu können. Gloria dagegen agiert aus Verzweiflung und Rachsucht heraus, was beinahe zu noch schlimmeren Ergebnissen führt. Mit seinem brisanten Ende erinnert das Buch zum Teil an Morton Rhues „Die Welle“, in dem ebenfalls eine Gruppenaktivität außer Kontrolle gerät und eine ganze Schule mitreißt.
Johanna Nilssons Buch „Hass gefällt mir“ besticht jedoch nicht nur durch das interessante und topaktuelle Thema, sondern auch durch die gute Verpackung von diesem in einer spannenden Geschichte. Obwohl das Mobbing von Beginn an als negativ dargestellt wird, schafft es die Autorin, dass der Leser die Gründe der Täter für das Mobbing nachvollziehen kann. Dadurch wird deutlich, dass Mobbing nicht ohne Grund entsteht, aber sehr leicht außer Kontrolle geraten kann. Die Figuren sind sehr ansprechend ausgearbeitet und es ist besonders schön, dass die Autorin nicht nur aus einer Perspektive erzählt, sondern zwischen den Figuren Jonna, Robin und Gloria wechselt. Auf diese Weise erhält der Leser Einblicke in die Motive und die Pläne jeder wichtigen Figur, wodurch die Spannung bis zur letzten Seite erhalten bleibt. Unterstützt wird diese Spannung noch durch das recht offene Ende, bei dem der Leser nicht erfährt, welche Folgen der Sturm auf die Schule haben wird. Weniger gut nachvollziehbar ist jedoch die plötzliche Versöhnung der beiden Täter Robin und Gloria. Während die beiden Jugendlichen beinahe das gesamte Buch über mit extremen Mitteln gegeneinander vorgehen, sprechen sie sich auf weniger als zwei Seiten aus und verzeihen sich jeglichen Angriff, ob psychisch oder physisch. Dieses Ende hätte besser ausgearbeitet werden können.
Im Großen und Ganzen ist „Hass gefällt mir“ von Johanna Nilsson jedoch ein sehr empfehlenswertes Buch für Jugendliche zwischen 13 und 18. Das aktuelle Thema und die spannende Verpackung der Autorin machen es auch zu einer geeigneten Lektüre für den Unterricht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ThL-UniBi.
Veröffentlicht am 01.04.2016

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