Harriet Tubmann

Autor*in
Petry, Ann
ISBN
978-3-7556-0004-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
220
Verlag
Nagel & Kimche
Gattung
BiografieErzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Anfang des 19.Jahrhunderts macht sich die schwarzhäutige Sklavin Harriet Tubmann von Dorchester County, Maryland auf den gefährlichen Weg zum freien Staat Pennsylvania. Sie will nicht länger als Ware und Zahlungsmittel für die Fehlkalkulationen ihres Herrn dienen. Ihr eigener, erfolgreicher Weg wird zu ihrer Mission und sie verhilft hunderten „Negroes“ zur Freiheit.

Beurteilungstext

Diese außergewöhnliche Biografie ist ein doppelter Sieg einer afroamerikanischen Frau in den USA des letzten Jahrhunderts. „The Street“, so der amerikanische Titel des Romans war der erste Roman einer afroamerikanischen Autorin, der sich 1,5 Millionen Fach verkaufte und soll nun zur Pflichtlektüre in amerikanischen Schulen werden. Gleichzeitig zeichnet er das Leben einer Frau nach, deren unbändiger Freiheitsdrang ihr verhalf, ihr eigenes und das Leben vieler Leidensgenossen*innen nachhaltig zu verändern.
Harriet möchte nicht das Schicksal ihrer LeidensgenossInnen erleiden und als verfügbare Masse für ihren Besitzer zur Verfügung stehen. Anfangs hofft sie, durch ihre verantwortliche Arbeitshaltung und ihren extremen Arbeitseinsatz für ihren Besitzer unentbehrlich zu sein, aber bald macht sie die Erfahrung, dass letztlich die finanzielle Lage des weißen Farmers über ihre Verkäuflichkeit bestimmt. Als „Zuchtvieh“ missbraucht macht sie sich kurz nach ihrer Heirat auf den Fluchtweg in den Norden. Ihr Mann lässt sie ziehen, verrät sie sogar. Auf diesem Weg macht sie die Erfahrung, dass sie nicht allein mit ihrer Kritik an dem bestehenden Sklavensystem ist und dass sogar weiße Menschen bei der geheimen Organisation „Underground Railroad“ mitarbeiten. Sie wird von Hand zu Hand, von Haus zu Haus weitergereicht, mit Essen und mit neuen Kontaktadressen versorgt. So gelingt ihr erfolgreich die Flucht, doch dieser Weg lässt sie nicht mehr los, sondern wird zu ihrem Lebensinhalt. Sie geht diesen Weg immer wieder und holt nicht nur Familienmitglieder, sondern hunderte andere Menschen in die Freiheit.
Vergleichbar mit heutigen Dokumentarfilmen findet in diesem Roman ein Wechsel zwischen realen Fakten und Szenen mit spielfilmartigen Romansequenzen statt, sodass der/die Leser*in sowohl historisch immer orientiert ist und gleichzeitig emotional einfühlsam die Schrecken eines Slavinnen- Lebens und die Flucht daraus nachvollziehen kann. Der etwas altertümliche Schreibstil der Autorin entspricht der Diktion der 1950er Jahre, in denen die Originalausgabe erschienen ist. Das macht das Lesen dieser Biografie für einen etwas ungeübten europäischen Leser*in schwierig, zumal diese Thematik eine typisch amerikanische ist. Trotzdem erscheint mir dieses Buch auch für hiesige junge Menschen - vor allem mit Migrationshintergrund - sehr empfehlenswert, da es deutlich macht, dass das Kämpfen für die eigene Sache trotz aller Schwierigkeiten lohnenswert ist.
Das abschließende Glossar erklärt einige wenige Begriffe, eine Landkarte des mittelamerikanischen Kontinents wäre hilfreich.

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Diese Rezension wurde verfasst von 6; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 01.06.2022