Hans im Glück und andere Märchen der Brüder Grimm
- Autor*in
- Hoffmann, Felix
- ISBN
- 978-3-314-10349-0
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Hoffmann, Felix
- Seitenanzahl
- –
- Verlag
- Nord-Süd
- Gattung
- Buch (gebunden)Märchen/Fabel/Sage
- Ort
- Gossau
- Jahr
- 2017
- Lesealter
- 6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 28,00 €
- Bewertung
Teaser
Sieben Märchen der Brüder Grimm werden hier – teils im bekannten Sprachgewand, teils nacherzählt – zusammengestellt und versehen mit den Illustrationen des Schweizer Künstlers Felix Hoffmann.
Beurteilungstext
Bei den sieben ausgewählten Texten handelt es sich um Klassiker aus dem Bestand der Kinder- und Hausmärchen. Es sind allgemein bekannte Texte, Rapunzel, Der Wolf und die sieben Geißlein, Dornröschen, Sie sieben Raben, König Drosselbart, Der Däumling und Hans im Glück. Dabei sind einige Texte wortwörtlich der bekannten Sammlung der Grimms in ihrer üblichen Form der siebenten Auflage „letzter Hand“ aus dem Jahr 1857 entnommen, andere wie zum Beispiel Rapunzel wurden von Felix Hoffmann nacherzählt. Dabei handelt es sich aber weniger um sprachliche Vereinfachungen oder Aktualisierungen. Hoffmann nutzt das bekannte Wortmaterial und variiert nur minimal, indem er atmosphärische Elemente einarbeitet und die Handlung leicht abwandelt. So verkürzt er den Rapunzeltext zum Beispiel dadurch, dass er Rapunzel nach dem Absturz des Prinzen sofort hinter diesem herspringen lässt und die Heilung sofort stattfindet. Von Kindern ist in dieser Variante noch keine Rede und die alte Mutter Gothel wird schließlich noch bestraft, indem sie im Turm eingeschlossen schrumpf du schrumpft, bis sie von einem Vogel gefressen wird. Mit diesem Eingriff strafft Hoffmann die Handlung, variiert aber auch den psychologischen Aussagegehalt des Märchens. Der Vertrauensbruch des fürsorgebenötigenden Kindes wird hier legitimiert, die auf ihre Weise fürsorgende Ersatzmutter wird nun klar als negative Antagonistin dargestellt und auch bestraft. Das bei den Grimms im Verlauf der verschiedenen Überarbeitungen zunehmend marginalisierte Thema einer aufkeimenden und heimlichen Sexualität und die damit verbundene Geburt der Kinder wird ausgeblendet. Damit reduziert Hoffmann den Text auf den emotionalen Kern und macht diesen zum Maßstab für die Selbstbestimmung, der sich fremde Eingriffe nicht in den Weg zu stellen haben, bzw. die wenn sie es tun doch als negative Handlungen markiert werden.
Eindrücklich sind die Bilder, mit denen Felix Hoffmann die Märchen versieht. Die beziehen sich zum Teil auf größere Handlungsabschnitte, zum Teil aber auch in hoher Frequenz auf kurze Absätze, manchmal lediglich einen Satz. Hier changiert das Buchformat zwischen dem klassischen bebilderten Märchenbuch und einem Bilderbuch, das sehr eng und wechselseitig aufeinander bezogen mit einem engen Verhältnis von Bildern und Texten spielt. Die grafischen Zeichnungen zeichnen naturalistische und detailgenaue Szenen, die doch in ihrer Farbigkeit und beim Spiel mit Perspektiven und Größenverhältnissen auch emotionale Dimensionen und Machtverhältnisse mitgestalten, dabei aber auch immer wieder visuelle Anleihen suchen bei klassischen Figurendarstellungen der Antike oder künstlerischen Strömungen der Moderne. So entstehen faszinierende Bildfolgen, die das Märchen fast szenisch wirken lassen.
Erstmals sind die von Felix Hoffmann Mitte des 20. Jahrhunderts illustrierten Märchen in einem Band vereint. Sie eröffnen einen interessanten Einblick in Bildwelten, die fremd und vertraut zugleich wirken. Die Märchen stehen auf der Homepage des NordSüd-Verlags auch als szenische Lesungen auch zum Download bereit.