Hallo, Walfisch!

Autor*in
Gundars, Lauris
ISBN
978-3-905804-87-4
Übersetzer*in
Knoll, Matthias
Ori. Sprache
Lettisch
Illustrator*in
Melece, Anete
Seitenanzahl
92
Verlag
Baobab Books
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Basel
Jahr
2018
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
15,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Enkelin und Großvater verbringen viel Zeit miteinander und verstehen sich wunderbar. Mücke (so nennt Opa sie), darf Walfisch (so nennt Mücke ihn) jede Frage stellen, die er dann versucht zu beantworten. Bis eines Tages Mücke ihn fragt, warum er die Menschen nicht grüßt.

Beurteilungstext

Dies ist die Geschichte von Mücke und Walfisch. Die Enkelin und ihr Großvater verleben die Tage miteinander, denn Mückes Eltern arbeiten viel. Jeden Tag unternehmen sie schöne Dinge und verstehen sich bis zu dem Moment ohne Einschränkung, als Mücke Walfisch danach fragt, weshalb er die Menschen unterwegs nicht grüßen würde. Walfisch kann die Frage der Enkelin nicht zur Zufriedenheit beantworten und eine Eiszeit entsteht zwischen ihnen. Dem guten Beispiel Mückes folgend, denn sie grüßt immer, setzt der alte Mann einen im Stillen beschlossenen Plan um und schafft es tatsächlich, die nette Dame im Park zu grüßen und sich mit ihr anzufreunden. Nun können Mücke und Walfisch wieder unbeschwert gute Tage miteinander verbringen.

Im Buch werden die Themen Liebe, Vertrauen, Verständnis, Freude, Wut, Trauer und Unverständnis angesprochen. Anfänglich scheint die Welt der beiden Protagonisten in Ordnung zu sein und es macht Spaß, sie zu beobachten und zu begleiten. Als sie nicht mehr miteinander sprechen und der Konflikt übergroß zu werden scheint, leidet man mit ihnen. Das Mädchen reagiert klug, indem es versucht, den Opa zu verstehen und um seine Gesundheit zu schonen, lässt sie ihn in Ruhe.

Die farbigen Filzstiftzeichnungen bestechen durch eine eindringliche Bildsprache. Reduziert auf das Wesentliche drücken sie die Befindlichkeit der dargestellten Personen aus. Die Illustrationen kommunizieren stets mit dem Text und geben die Orte und Situationen gelungen wieder. Eine genaue Betrachtung macht Freude und regt zu Gesprächen über das Gesehene in Verbindung mit dem Text an.

Dieser ist in einer klar verständlichen Sprache verfasst und die für das Lesealter angemessene Satzlänge unterstützt dies. Viel wörtliche Rede macht ihn lebendig. Ebenso wie bei den Bildern gibt es viel Gesprächsstoff während des Vorlesens oder gemeinsamen Lesens.

Das Buch nimmt den Leser mit in die Welt der kleinen Mücke und ihres Opas Walfisch. Schnell wird man mit den Hauptpersonen vertraut, freut sich über die enge und vertrauensvolle Verbindung zwischen ihnen und sorgt sich während ihres Konflikts um die beiden. Die Leserschaft kann hier auf Erfahrungen aus der eigenen Lebenswelt zurückgreifen. Allerdings ist es für Kinder schwierig zu verstehen, warum es dem Opa so schwer fällt, andere Menschen zu grüßen und ein solch großer Konflikt dadurch entsteht.

Lediglich im Nachwort wird durch den Übersetzer eine mögliche Erklärung zum dargestellten Verhalten der älteren Bevölkerung Lettlands gegeben: Viele Letten wurden während der fast 50-jährigen Besetzung und Gewaltherrschaft durch die UdSSR inhaftiert, nach Sibirien deportiert und/oder ermordet. Dadurch entstand großes Misstrauen aus Furcht vor Verrat innerhalb der Bevölkerung. Dies wird als ein Grund des unpersönlichen Umgangs mit Fremden gesehen.

Gundars transportiert diese schwierige Thematik jedoch geschickt in seiner liebevoll verfassten Geschichte um Großvater und Enkelin. Je nach Lesealter werden sicherlich Rückfragen gestellt, die mit dem Wissen aus dem Anhang erklärt werden können.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von InD; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 01.04.2019

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