Hadscha, ich und der Himmel über der Pampa

Autor*in
Kordon, Klaus
ISBN
978-3-407-75434-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
237
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
Weinheim
Jahr
2018
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
17,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Matti braucht dringend eine Auszeit. Ständig hat er Probleme mit den Eltern oder Stress mit dem Klassenlehrer. Als er dann noch seine Freundin beim Fremdknutschen erwischt, haut er ab. Nach Windeck, wo er vor Jahren unbeschwerte Ferien mit dem Mädchen Inka verbracht hatte. Er trifft den lebenserfahrenen Hadscha und die couragierte Elena, die ihm neue Denkanstöße geben. Auch Inka sieht er wieder, aber ob sich an damals anknüpfen lässt? Und dann ist da noch ein Flüchtlingsjunge, der Hilfe braucht.

Beurteilungstext

Im Mittelpunkt von Klaus Kordons Jugendbuch „Hadscha, ich und der Himmel über der Pampa“ steht der 15-jährige Matti. Er ist aus seinem gewohnten Umfeld ausgebrochen, um seine Probleme hinter sich zu lassen. Sein Zufluchtsort ist ein verfallener Bauernhof, in der Nähe von Windeck, in Mecklenburg-Vorpommern. Hinter dem verwilderten Grundstück beginnt die „Pampa“, eine weite, baumlose Ebene, nur Wiesen und Felder. Hier hat Matti in den Sommerferien vor vier Jahren gemeinsam mit Inka spannende Abenteuer erlebt. Der Wunsch Inka wiederzusehen, an die er all die Jahre denken musste, treibt ihn hierher. Aber, das ist nicht alles, er braucht Zeit um über vieles nachzudenken. Zum einen über Jessy, die ihn mit seinem besten Kumpel Pete betrogen hat, und zum anderen über seine Eltern, die ihn und seine Ideen nicht ernst nehmen, immer nur mit sich beschäftigt sind. Außerdem ist da noch die Wut auf seinen Klassenlehrer Herrn Schröder, mit dem er ganz und gar nicht zurechtkommt. Weil er bei dessen aufgesetzten Witzen auf Kosten anderer nicht mitlachen will.
Klaus Kordon beschreibt Matti als Jugendlichen, der viel über sich und andere nachsinnt, der Dinge hinterfragt und kein Mitläufer sein will. Matti ist verunsichert und auf der Suche nach Antworten, wie viele andere Jugendliche auch. Die Verletzung und Enttäuschung durch den Verrat von Jessy und Pete sitzt tief. Er wird von Selbstzweifeln gequält, die junge Menschen in dem Alter oft umtreiben. Das Zusammentreffen mit dem lebenserfahrenen Hadscha ist für Matti ein großes Glück. Der unkonventionelle alte Mann führt viele tiefsinnige Gespräche mit ihm. Durch Hadscha erfährt Matti, dass es wichtig ist, für sich selber einzustehen und seine Ideale zu verfolgen. Hadscha selbst hat dies immer getan und ist sich auch im sozialistischen System der ehemaligen DDR treu geblieben. Er wollte kein "Jasager" und "Abnicker" sein, auch wenn ihn dies für eineinhalb Jahre ins Gefängnis gebracht hat. Noch so eine unkonventionelle Erscheinung ist Elena, die mit ihrem knallroten mobilen Landladen „Elenas flinke Futterkiste“ von Dorf zu Dorf pendelt und ihre Waren verkauft. Sie ist tatkräftig und hat immer ein freundliches Wort für ihre Kundschaft. Selbst, als ihr Laden von einem Flüchtlingsjungen überfallen wird, möchte sie den in Not geratenen Jugendlichen nicht anzeigen, sondern ihm zur Seite stehen. Auch Matti möchte helfen, er ist in das Ereignis verstrickt, denn nur durch ihn konnte der Flüchtende gefangen werden. Und dann ist da natürlich noch Mattis Wiedersehen mit Inka, die immer noch so stark und sensibel ist, wie er sie in Erinnerung gehalten hat. Inka lebt mittlerweile in Hannover und ist zu Besuch bei ihrer Oma. Allerdings ist ihr Freund Mark mit von der Partie und der ist von Mattis Anwesenheit wenig begeistert. Als Mark nach einem Streit abreist, kommen sich Inka und Matti kurz näher, doch Inka zieht sich zurück, ihre Gefühle für Matti sind doch eher freundschaftlich und sie möchte Mark auch nicht hintergehen. Nun muss auch Matti sich über seine Gefühle klar werden. Jessy hat ihm geschrieben, dass sie den „Ausrutscher“ bitter bereut und eigentlich nur wütend auf ihn war, deshalb habe sie Pete geküsst. Aber kann Matti das als Entschuldigung akzeptieren? Macht sie ihn da nicht ein bisschen mitverantwortlich für ihr eigenes Handeln? Aber nicht nur diesem zurückgelassenen Problem wird sich Matti stellen müssen.
Am Ende des Buches ist er ein Stück erwachsener geworden. Noch hat er Zeit, vieles auszuprobieren, getreu einer Lebensweisheit, die der alte Hadscha ihm mit auf den Weg gibt: „… das ist er, der Preis des Erwachsenwerdens. Ab ´nem gewissen Alter fliegen wir alle nicht mehr. Aber so lange es noch geht – nur zu, die Flügel aufgespannt, die Welt ist weit“.
Klaus Kordon hat in seinem Roman Themen miteinander verwoben, die junge Menschen bewegen. Eltern, die ihren Kindern nicht zuhören und über deren Zukunft entscheiden wollen, erste Liebe und Freundschaften, die zerbrechen. Zusätzlich erzählt er die Geschichte eines iranischen Flüchtlingsjungen, der alles verloren hat und seine ganze Hoffnung in ein Wiedersehen mit seinem Freund setzt. Kordon zeigt auf, dass die Situation von Flüchtlingen in Deutschland nicht einfach ist, aber ein Abtauchen in die Illegalität keine Lösung sein darf. Das Jugendbuch ist nah an der Gefühlswelt junger Menschen, aber zugleich auch politisch, denn Kordons Geschichte gibt einen Einblick in Vergangenes und Gegenwärtiges der deutschen Geschichte. Ein sehr empfehlenswerter Roman mit einer geradlinigen Sprache für Leser*innen ab 14 Jahren.

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Diese Rezension wurde verfasst von BiSu; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 24.12.2018

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