Gute Nacht, Carola

Schlagwörter

• Angst
• Essen

Teaser

Carola ist ein kleines Mädchen, geht noch nicht zur Schule und hat keine Angst. Vor nichts und niemandem. Eines Nachts wird sie in ihrem Schlafzimmer von einer tiefen, grauenvollen Stimme angesprochen. Unerschrocken geht Carola der Sache auf den Grund. Und siehe da, das böse Geschöpf unter ihrem Bett stellt sich als ganz nett heraus. Also hat sie auch weiterhin keine Angst. Zu Recht.

Beurteilungstext

In diesem Kinderbuch, das schon Dreijährige begeistern wird und noch für 4- bis 5-Jährige ein echter Knaller sein dürfte, geht es um das Thema ANGST, die man nicht haben muss, ums Schlafengehen und um das Lieblingsessen.

Carola, sie ist gleich auf der ersten Seite mit ihrem Lieblingskleid (blau mit roten Blumen) abgebildet, "hätte am liebsten jeden Tag Hefeklöße mit Kirschen gegessen...und kein einziges noch so kleines Stückchen Käse". Carola ist im wahrsten Sinne des Wortes COOL. "Vor riesigen, bellenden, schwarzen Hunden mit großen Zähnen fürchtete sich Carola genauso viel wie vor einer kleinen Fliege: nämlich überhaupt nicht." Das fand sie einfach nur blöd und nutzlos. Ihre Meinung war: "... wer sich nicht fürchtet, hat mehr Zeit zum Spielen."

Ihre Mutter z.B. meinte, vor Autos solle sich Carola fürchten, damit sie nicht überfahren wird. Aber Carola geht die Sache mit Logik an. Sie will nicht ins Krankenhaus, in das die meisten Unfallopfer kommen, wenn sie überfahren werden und deswegen passt sie auf der Straße auf. Warum also sollte sie deshalb ANGST vor Autos haben?

Wenn Carola nachts mal nicht gleich einschlafen kann, macht sie sich darüber keine großen Gedanken. Auch ihre Nachttischlampe macht sie nicht an, denn sie fürchtet sich auch nicht vor der Dunkelheit. Sie streichelt dann lieber ihren Kuschelpinguin Merlin, redet mit ihm und ab und zu gähnt sie mal. Die gähnende Carola begegnet uns schon großformatig auf dem Titelcover und in ihrem Schlafzimmer können die Bilderbuchbetrachter und die Kinder, denen vorgelesen wird, derweil - trotz Dunkelheit- ihre Spielsachen betrachten.

In Maurice Sendak's berühmten Kinderbuch aus dem Jahre 1963 "Wo die wilden Kerle wohnen" zähmt der junge Protagonist wilde Tiere, die ihm im Traum begegnen, mit einem Zaubertrick. In GUTE NACHT, CAROLA lauert ein dickes Monster mit vielen Zähnen unter Carolas Bett. Und das wundert sich, dass Carola keine Angst vor ihm hat. Erst als das sogenannte "GRUNDBÖSE" ihren Stoffpinguin aus dem Fenster baumeln lässt, "schossen Carola Tränen in die Augen". Aber es war keine Angst! Sie wusste nur nicht, "ob sie traurig oder wütend war."

Und wie geht diese zauberhafte, herrlich und in kräftigen Farben bebilderte Geschichte aus? Carola findet es mit ihrer coolen Sachlichkeit heraus. Das sogenannte GRUNDBÖSE hatte noch nicht mal einen richtigen Namen. Seit 1000 Jahren hatte es keinen Geburtstag, kein Weihnachten und keinen Nachtisch. Das fand sie blöd. "Für mich bist du nicht böse, sondern einfach nur bockig", meinte sie und gab dem GRUNDBÖSEN einfach einen neuen Namen, nämlich Jonny und wünschte ihm eine Gute Nacht. Und Jonny "blieb unter Carolas Bett wohnen. Und wenn ihr andere Kinder erzählten, sie hätten etwas ganz Böses gesehen, dann beruhigte sie Carola. Das kann nicht sein, sagte sie dann. Denn das Böse wohnt unter meinem Bett. Und eigentlich ist es ganz nett."

Manuela Oltens Illustrationen begeistern mit ihrer frechen Sachlichkeit. Ausdrucksstark und witzig, detailverliebt und trotzdem auf das Wesentliche konzentriert. Und Kurt Krömer zeigt mit seinem Co-Autor Jakob Hein, dass er nicht nur ein schlagfertiger Gesprächsaufmischer für Erwachsene im Fernsehen ist, sondern ein sensibler Wortfinder für Kinderseelen. Wer in den 60er Jahren die wilden Kerle mochte, wird dieses Buch genauso lieben und schätzen. Es könnte ein neuer Klassiker werden und ist uneingeschränkt sehr, sehr empfehlenswert!