Gut geflunkert, Zilo!

Autor*in
Kemal, Yasar
ISBN
978-3-7152-0464-2
Übersetzer*in
Cumart, Nevfel
Ori. Sprache
Türkisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
112
Verlag
Atlantispro Juventute
Gattung
Ort
Zürich
Jahr
2002
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
12,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zilo lebt ziemlich allein in Istanbul und schlägt sich mehr schlecht als recht durch, indem sie Taubenfutter verkauft. Zwischendurch reicht das nicht und sie stiehlt, um über die Runden zu kommen, obwohl sie weiß, dass sie das eigentlich nicht sollte.

Beurteilungstext

Yasar Kemal, der wohl berühmteste und erfolgreichste türkische Schriftsteller, hat vor knapp 25 Jahren Kinder und Jugendliche befragt. Aus diesen Befragungen und Gesprächen mit Kindern und Jugendlichen, sie entweder keine Familie oder kein festes Zuhause haben, ist 1978 eine Sammlung von Geschichten unter dem Titel "Die Soldaten Gottes" entstanden. Die vorliegende Geschichte von Zilo ist eine davon und erscheint zum ersten Mal auf deutsch - in einer sehr guten Übersetzung von Nevfel Cumart.
Es ist eine eigene Art des Erzählens, auf die man hier trifft. Kemal wechselt in jeweils recht kurzen Abschnitten Stil und Perspektive, wechselt von der Außen- zu Innensicht, beschreibt und kommentiert, fragt und gibt Antworten wieder. So entsteht kein Interview, sondern eine Collage von Eindrücken und Stellungnahmen, die sich zum Bild eines tapferen, gutherzigen und cleveren türkischen Straßenkindes fügen. Das ist (be)rührend, lustig, traurig; es geht um Anteilnahme und elementare Gefühle, weniger um Fakten, Fakten, Fakten.
Zugleich sind Orte, Namen, Umstände und Figuren fremd, nicht nur dem Klang nach. Das macht die Lektüre für Kinder gleichen Alters schwierig; denn sie können wenig mit den Namen verschiedener türkischer Städte oder Stadtteile Istanbuls anfangen. Sie verstehen kaum, wie jemand Taubenfutter verkaufen kann, wo das Füttern von Tauben bei uns eher verboten als geboten ist. Sie können mit Konflikten, die aus dem Umgang mit Koran und Moschee entstehen, wenig anfangen.
So bleibt vor allem das Vorlesen und das gemeinsame, ja pädagogisch vorsichtig begleitende "Arbeiten" an einem solchen Buch, dessen Reiz unter anderem gerade in der Fremdheit besteht.

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Diese Rezension wurde verfasst von wei.
Veröffentlicht am 01.01.2010