Gullivers Reisen

Autor*in
Swift, Jonathan
ISBN
978-3-8303-1107-2
Übersetzer*in
Baumann, Peter
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Grasso, Mario
Seitenanzahl
208
Verlag
Lappan
Gattung
Fantastik
Ort
Oldenburg
Jahr
2006
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
24,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zwei der vier Reisen von Gulliver werden gekonnt übersetzt und zum Schluss kommentiert und mit ganz vielen Bildern üppig ausgestattet: Liliput und Brobdingnag - 12-mal so klein, 12-mal so groß, ansonsten wie bei uns, nur pointierter, kritischer und auch satirischer. Ein Buch zum Vorlesen, aber auch zum wiederholten Selbstlesen, selbst als Erwachsener.

Beurteilungstext

Neben seinem Beruf als Priester und Politiker hat Jonathan Swift noch diverse andere ausgeübt. Unter anderem war er (hpts. satirischer) Schriftsteller. Auch Gullivers Reisen gehören in die Sparte der Satire, obwohl gerade die beiden hier abgedruckten Teile sehr gut in die Welt der Kinder- und Jugendliteratur passen. Man muss hier nicht wissen, dass das "Auspinkeln" des Feuers im königlichen Palast der Liliputaner ein Seitenhieb auf den "deutschen" König Georg I war oder - im hier nicht abgedruckten vierten Teil, England als "Blut saugender" Staat gegenüber Irland auftritt. Man denke dabei nur an seine arge Satire "A Modest Proposal" (Ein bescheidener Vorschlag).

Hier nun die Geschichte von den 12-mal kleineren bzw. 12-mal größeren Menschen, zu denen es Gulliver auf seinen Reisen verschlägt und die selbstverständlich anders leben, als er es gewohnt ist - und wir als Leser mit ihm. Dann ist aber doch alles wie bei uns: Intrigen, Verschwörungen, Verdächtigungen all über all. Liebe und Hass, Verrat und Hilfe.
Bei den Liliputanern, bei denen er nach der ersten Fesselung beginnt, sich heimisch zu fühlen, wird Gulliver, der Menschenberg, des Hochverrats angeklagt, kann jedoch fliehen. Sein Entschluss: Ich werde nie wieder einem Fürsten oder Minister vertrauen.
Aber dem Rat seiner Freunde und der Verwandten nach seiner glücklichen Rückkehr nach England, dem folgt er nicht. Wieder wird er auf eine Insel verschlagen. Dort gerät er in die Welt der Riesen. Allein die Gefahren durch die Hauskatze, fliegende Wespen in Rebhuhngröße oder - noch schlimmer - durch das Baby, das ihn als Spielzeug betrachtet und in den Mund nehmen will ... Von dem dortigen Bauern wird er als Narr und Spielzeug des Königs und der Königin an den Hof verkauft. Einerseits kann er gelehrte Gespräche mit dem König führen, andererseits muss er erdulden, ein Un-Wesen zu sein. Durch einen glücklichen Umstand (ein Greifvogel entführt den Transportkäfig und lässt ihn über See ausgerechnet in der Nähe eines englischen Schiffs fallen.

Swift gibt seinen Orten und "Menschen" merkwürdige Namen (Lilliput oder auch Liliput, Glumdalclitsch, Brobdingnag, Houyhnhnms, Yahoo, Luggnagg usw.). Wie viele seiner kleinen Nebengeschichten Anspielungen Bezüge auf die damalige Zeit (18. Jahrhundert) waren, lässt sich heute nicht mehr feststellen. In seinem Nachwort nennt der Übersetzer und Verleger Peter Baumann einige: gullible hieß "leicht zu täuschen" (gullibility = Leichtgläubigkeit), Mildendo sei ein Wortspiel aus Dublin und London, die Hochseil-Szene in Liliput sei eine freche Anspielung auf den Sturz eines Premierministers, dessen Sturz ebenfalls "durch ein Kissen" (= durch Fürsprache der Mätresse des Königs) gemildert wurde. In diesem Nachwort geht Baumann auch auf die beiden weiteren Teile des Originals ein. Auch hier hilft er uns vielfältig bei den Anspielungen und ebenso bei Interpretationsversuchen, die auch die Beziehungen zwischen Swift und Gulliver beinhalten. Immerhin wird das Volumen von Gulliver bei den Liliputanern mit 12hoch3 angegeben, das ist 1728. Zwei Jahre vorher wird "Gulliver's Travels" das erste Mal veröffentlicht.

Mario Grassos Anteil am Buch kommt nun etwas zu kurz. Er hat bereits zwei weitere Hausbücher bei Lappan illustriert (Stevensons "Mein Bett ist mein Boot" und Künnemanns Version von "Die schönsten Märchen aus 1001 Nacht") und ist / war dabei ungemein fleißig, gibt es doch kaum eine Seite ohne Bild. Dabei wechselt er zwischen solchen mit Rahmen und solchen, um die der zweispaltig gesetzte Text gemäß der Form des Bildes fließt. Grasso hat einen ganz eigenen Stil, der Bewegungen einfriert. Die Pfeile fliegen nicht wirklich, der Sturz von der Rah ist angehalten, die Pferde halten mitten im Galopp inne wie auch der Schmetterling mitten im Flug.
Das schafft eine eigenartige Spannung in den ansonsten realistisch gemalten Bildern, die damit über die Erzählung hinausgehen, denn jene halten inne während diese vorantreibt. Anzumerken sei auch noch die schöne Verzierung der Seitenzahlen. Sehr angemessen.

Auch wenn man schon mal etwas von Gulliver und seinen Reisen gehört hat, haben wir hier viele Gründe genannt, warum dieses ein echtes Hausbuch ist, das eben da hinein gehört.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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