Gullivers Reisen

Autor*in
Swift, Jonathan
ISBN
978-3-8303-1107-2
Übersetzer*in
Baumann, Peter
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Grasso, Mario
Seitenanzahl
208
Verlag
Lappan
Gattung
Ort
Oldenburg
Jahr
2006
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
24,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Gulliver reist in die Welt, einmal erleidet er Schiffbruch und landet auf der weitab gelegenen Insel der Liliputaner; bald nach seiner glücklichen Rückkehr fährt er wiederum los und wird von seinen Kameraden auf der Insel der Riesen alleine gelassen. Der selbstbewusste und forsche junge Mann unterwirft sich in beiden Fällen den einheimischen Herrschern und überlebt dadurch. Swift führt mit seiner exotischen Reisebeschreibung dem Leser die menschlichen Eigenschaften in extremo vor.

Beurteilungstext

Peter Baumann folgt in seiner Übersetzung dem Original werkgetreu. So ist keine lieblich-neudeutsche Sprache entstanden, sondern der Leser wird in die Vergangenheit mit seinen für heutige Kinder etwas umständlichen Sprache und längeren Sätzen geführt. Dadurch aber bleibt dem Text das authentische, die Maßangaben, die hier natürlich eine große Rolle spielen, bleiben bei Fuß, Meile etc., werden aber im Anhang genau erklärt. Überhaupt ist das Nachwort des Übersetzers bemerkenswert. Selbst für junge Leser dürfte es interessant sein, wie konkret Gullivers Beschreibungen der Herrschaften, Sitten und Merkwürdigkeiten eigentlich auf die damalige britische Gesellschaft bezogen waren. Aber auch unabhängig davon bleibt manche Kuriosität eine genaue Beschreibung der menschlichen, allzu menschlichen Eigenarten, die nur durch den Wechsel der Perspektive in 1/12 oder das 12-fache so befremdlich, amüsant oder bedrohlich wirken.
(Nur eines blieb mir schon als Kind, als ich den Gulliver das erste Mal las, unbegreiflich: Wo bleibt eigentlich der Stuhlgang des im Vergleich riesenhaften Gullivers? Der kann doch nicht einfach in die Gegend .... - immerhin ist alles von Gullivers Essen 1728 (wie die Liliputaner Gulliver scheinbar exakt und unumstößlich vorrechnen ) mal zunehmen, folglich auch das, was übrig bleibt. Deutlich wird dem Leser das, als Gulliver bei den Riesen sein kleines Häufchen zwischen die Blumen setzt. Die sehen das das ja kaum noch. Aber in den umgekehrten Größenverhältnissen? Und einen Großbrand kann Gulliver einfach auspinkeln.)
Die Beschränktheit der Gesellschaft wird in deren Querelen und Intrigen gleichermaßen deutlich - aus der Distanz amüsiert man sich darüber. Aber der aktuelle Berliner Haushalt ist durchaus mit dem britischen vergleichbar, von dem Gulliver seinem staunenden Brobdingnager erzählt: die Regierung gibt doppelt so viel aus, wie sie einnimmt. Ebenso interessant ist die Beschreibung der Erziehung der Kinder von Liliput: nichts könnte auch von Kindern aktueller überlegt werden.
Fraglos ist Swift Gesellschaftssatire zeitlos aktuell. Die Übersetzung trägt dazu bei.
Etwas mehr Schwierigkeiten habe ich mit Grassos Illustrationen: sie stehen zwischen naiver Malerei und der Hintergründigkeit eines Walter Trier, bleiben letztlich aber unentschieden. So erleichtern sie die Lektüre, zumal wirklich auf jeder Seite mindestens ein Bild zu sehen ist, unterstützen den Text aber nicht weiter als durch Visualisierung.
(Nehme ich, nur als Beispiel, die Zeichnungen Eberhard Binders zur Hand (Herder/Neues Leben 1984), so verliere ich mich gleich darin: sie erzählen parallel, nicht deckungsgleich, sind psychologisch genauer und dennoch amüsanter - oder gerade deshalb)
Der Verlag kündigt den vorliegenden Band als Familien-Hausbuch an. Kaum ein Band verdiente diese Bezeichnung eher: Großformat, farbig, solide gebunden (allenfalls das Lesebändchen fehlte) und eine Geschichte, die nicht nur gerne vorgelesen und gehört wird, sondern auch eine, die man unbeschadet noch viele Male wieder lesen kann - mit vermehrtem Gewinn. Es lohnt sich also, dieses Buch gut aufzuheben.
Und in Schulbibliotheken sollte es für alle die stehen, die das Buch nicht zu Hause im Bücherschrank haben.
Und das soll ja öfters vorkommen, habe ich vernommen.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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