Große Tatzen, kleine Tatzen
- Autor*in
- Bernstein, Galia
- ISBN
- 978-3-570-17580-4
- Übersetzer*in
- Gutzschhahn, Uwe-Michael
- Ori. Sprache
- Amerikanisch
- Illustrator*in
- Bernstein, Galia
- Seitenanzahl
- 32
- Verlag
- –
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- München
- Jahr
- 2018
- Preis
- 13,00 €
- Bewertung
Teaser
Simon die Katze besucht die Verwandtschaft – doch die tut sich schwer, in Simon einen Artgenossen zu erkennen.
Beurteilungstext
Zuerst müssen alle lachen, als der kleine Kater Simon behauptet, eine Katze zu sein. Katzen haben doch eine Mähne, meint der Löwe. Katzen würden doch schneller rennen als alle, meint der Gepard. Katzen würden doch schwarz sein, meint der Panther und so weiter und so fort. Doch Simon ist nicht auf den Mund gefallen. Das seien doch alles Eigenschaften, die die Katzen voneinander unterscheiden würden. Stimmt, müssen da die Großen zugeben. Doch es gibt auch Gemeinsamkeiten: die Schnauze, der lange Schwanz, die Krallen und die Nachsichtaugen. Doch das hat Simon ja alles auch, stellt er begeistert fest. Da müssen auch die Großen zugeben, dass Simon eine Katze ist. Erstaunlich!
In der Begegnung von Simon und seinen Verwandten steckt eine wichtige Beobachtung. Im Alltag neigen wir dazu, eher die Unterschiede zu sehen und uns voneinander abzugrenzen. Menschen sehen anders aus, haben andere Vorlieben, Prägungen oder Herkünfte. Aber die Gemeinsamkeiten zwischen uns sind dennoch viel stärker als all die Unterschiede. Doch die muss man eben auch sehen wollen. Herrlich komisch und doch überzeugend wird das an der taffen kleinen Katze Simon vorgeführt und führt immerhin bei den Katzen zu einem guten Ende, bei dem schließlich alle einträchtig miteinander spielen. Das macht ja Hoffnung, dass es bei den Menschen vielleicht auch noch gut gehen kann.
Die Geschichte wird als Bilderbuch erzählt, wobei der Kontext der Handlung weitgehend unklar bleibt. Die Tiere sind in Gemeinschaft doch ohne Kontext und Szene auf Weißgrund zu sehen. Dadurch steht die Interaktion im Fokus. In den Bildern sind typisierte Tiere zu sehen, die doch an den natürlichen Vorlagen orientiert sind, aber bilderbuchtypisch vereinfacht wurden. Klar konturiert und mit Wasserfarbe koloriert bieten sie ein gut erkennbares Figurenarsenal. Dabei spielt Galia Bernstein in den Bildern gerade auch mit Größe und Distanz, was die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten noch einmal eindrücklich ins Bild setzt. Der Text dagegen beschränkt sich weitgehend minimalistisch auf wörtliche Rede. So hat das Buch eine szenische Wirkung, die Nähe erzeugt und unmittelbar in die Handlung hineinführt. Die Übersetzung fertigte der diesjährige Übersetzungs-Sonderpreisträger Uwe-Michael Gutzschhahn an.
Insgesamt liegt ein gelungenes und überzeugendes Werk vor – sehr zu empfehlen!
Michael Ritter