Grimms Märchen
- Autor*in
- Pullmann, Philip
- ISBN
- 978-3-8489-2001-3
- Übersetzer*in
- Tichy, Martina
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- Tan, Shaun
- Seitenanzahl
- 511
- Verlag
- –
- Gattung
- Märchen/Fabel/Sage
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2013
- Lesealter
- 6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 29,90 €
- Bewertung
Teaser
Nacherzählung von 50 Grimmschen Märchen, die von Bildern des Künstlers Shaun Tan begleitet werden.
Beurteilungstext
Mit viel Feingefühl für das Wesen der Märchen und dem Ziel, ""die besten und interessantesten von ihnen zu erzählen und alles aus dem Weg zu räumen, was ihren freien Lauf hindert"" (S. 13) widmete sich Philip Pullman 50 Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm. Dabei finden sich Klassiker, wie ""Rumpelstilzchen"", aber auch weniger bekannte Märchen, wie beispielsweise ""Das Totenhemdchen"".
Nun mag die Frage im Raum stehen, warum diese Art der Geschichten abermals den Weg der Nacherzählung und der Übersetzung durchleben muss. Glücklicherweise hat Pullman sich sein Vorhaben, den Märchen weder seine persönliche Interpretation noch eine gekünstelte Moderne anlegen zu wollen, scheinbar immer wieder vor Augen gehalten. Die Märchen wirken frisch und direkt; der Einschub von Dialogen oder die Akzentuierung verschiedener Szenen lassen den Kern der Geschichten deutlich werden.
Die charakteristische Eindeutigkeit der Protagonisten, welche Pullman ihnen zuschreibt, wird in Shaun Tans Plastiken beeindruckend umgesetzt. Der einfarbige, dunkle Hintergrund und die Lichtgestaltung lassen den Blick ungetrübt unmittelbar auf den Tonfiguren ruhen. Diese stellen vorwiegend die Protagonisten des Märchens dar mit ausgeprägter Gestik und Mimik, wobei die Formen an sich vereinfacht dargestellt werden. Nur wenige Darstellungen werden mit weiteren Accessoires ausgestattet, beispielsweise die statuenähnliche Rapunzel im Meer aus Blüten. Teilweise wirken diese absurd und finden erst auf den zweiten Blick einen Zugang.
Dem gesamten Buch liegt das Bestreben inne, das jeweilige Märchen wirken und dabei seine eigene (Pullmans) Stimme einfließen zu lassen. Nach einem ausführlichen und sehr persönlichen Vorwort wird im Weiteren auch jedem Märchen ein Abschnitt zu den Besonderheiten oder Beobachtungen des Autors bezüglich der Geschichte angefügt.
Fazit: Die neue Interpretation hat den Märchen keineswegs geschadet. Vielmehr gewinnen Charaktere und Schlüsselszenen noch mehr an Raum und Tiefe. Pullman arbeitet behutsam mit dem Grimmschen Material, ohne dabei vor Veränderungen zurückzuscheuen. Durch Shaun Tans Plastiken gewinnen die Märchen noch mehr an Moderne, ohne dass diese sich auf die sprachliche oder inhaltliche Ebene ausweiten muss.