Graugrau und Fünkchen

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Teaser

Graugrau lebt in einer dunklen Grotte, sie verträgt kein Sonnenlicht. Traurig und einsam verbringt sie ihre Tage und sehnt sich nach etwas zum Liebhaben. Plötzlich fällt ein helles Sonnenfünkchen auf die Erde. Nur einen Tag wird es bleiben können, lieber wäre es woanders gelandet. Doch obwohl die beiden so unterschiedlich sind, werden sie Freunde. Durch die Erzählungen von Fünkchen lernt Graugrau Farben, Landschaften und Tiere kennen. So hält die Freude Einzug in ihr Leben.

Beurteilungstext

Oh, wie trostlos ist Graugraus Leben! Schließlich darf sie bei Tag nicht ihre Grotte verlassen, dort wo alles grau, grau, grau ist. Manchmal ist sie richtig wütend über ihr einsames Leben, sehnsüchtig wünscht sie sich Gesellschaft. Nur in der Dämmerung gefällt es ihr, sie mag die lila und rosa Wolken im Sonnenuntergang, freut sich über den Mond und die Sterne und überlegt, wie sie sich dorthin auf den Weg machen kann. „Vielleicht gibt es dort ein Kleines?“, fragt sie sich, denn sie möchte so gerne etwas zum Umsorgen haben.

Eines Morgens fällt ihr so etwas Kleines vor die Füße. Ein winziges Sonnenfünkchen ist auf die Erde gefallen. Bald beginnt es zu erzählen: von ihrer Mama Sonne, von den Meeren und den Fischen und den Schiffen auf den Wellen, von den Wüsten und den Urwäldern, von den Tieren und den Blumen. Alles das kann es zum Leuchten bringen, alles das ist wunderschön.

Graugrau lernt die für sie unbekannte Welt durch Fünkchens Erzählungen kennen, freut sich an seiner Anwesenheit, singt ihm etwas vor und umsorgt es. Fünkchen bringt Licht und Wärme in Graugraus einsames Leben. Endlich ist sie nicht mehr allein! Endlich hat sie ihr ‚eigenes Kleines‘, dem sie etwas vorsingen kann und das so wunderschön von der Welt da draußen erzählt. Als Fünkchen beinahe die Zeit für die Rückkehr zur Sonne verpasst, trägt Graugrau seinen kleinen Freund in der Dämmerung hinauf auf den Berg, dorthin wo noch am längsten das Sonnenlicht die Erde berührt. Es ist jetzt Zeit für die Freunde Abschied zu nehmen, sie wussten von Anfang an, dass ihnen nur eine kurze gemeinsame Zeit bleibt. Nachdem Fünkchen davon geschwebt ist, hält sich Graugrau "die Hände vors Gesicht, weil sie dann alle Farben, die das Fünkchen in ihr entzündet hat, besser sieht".
Grundlage dieser ruhigen, poetischen Geschichte über die Freundschaft zweier so ungleicher Wesen ist ein altes finnisches Volkslied. So ist auch das Bilderbuch zuerst in Finnland – als schwedischsprachige Ausgabe - erschienen. Besonders ausdrucksstark sind die Illustrationen der jungen finnischen Künstlerin Linda Bondestam. Die beiden Hauptfiguren sind fantasievolle Gestalten, die Kindern gefallen werden, und die wunderschönen Landschaften und farbenfrohen Lebewesen, von denen Fünkchen erzählt, sind ein wahrer Augenschmaus.

Ulf Stark ist ein bekannter schwedischer Autor, der mehrfach ausgezeichnet wurde, u.a. mit dem deutschen Jugendliteraturpreis. Sein „wunderbares Bilderbuch über Freundschaft, Glück und die Gabe, loszulassen“ setzt beim Leser vielleicht etwas Ruhe und Freude an der Poesie voraus, wird aber auch Vorschulkindern gefallen, wenn sie gut zuhören können. In der Grundschule kann man die Geschichte und die Bilder sehr gut im Deutsch- und im Kunstunterricht einsetzen und auch im Religions- und Ethikunterricht kann dieses ungewöhnliche Bilderbuch in vielen Bereichen – und auch bei älteren Kindern - Verwendung finden.
Erwachsene Leser werden sich von der melancholischen Stimmung der Geschichte berühren lassen, besonders wenn sie gerade über Themen wie Einsamkeit, Freundschaft und Trennung nachdenken oder sich mit der Frage beschäftigen, was nach dem Abschied von einem geliebten Menschen bleibt.