Grammatik ist ein sanftes Lied - CD

Autor*in
Orsenna, Eric
ISBN
978-3-89353-991-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Erlbruch, Wolf (Cover)
Seitenanzahl
2
Verlag
Igel Genius
Gattung
Fantastik
Ort
Dortmund
Jahr
2007
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
15,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zwei Kinder entdecken nach einem Schiffbruch eine Insel, auf der die Wörter wohnen und wie Lebewesen in sozialen Gemeinschaften organisiert sind. Die Begegnung mit den Wörtern wird zu einem Abenteuer Sprache, das den Kindern eine völlig neue Sicht auf die bisher so ungeliebte Schulgrammatik gibt und sie zu Entdeckern des Wortwörtlichen werden lässt.

Beurteilungstext

In Frankreich stand das Kinderbuch nach seinem Erscheinen wochenlang auf der Bestenliste, die deutsche Übersetzung erschien 2004 im Hanser Verlag und wurde ebenfalls hoch gelobt und viel diskutiert. Das Erstaunen, das das Buch hervorrief, war sowohl seinem Autor als auch seinem Gegenstand geschuldet.
Der Autor, ein Professor der Wirtschaftwissenschaften, Leiter eines Literaturverlages und politischer Berater von Präsident Mitterand legte mit diesem Buch seinen ersten Kinderroman vor. Der Gegenstand des Buches gehörte in der Kinderliteratur bis dahin durchaus nicht auf Bestsellerlisten. Das Buch mit dem seltsamen Titel "Die Grammatik ist ein sanftes Lied" erwies sich als eine Liebeserklärung an die Sprache selbst. Sie, die Sprache selbst, ist der eigentliche Hauptheld des Buches und gerät selbst ins Handlungsgeschehen.
Zwei Geschwister - die zehnjährige Ich-Erzählerin Jeanne und ihren vierzehnjährigen Bruder - verschlägt es nach einem Schiffsunglück auf eine einsame Insel, deren Bewohner außer einigen Menschen vor allem die Wörter sind. Die Wörter leben in organisierten Gemeinschaften und verhalten sich wie soziale Wesen. Sie lieben und trauern, sie leiden und hoffen, sind zärtlich und sehnsüchtig und haben je nachdem, zu welcher Wortart oder in welcher grammatikalischen Bestimmung sie leben, eine eigene Geschichte. Die Kinder, die während des Sturms auf hoher See ihre eigene Sprache verloren haben, nähern sich den Worten neugierig und lernen rasch, dass die Adjektive oder die Verben auf je eigene Weise behandelt werden wollen. Die Begegnung mit den Wortarten und den grammatikalischen Formeln wird für die Kinder zu einem spannenden Abenteuer, an dessen Ende sie ihre eigene Sprache wieder gewonnen haben. Oder besser: sie haben sie noch einmal und auf ganz andere Weise als bisher neu erlernt. Was ihnen in der Schule als langweiliger Sprachunterricht erschien, bei dem ihnen nur das Auswendiglernen von verzwickten Regeln abverlangt wurde, wird nun zu einem Entdeckungsreise in das Innere der Sprache selbst.
Ein großes Staunen ergreift die zehnjährige Jeanne, während sie den Geheimnissen der Wörtern nachspürt und die Ordnungssysteme der Wortarten und die Logik der Satzkonstruktionen zu verstehen beginnt. Sie bemächtigt sich der Sprache, indem sie in direkten Kontakt mit ihnen tritt. Und immer gibt sie das, was sie dabei entdeckt, an den unsichtbaren Leser und Zuhörer ihrer Geschichte weiter.
Diese direkte Anrede des imaginierten Lesers wird auch bei dem Hörbuch zur durchgängigen Figur. Hier ist es natürlich der Zuhörer, der angesprochen und in das Handlungsgeschehen auf der geheimnisvollen Insel der Sprache einbezogen wird.
Der Text des Buches wird originalgetreu gelesen, durch die musikalische Einfügungen entsteht allerdings der Eindruck einer szenischen Lesung. Die Erzählstimmen der Sprecher passen gut zum Erzählton der Handlung. Man hört der Ich-Erzählerin, die ihre Erlebnisse auf der Insel erzählt, gespannt zu und hat das Gefühl, selbst dicht am Geschehen zu sein. Fast scheint es so, als ob Jeanne ein bisschen zur Lehrerin der Zuhörenden wird. Denn sie versäumt nicht, ihre Entdeckungen über das System der Sprache in Form von Tipps und Ratschlägen an die Zuhörer weiterzugeben. Dabei gibt es eine Grundaussage, die immer wieder variiert wird und als Fazit über der ganzen Geschichte zu stehen scheinen: Die Wörter, sind etwas ganz und gar wundersames und geheimnisvolles, ein echtes Abenteuer, auf das sich einzulassen lohnt!
So wird auch das Hörbuch - wie schon das Kinderbuch - zu einer Liebeserklärung an die Sprache selbst.

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Diese Rezension wurde verfasst von emk.
Veröffentlicht am 01.01.2010