Golem stiller Bruder

Autor*in
ISBN
978-3-407-81021-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
376
Verlag
Gattung
Fantastik
Ort
Weinheim
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der berühmte Rabbi Löw nimmt den 15-jährigen Jankel und seine Schwester in seinem Haus auf. Jankel bewundert seinen Großonkel, von dem sehr viel Geheimnisvolles ausgeht. Vor Joseph, dem Synagogendiener, der unter dem Dach wohnt, hat Jankel Angst. Er schützt die Juden vor Übergriffen. Joseph ist ein Golem, der von Rabbi Löw aus Lehm und Ton geschaffen wurde. Dennoch wird Golem für Jankel ein Freund. Doch dann passiert etwas Schreckliches.

Beurteilungstext

Prag um 1600: Die beiden Waisenkinder Jankel, ein schmächtiger Junge von 15 Jahren, und seine Schwester Rochele werden im Hause ihres Großonkels, des berühmten Rabbi Löw, aufgenommen. Seitdem arbeitet Jankel als Gehilfe bei Bäcker Mendel und findet in Schmulik einen treuen Freund. Doch vor Josef, dem Synagogendiener, fürchtet er sich. Dieser ist ein Golem, ein künstlicher Mensch, den der Rabbi aus Lehm schuf, um die Judenstadt vor Angriffen zu schützen.
Mirjam Pressler hat auf der Grundlage der weltberühmten Golem-Legende ein ungewöhnlich spannendes Jugendbuch geschrieben. Der historische Roman erzählt von der ständigen Bedrohung der jüdischen Bevölkerung vor dem aufgehetzten Pöbel in Prag. Jankel ist mittendrin im Geschehen: bei der Mordanklage an einem reichen Juden, bei der aufsehenerregenden Gerichtsversammlung, bei dem grausamen Überfall auf die Judenstadt. Die Autorin skizziert ein bewegtes und düsteres Bild vom Leben und Alltag der Menschen in der Judenstadt. Über die Sprache vermittelt sie den Lesern ein Stück jüdischer Kultur und Religion: Sie legt ihren Figuren Zitate aus der Thora in den Mund und schöpft aus dem reichhaltigen jüdischen Legenden- und Mythenschatz.
Anders als Kirsten Boie schreibt Mirjam Pressler abwechselnd aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers und aus Jankels Sicht, dem Ich-Erzähler. Der Leser erfährt über die Gedankenwelt Jankels wie seine Angst vor dem Golem weicht und sich zwischen beiden ein seltsam vertrautes Verhältnis entwickelt, das auf dramatische Weise endet. Doch Jankel verliert nicht nur seinen stillen Bruder ...
Als Jankel Prag verlässt, um als Geschichtenerzähler durch die Welt zu ziehen, liegt seine Kindheit hinter und ein Leben als junger Mann vor ihm. Er legt Trauer und Angst ab und gewinnt Hoffnung, denn jedem Ende folgt auch ein Anfang, "ein jegliches hat seine Zeit und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde..."
Das Buch wird seine Leser fesseln und am Ende manchen nachdenklich fragen lassen: In wie weit darf der Mensch das Wissen, dass er besitzt, auch nutzen?

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Diese Rezension wurde verfasst von gsh.
Veröffentlicht am 01.01.2010