Golem stiller Bruder

Autor*in
ISBN
978-3-407-81021-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
373
Verlag
Gattung
Ort
Weinheim
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Prag um 1600: Der 15-jährige Jankel lebt bei seinem Onkel, dem gelehrten Rabbi Löw. Auf dem Dachboden des Hauses in der Judenstadt hat er einen unheimlichen Mitbewohner: einen Golem, der vom Rabbi mit kabbalistischen Zauberformeln zum Leben erweckt wurde. Er arbeitet als Synagogendiener. Aber seine ganze Kraft entfaltet er, als die Juden bedroht werden. Trotz seiner Angst vor ihm schließt Jankel den Golem ins Herz und rettet in einer dramatischen Aktion die Prager Juden vor der Vernichtung.

Beurteilungstext

Mirjam Pressler hat ein großartiges Jugendbuch über die mittelalterliche Legende des Golem geschrieben, dem mystischen Geschöpf des Rabbi Löw. Eingebettet hat sie diese Legende in die Geschichte des Jungen Jankel, der zusammen mit seiner kleinen Schwester nach Prag kommt und am eigenen Leib erfährt, wie sein Volk dem zunehmenden Misstrauen und Hass der Christen ausgesetzt ist. Während die Entwicklung von Jankel von einem unsicheren, einsamen Jungen zu einem selbstbewussten jungen Mann voranschreitet, er zum ersten Mal in seinem Leben wahre Freundschaft zu einem anderen Jungen kennen lernt und mit Hilfe des Golems eine verhängnisvolle Verleumdung der Juden abwenden kann, teilt Mirjam Pressler jedes Kapitel in drei Teile: Jedes Kapitel wird zunächst in wenigen Zeilen durch eine Erkenntnis, eventuell aus der Thora (?) entnommen, eingeleitet, geschrieben in non-personaler Sichtweise, das als übergeordnetes Motto des Kapitels dienen könnte z.B.: Der Mensch strebt nach Wissen und Erkenntnis, doch wenn sein Streben nur von weltlicher Neugier bestimmt wird, so wird es ihm an Kraft fehlen, das Wissen zu ertragen, und er wird es mit sich schleppen, wie ein Esel die Last seines Herrn schleppt, und wird es nicht mehr abwerfen können. (S.142)
Danach beginnt das Kapitel mit der eigentlichen Handlung, wobei auch diese aus zwei unterschiedlichen Sichtweisen geschrieben ist: Ein Teil ist stets in der Ich-Person aus Jankels Perspektive geschrieben, der andere Teil aus der Sicht des allwissenden Erzähler. An dieser Stelle hätte ich mir eine deutlichere Unterscheidung der beiden Perspektiven gewünscht. Leider ist hier ein und dieselbe Situation oft nur mit anderen Worten beschrieben worden. Mir scheint, dass dadurch in diesem sonst brillanten Buch über eine düstere, spannende, historisch faszinierende Epoche der jüdischen Geschichte die Gelegenheit für eine noch nuanciertere Darstellung vergeben wurde.

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Diese Rezension wurde verfasst von Krä.
Veröffentlicht am 01.01.2010