Goldkind

Autor*in
Rottmann, Eva
ISBN
978-3-95854-029-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Sommer, Eleanor
Seitenanzahl
63
Verlag
Mixtvision
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
17,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine Geschichte über ein Mädchen, das vieles besitzt und dennoch unglücklich ist.

Beurteilungstext

In der Erzählung "Goldkind" von Eva Rottmann geht es um das Mädchen Emma.
Auf den ersten Blick lebt diese in einer nahezu perfekten Welt; sie ist gut erzogen, wohnt mit ihren Eltern in einem schönen Haus und hat tolle Spielsachen. Das Mädchen ist trotzdem unglücklich; ihre Eltern arbeiten viel und lassen sie häufig allein - am Abend oder am Wochenende, wenn die Erwachsenen endlich zu Hause sind, streiten sich die beiden und nehmen dabei keinerlei Rücksicht auf ihre Tochter.
Eines Abends reicht es Emma, wieder streiten die Eltern und sie reißt ganz unbemerkt aus. Sie flüchtet in einen nahegelegenen Wald und zieht sich dort auf einen Hochsitz zurück; plötzlich hört sie Stimmen und fürchtet sich ein bisschen. Schnell erkennt sie, dass die Stimmen den "Struppigen" gehören, wie sie die städtischen Obdachlosen nennt. "Sie sahen alle ziemlich verlaust aus und stanken wie ein Rudel Wildschweine. Aber sie grinsten Emma so freundlich an, dass sie beschloss, keine Angst mehr vor ihnen zu haben." (S.19) Nach einem lustigen Abend mit den Struppigen kehrt Emma nach Hause zurück; dort wird aber leider noch immer heftig gestritten. Emma überzeugt ihre Eltern, ein Wochenende ohne sie wegzufahren und Zeit miteinander zu verbringen. Nach kurzem Überlegen greifen die Beiden die Idee des Mädchens auf.
Am nächsten Tag sucht Emma in der Stadt nach den Struppigen, um sie zu einem Fest bei sich einzuladen. Ihre neuen Freunde sind außer sich: eine Einladung in die vornehme Honigstraße... das kommt nicht oft vor.
Emma dekoriert das Haus, bestellt die Speisekarte des örtlichen Pizzaservice rauf und runter und gibt ein "richtiges Fest. Die Struppigen pfiffen auf gute Tischmanieren. Mit beiden Händen schaufelten sie sich Chips, Pizza, Schokolade, Kekse und Sahnebonbons in die Münder, sie schmatzten, schlürften und rülpsten, dass die Wände wackelten. Der Hund Napoleon bekam eine ganze Salamipizza für sich allein und freute sich so sehr, dass er auf den Fußboden pinkelte. Die Grüne Jenny tanzte mit dem Professor einen Tango auf dem Tisch, die Krawall-Astrid steckte ihren Kopf in das Tiramisu und der lange Jones wettete mit Whiskey-Lukas, wer sich mehr Erdnüsse in die Nase stecken konnte. Schnurrowski spielte auf seiner Mundharmonika, die Struppigen fielen mit ein und sangen so laut und schief, dass einem ganz warm ums Herz wurde." (S. 34 ff.) Auf einer doppelseitigen Illustration können Leserinnen und Leser die struppige Festgesellschaft bestaunen.
Es ist ein wenig zu erahnen, dass die Eltern früher nach Hause kommen und nicht begeistert sind, als sie das Gelage entdecken. Prompt werden die Struppigen des Hauses verwiesen. Emma ist traurig, die Struppigen sind doch zu ihren Freunden geworden. Erneut büxt sie aus und taucht im Stadtbild unter. Ein Tag mit den Struppigen birgt jedoch viele Hindernisse, ein Leben ohne Geld ist gar nicht so einfach. Emma merkt, dass vieles, was für sie Selbstverständlich ist, hart erarbeitet werden muss. Trotzdem genießt sie auch die Leichtigkeit ihrer neuen Freude.
Und ganz am Ende der Geschichte finden auch Emma und ihre Eltern wieder zusammen, sie geben ein Festmahl bei sich zu Hause... für die Struppigen.

Das Buch lädt ein, über heutige Gesellschaftsstrukturen zu sprechen und lässt Raum für Überlegungen, was einem selbst wichtig ist im Leben.

Die Autorin Eva Rottmann hat ein ernstes Thema gut aufgearbeitet und mit "Goldkind" eine sehr schöne Geschichte geschrieben.
Zu ihrer Biografie ist anzumerken, dass sie 1983 in Würzburg geboren wurde und an der Zürcher Hochschule der Künste im Department Theater studiert hat; seit ihrem Abschluss schreibt sie primär Hörspiele und Stücke für Kinder und Jugendliche. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet.

Das Buch lebt aber auch von der tollen Aufmachung; es hat ein Hardcover in einem Goldton, das Freude macht. Die Illustrationen von Eleanor Sommer sind in schwarz-weiß-gold gehalten und ebenfalls sehr gelungen. Die Illustratorin hat in Hamburg Illustration studiert und zeichnet besonders gern "Monster und merkwürdige Tiere" (S. 63)- die Leidenschaft ist durchaus auch in "Goldkind" zu spüren.

Das Buch könnte für Gesprächs- / Schreibanlässe im Klassenverband genutzt werden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von jha; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 02.11.2015

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