Goethe - Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt

Autor*in
Bedürftig, Friedemann
ISBN
978-3-7704-3131-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kirsch, Christophvon Kummant, Thomas
Seitenanzahl
109
Verlag
ehapa
Gattung
Biografie
Ort
Köln
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Leben und Werk Goethes - als Comic

Beurteilungstext

Der erste Teil befasst sich mit der Lebensgeschichte Goethes: Kindheit und Lehrjahre, Studentenzeit und Erkrankung, Stationen seines Lebens, die sich entweder an Orten (Straßburg, Frankfurt, Weimar, Italien ...) oder Frauen (Friederike, Christiane, Charlotte ...) festmachen lassen. Seine Rollen als der stürmisch Liebende, der gebildete Reisende, der die Enge fliehende Kulturbeflissene werden deutlich, verdichten zu einem Bild, das mit der Heimkehr endet.
Christoph Kirsch hat die Szenen aus dem Leben Goethes meisterhaft umgesetzt, in einem Stil, der Altertümliches des damaligen Lebens mit modernen Elementen überraschend glücklich verbindet. Nur wenige Details in den in sehr gedämpften Farben gehaltenen Bildern rufen Stimmungen, Assoziationen, atmosphärisch dicht Eindrücke der Zeit hervor und lassen Goethe mit seiner Familie und seinen freunden zu lebendigen Menschen werden. Hier wird weder in Wort noch Bild mit Ehrfurcht oder falscher Bescheidenheit gearbeitet.
Die Geschichte gleitet in Sprüngen, aber dennoch nahtlos von Ereignis zu Ereignis. Oft spiegelt sie das politisch-historische Geschehen, die soziale Welt in nur wenigen Worten und Bildern wider. Mit zunehmendem Verlauf beginnen die Werke eine immer größere Rolle zu spielen, fließen Zitate aus Gedichten und Dramen ein, verwebt sich das reale biografische Geschehen mit dem Inhalt der Werke. Die Biografie endet mit der Begegnung Goethes am 12. Juli 1788 mit Christiane Vulpius.
Hat man aber nun bereits diesen ersten Teil für ungewöhnlich gehalten, so bereitet der so völlig anders gestaltete zweite Teil eine weitaus größere Überraschung, denn dieses Buch ist nicht mehr "zahm". Der Stil der Zeichnungen springt vom vergleichsweise Konventionellen des ersten Teils zur verzerrenden, dämonischen Karikatur. Giftige Farben in kühner Mischung drücken ebenso wie die spitze enge Schrift Aggressivität, Bewegung, große Emotionen aus. Und doch - wie fantastisch ist auch dieser teil dem Inhalt angepasst!
Nun ist es nicht mehr (nur) Goethe, der im Mittelpunkt steht, sondern Faust, der in den Bildern zu, Leben erweckt wird, der geniale ruhelose Faust, der besessene Wissenschaftler, der seine Seele dem Teufel verschreibt um zur Erkenntnis zu gelangen. Stärker als in ersten Teil verknüpft sich das Schicksal Goethes mit dem seiner Figur. In raschem Wechsel finden sich Szenen aus dem Faust, Einblicke in Goethes Leben, Gespräche mit seinem Freund und Dichterkollegen Schiller.
Die aus dem Faust ausgewählten Szenen sind dramatisch: Der Pakt mit dem Teufel, der den biografischen Szenen zu Goethe vorausgeht, die Beschwörung des Erdgeistes, und immer wieder das Verflechten der beiden Genies, des erdachten Faust und des realen Goethe. Hier Vergängliches, da Ewiges; Walpurgisnacht; Fausts Liebe zu Helena und die Liebe des gealterten Goethe, wie eine Karikatur seiner selbst, zu der jungen Ulrike - Liebe in beiden Fällen am Ende des Lebens; die Rettung des Faust vor dem Höllenschlund, die Hoffnung des Dichters auf den sich öffnenden Himmel. Dazwischen auch hier eingewoben Szenen aus der anderen Dichtung, motiviert aus dem tiefen Liebesschmerz Goethes.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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