Glitzer für alle

Autor*in
Baisch, Milena
ISBN
978-3-328-30058-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kuijl , Eefje
Seitenanzahl
32
Verlag
Penguin
Gattung
Bilderbuch
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Vorlesen
Preis
14,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ist Glitzer nur etwas für Mädchen? Dieses Bilderbuch der Autorin Milena Baisch möchte mit geschlechterstereotypen Vorstellungen von Kindern im Kindergartenalter aufräumen und, frei nach dem Motto „Glitzer für alle“, Kleinkindern vermitteln, dass es keine geschlechtergetrennten Spielsachen gibt und dass jede(r) mit den Dingen spielen darf, die er oder sie toll findet...

Beurteilungstext

Ist Glitzer nur etwas für Mädchen? Dieses Bilderbuch der Autorin Milena Baisch, die bereits mit dem erfolgreichen Kinderroman „Anton taucht ab“ bekannt geworden ist, möchte mit geschlechterstereotypen Vorstellungen von Kindern im Kindergartenalter aufräumen und, frei nach dem Motto „Glitzer für alle“, Kleinkindern vermitteln, dass es keine geschlechtergetrennten Spielsachen gibt und dass jede(r) mit den Dingen spielen darf, die er oder sie toll findet. Das ist eine sehr wichtige Erfahrung für Kinder und es ist lobenswert, dass sich die Autorin diesem sensiblen Thema widmet, denn auch in der heutigen Zeit ist es leider immer noch besonders häufig so, dass gerade bei Spielsachen klischeehaft zwischen den Geschlechtern unterschieden wird. Selbst bei vielen Erstlesebüchern ist es nach wie vor so, dass es viele Geschichten speziell für Mädchen und für Jungen gibt (Glitzer-, Feen- und Pferdegeschichten für Mädchen und Piraten-, Dino- und Fußballgeschichten für Jungen).
Doch warum geht es genau? Paul und Tarek sind die besten Freunde im Kindergarten; sie klettern sehr gerne und betonen wiederholt beim Hochklettern und beim Abspringen vom Gerüst, dass sie keine Angst haben. Bereits hier stellt sich die Frage, ob die Angstfreiheit der Kinder nicht allzu häufig akzentuiert wird, sodass den jungen Zuhörerinnen und Zuhörern vielleicht der Eindruck vermittelt werden könnte, es ginge tatsächlich (immer) darum, keine Angst zu haben und sich unter Beweis stellen zu müssen – zumal diese Haltung auch nicht explizit in Frage gestellt wird… Eines Tages entdeckt Paul dann eine glitzernde Krone im Klettergerüst und ist besonders neugierig, ob „er sich jetzt etwas wünschen“ (o.S.) darf, denn der Zauber nimmt ihn gefangen. Dass diese Prinzessinnenkrone einem Mädchen, Tilly, gehört, entspricht zunächst den klischeehaften Erwartungen – ebenso wie die Tatsache, dass Paul gehänselt wird, weil er mit „Mädchensachen“ (o.S.) spielt. Spannender wäre es vielleicht gewesen, wenn Tilly eine Prinzenkrone zum Spielen genutzt hätte…
Als Resonanz auf die Situation gibt Paul die Krone dann auch wieder ab und die Jungen spielen, ebenfalls wieder etwas klischeehaft dargestellt, „laut und wild“ mit ihren „besten Stöcke[n]“ „Ritterkämpfe“ (o.S.). Doch irgendwann macht die Paul in einer ruhigen Minuten Gedanken: „Warum dürfen Jungen [eigentlich] nicht mit Glitzersachen spielen?“ (o.S.) „Das machen eben nur Mädchen“, antwortet Tarek. Sie kommen auf allerlei verrückte Ideen, was passieren könnte, wenn Jungen mit Glitzer spielen: Jungen könnten etwa explodieren oder zu einem Eisblock werden… Dies wird vielleicht nicht nur Paul Angst machen, der in der Nacht auf einmal hellwach ist, sondern auch die Zuhörerinnen und Zuhörer der Geschichte könnten Angst bekommen und es könnten abstruse Vorstellungen entstehen, die nicht intendiert sind (auch wenn am Ende alles gut wird).
Auch auf den Bildern sind leider vielfach Kinder zu sehen, die mit ‚typisch mädchenhaften‘ oder ‚typisch jungenhaften‘ Spielsachen beschäftigt sind. Hier wäre Potential gewesen, um den jungen Rezipientinnen und Rezipienten zu zeigen: Eigentlich spielen doch viele Kinder nicht mit den Sachen, die für ihr Geschlecht besonders typisch sind! Wenn auf den Pullovern der Jungen ein Bagger und eine Bärenpfote zu sehen ist, verstärkt dies nur noch den Eindruck, dass dieser Stil eben doch der richtige ist… Auch wenn das glückliche und hoffnungsvolle Ende sehr gelungen ist, die beiden Jungen erkennen, dass nichts Gefährliches passiert und sie sehr viel Freude mit ihren Glitzersachen haben, wäre mehr Vielfalt mit Blick auf die Genderfrage auf den Bildern sicherlich schön gewesen.
Was allerdings betont werden muss: Diversität und Inklusion werden zumindest mit Blick auf die Dimensionen körperliche Beeinträchtigung und kulturelle Vielfalt äußerst berücksichtigt. People of Colour oder beispielswiese Kinder im Rollstuhl sind selbstverständlich – so wie es sein sollte! In sprachlicher Hinsicht hat das Werk einiges zu bieten und die Sprache hat etwas Magisches, Zauberhaftes und Glitzerhaftes und es gibt viele schöne Neologismen, wie zum Beispiel: „Zauberwunderfunkel-Kugel“ (o.S.).
(njs)

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Diese Rezension wurde verfasst von 170; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 02.06.2022