GIPS oder wie ich an einem einzigen Tag die Welt reparierte
- Autor*in
- Woltz, Anna
- ISBN
- 978-3-551-55676-9
- Übersetzer*in
- Kluitmann, Andrea
- Ori. Sprache
- Holländisch/Niederlä
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 175
- Verlag
- Carlsen
- Gattung
- –
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2016
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 10,99 €
- Bewertung
Teaser
Hier wird aus der Perspektive einer 12jährigen Verstörung und Kummer von Scheidungskindern geschildert. Beispielhaft wird aber ein Weg der Bewältigung gezeigt, der darin bestehen kann, dass man sich ernsthaft auf andere Bindungen einlässt.
Beurteilungstext
Anna Woltz:
GIPS
Oder wie ich an einem einzigen Tag
die Welt reparierte.
Aus dem Niederländischen
Von Andrea Kluitmann.
Carlsen Verlag Hamburg 2016
175 S.
Preis: 10,99 €
ISBN 978-3-551-55676-9
Rezension
Hier wird aus der Perspektive einer 12-Jährigen Verstörung und Kummer von Scheidungskindern geschildert. Beispielhaft wird aber ein Weg der Bewältigung gezeigt, der darin bestehen kann, dass man sich ernsthaft auf andere Bindungen einlässt. Die Voraussetzung dafür ist wohl, dass sich der Blick für andere Leiden öffnet, was ja keinesfalls immer möglich ist.
In dieser Geschichte ist die Konstellation günstig, weil der Handlungsort hauptsächlich ein Krankenhaus ist – ein Ort, den viele Kinder aus Erfahrung kennen.
Felicitas („Fitz“) wartet zwischen Umzugskartons in einer neuen Wohnung auf ihren Vater und ihre neunjährige Schwester Bente. Die Mutter hatte sich kürzlich, nach zwölf Jahren Ehe, entschlossen, sich von ihrer Familie zu trennen, um endlich einmal wieder „sie selbst sein“ zu können. Organisiert scheint alles bestens: Trennung in Freundschaft, Verteilung des Sorgerechts wöchentlich. Das hat auf Groll gegen die Mutter und Verlassenheitsgefühle keinen Einfluss.
Es ist kurz nach Weihnachten; die Straßen vereisen. Endlich kommt der Vater, auf einem Fahrrad schlitternd mit Bente auf dem Gepäcksitz. Nett, aber tollpatschig hat er Bente mit einem Schlitten belastet. Bei dem kaum vermeidlichen Unfall verliert Bente durch den Schnitt einer Schlittenkufe eine Fingerspitze und der Vater stürzt – zunächst folgenlos - auf den Fahrradlenker.
Fitz, die vom Fenster her alles gesehen hat, zeigt sich geistesgegenwärtig, findet die Fingerkuppe und schafft ihre Familienmitglieder mit Hilfe einer Nachbarin ins Krankenhaus.
Während der langen Wartezeit auf die Behandlung trifft sie auf nette Pfleger, Ärztinnen,
aber vor allem auf den 15-jährigen Adam und Primula, die aufgrund ihrer schweren
Herz- O.P. schon länger im Krankenhaus ist und sich örtlich und in Privatangelegenheiten der Pfleger und Ärzte auskennt.
Zunächst möchte Fitz eine „Hassparole“ beseitigen: „Mama soll sterben“ hat sie mit Permanentmarker auf ihr Gesicht geschrieben, was sie auf dem Weg ins Krankenhaus nur mit einer Tiger-Maske verdecken konnte. Adam hat das Problem, seinen Bruder, ein sog. „Frühchen“ nicht akzeptieren und berühren zu können, was ihm aber von Eltern und Ärzten nahegelegt wurde; Primula weiß nicht, wie sie sich nach ihrer Krankenhauszeit in eine Schulgemeinschaft integrieren soll, da sie nur Krankheitsthemen kennt.
Der gegenseitige Kontakt und das Sprechen über ihre Probleme hilft allen dreien, und die
Konzentration auf ein Projekt über ihr Privatinteresse hinaus, nämlich die Verbindung einer netten, schüchternen Krankenschwester mit dem Arzt, in den sie verliebt ist, führt alle in einen Gefühlszustand, mit dem sie leben können.
Zwar wird in der Familie Fitzens die grundsätzliche Veränderung beibehalten: Auch die
Im Krankenhaus festgestellte schwere Unfallverwundung des Vaters hebt die Scheidung nicht auf, aber Fitz hat in einem Gespräch ihre Mutter besser verstehen gelernt. Außerdem ist zu erwarten, dass die Kontakte zu Adam und Primula über das Krankenhaus hinaus erhalten und sich intensivieren werden.
Einfach und angenehm, mit gelegentlich vorsichtiger Annäherung an den Jugendlichen- Jargon erzählt. Zu empfehlen.
Gisela Brötje