Gift

Autor*in
Meter, Peer
ISBN
978-3-941099-41-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Yelin, Barbara
Seitenanzahl
200
Verlag
Reprodukt
Gattung
ComicTaschenbuch
Ort
Berlin
Jahr
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
24,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Mit dem Auftrag einen Reisebericht über Bremen zu verfassen, reist eine junge Schriftstellerin im Jahre 1831 in die Stadt. Dort gerät sie unvermittelt in den Kriminalfall um Gottfried Gesche und beginnt, sich für die Details der Giftmorde und des Prozesses zu interessieren. Schnell wird der jungen Frau klar, dass ihre Fragen unerwünscht sind und sie sieht sich vielen Anfeindungen durch Männer ausgesetzt. Trotz allem hingezogen zu diesem Verbrechen, wird sie Zeugin der grausigen Hinrichtung.

Beurteilungstext

Das historische Drama um Gottfried Gesche schildert auf eindringliche und sehr gruselige Art und Weise, das Umtreiben einer Giftmörderin im Jahre 1831. Die Erzählung beginnt damit, dass zwei alte Damen auf dem Weg nach Hamburg im Zug sitzen und über Bremen umgeleitet werden. Eine der Frauen packt bei der Erwähnung dieser Stadt das nackte Grauen und zögerlich beginnt sie ihrer Freundin über ihre Erlebnisse in der Stadt zu erzählen. Vor langer Zeit, kam sie als junge Schriftstellerin zufällig nach Bremen und wurde Zeugin eines grauenvollen Ereignisses. Gottfried Gesche hatte über viele Jahre Menschen mit Arsen umgebracht. Darunter waren ihr Mann, ihre Kinder, Nachbarn und Freundinnen. Es dauerte sehr lange, bis man sie überführte und ihr den Prozess machte. Zu der Zeit, als die Schriftstellerin in Bremen eintrifft, bereitete die Stadt gerade die Hinrichtung der Giftmörderin vor. Wie magisch zieht es die junge Frau zu diesem Fall hin und sie beginnt Fragen zu stellen. Schnell stößt sie auf Ablehnung und Misstrauen. Besonders Männer feinden sie an, denn zur damaligen Zeit war es höchst unüblich, dass Frauen ihr Wort erhoben. Geschweige denn, dass sie Schriftstellerin waren. Immer wieder wird ihr der Bericht zum Fall der Gottfried Gesche verboten und man versucht sogar, ihr Angst zu machen und sie aus Bremen zu vertreiben. Frauen sollten Männern unterwürfig sein, durch die Wehen der Geburt die Schuld des Lebens nicht durch Tun, sondern durch Leiden abtragen und seien zu geistiger Arbeit nicht fähig. Neben diesen verbohrt, patriarchalischen Ansichten will man auch von fortschrittlicher Psychologie nichts wissen: Gottfried Gesche sei eine kaltblütige Giftmörderin, die sich durch die Morde an all diesen Menschen bereichern wolle. Anderes Denken, wie etwa die tiefe geistige Verwirrtheit der Angeklagten, lässt man nicht zu. So kommt es, dass die junge Schriftstellerin der grauenhaften Hinrichtung der Verurteilten beiwohnt und dass ihr dieses Schicksal noch Jahre später zusetzt.
Diese Graphic-Novel ist fesselnd, düster, bedrohlich und geht so sehr in die Tiefe, dass es schon fast weh tut.
Die Zeichnungen von Barbara Yelin sind atemberaubend und so gruselig, dass sich beim Betrachten die Haare aufstellen. Dabei verwendet die Illustratorin ausschließlich Bleistift und hebt die düstere Atmosphäre und die Konturen der Menschen und deren Gesichter hervor. Mit unglaublicher Intensität charakterisiert sie die Leute. Besonders eindrucksvoll wirken die Zeichnungen, wenn sie ohne Text bleiben und ziehen seinen Betrachter noch tiefer hinein in die düstere Erzählung der damaligen Zeit. Wirklich jedes grausame Detail bis hin zur Hinrichtung durch das Schwert ist in die Bilder gebannt und man beendet schließlich das Buch mit einem unheimlichen Erschauern.
Zur Erleichterung finden sich im Anhang historische Fakten zum Kriminalfall der Gottfried Gesche, den beteiligten juristischen Personen und den Prozessakten. Eine letzte Anekdote findet sich ebenfalls dort, die auch in der Erzählung schon gezeichnet wurde: der Bremer Kreuzstein, der nach dem Prozess an der Stelle in den Boden gelassen wurde, wo zum Prozess das Schafott stand. Bis heute hat sich der Brauch erhalten, auf diesen Stein zu spuken. Sicherlich wird man nach dem Lesen dieses Buches eher erschauernd innehalten, sollte man je nach Bremen reisen und auf den Domshof gelangen.
Diese Graphic-Novel ist ein gruseliges Meisterwerk seiner Autoren. Es ist düster, geheimnisvoll, depressiv und atemberaubend zugleich und wird noch lange im Geiste seiner Leser*innen nachwirken.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 02.01.2021

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