Ghetto Kidz

Schlagwörter

• Ungleichheit

Teaser

Auch hier erwartet den Leser ein brisanter Roman über die Chancenlosigkeit Jugendlicher in amerikanischen Ghettos. Morton Rhue begleitet in seinem Roman Ghetto Kidz den zunächst zwölfjährigen Kalon, der am Rande einer amerikanischen Großstadt lebt, bis zu seinem 18. Lebensjahr. Er möchte so gern ein normales Leben führen, doch ist sein Leben geprägt von Gewalt und Kriminalität. Raushalten ist unmöglich. Und so dokumentiert Rhue Kalons Abstieg in die Welt der Verbrechen.

Beurteilungstext

Mit seinem neuen Gesellschaftsroman “Ghetto Kidz” gelingt Morton Rhue erneut ein beachtenswertes Werk über das Leben amerikanischer Jugendlicher in den so genannten Ghettos amerikanischer Großstädte. Detailliert schildert er an der Entwicklung des intelligenten Kalon, der sich aus dem Bandenkrieg, welcher um ihn herum tobt, heraushalten will, wie sehr die Gewalt und die Kriminalität, die Kalon umgeben, dessen Leben dominieren. Zunächst kann sich Kalon eine Zeit lang neutral verhalten und dies gelingt ihm ausschließlich auf Grund seiner enormen Intelligenz. Doch dann verschlechtern sich die finanziellen Verhältnisse seiner Familie derart, dass er gezwungen ist, Entscheidungen zu fällen, die ihm zwar nicht wirklich gefallen, seiner Familie jedoch ihr Auskommen sichern.
Er steigt bei den “Disciples” ein und gewinnt das Vertrauen des Anführers Marcus, wird zu seiner rechten Hand. Er verliebt sich ausgerechnet in die Schwester eines gegnerischen Bandenmitglieds und kann auch mit aller Vorsicht damit leben, doch dann fliegt alles auf und zu allem Überfluss wird Marcus von eigenen Leuten umgebracht. Mit unendlicher Weitsicht und Reife sowie Verhandlungsgeschick gelingt Kalon etwasGeniales: Er erreicht den Zusammenschluss zweier feindlicher Gangs. Sein Auskommen scheint gesichert. Das Unvermeidliche geschieht dennoch. Er ist gezwungen zum Mörder zu werden, kein Ausweg führte ihn daran vorbei. Der Mord wurde von der Polizei gefilmt und Kalon, der begabte Schüler, sieht sich hinter Gittern. Der Leser stellt sich automatisch die Frage, ob es denn so weit kommen musste. Wie hoch waren Kalons Chancen auf ein normales Leben wirklich? Morton Rhue wirft die Frage nach der Verteilung des Reichtums auf in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Kann ein zwölfjähriger Junge, der im einem solchen Ghetto wie Kalon lebt, überhaupt von irgendwelchen Möglichkeiten Gebrauch machen?
Rhue gliedert seinen Roman nicht in Kapitel, sondern in Jahre seines Helden Kalon. An den Beginn jedes neuen Lebensjahres setzt er statistisch erwiesene Tatsachen über die in den Ghettos beheimateten Menschen. Diese sollen schockieren, aber auch aufrütteln. Sie helfen zu verstehen, warum Kalons Geschichte so und nicht anders enden musste. Er brilliert mit flüssigem und nachvollziehbarem Schreibstil und erzeugt von Anfang bis Ende eine Spannung, in der man hofft, es möge für Kalon gut ausgehen. Und auch bei der Gestaltung des Schlusses legt der Meister wohl überlegt Hand an, indem er zwar aus dem Gefängnis berichtet, jedoch nicht in Hoffnungslosigkeit unter geht. Ein weiteres Meisterwerk eines Meisters.