Ghetto Kidz
- Autor*in
- Rhue, Morton
- ISBN
- 978-3-473-35292-0
- Übersetzer*in
- Schmitz, Werner
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 256
- Verlag
- Ravensburger
- Gattung
- –
- Ort
- Ravensburg
- Jahr
- 2008
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 12,95 €
- Bewertung
Teaser
Kalon wächst in einer Wohnblocksiedlung am Rand einer us-amerikanischen Großstadt auf. Hier herrscht das Gesetz des Stärkeren. Gewalttätige Drogengangs haben das Sagen. Aber Kalon durchschaut die finsteren Mechanismen der Selbstzerstörung. Kann er sich ihnen jedoch entziehen?
Beurteilungstext
Frederick Douglass - hinter diesem Namen verbirgt sich in Morton Rhues neuestem Roman "Ghetto Kidz" ein Stadtrandviertel einer us-amerikanischen Metropole. In Wohnblocks voller Sozialwohnungen, die fast ausschließlich von Farbigen bewohnt werden, toben Bandenkriege, denen sich kaum einer der dort aufwachsenden Jugendlichen entziehen kann. Mord ist an der Tagesordnung und wird von den Betroffenen weniger als Schicksalsschlag denn als missglückter Alltag empfunden. Die Welt ist düster und reduziert sich nahezu vollständig auf die Gegenwart und ihre Herausforderungen, die Zukunftsträume und Perspektiven gar nicht erst zum Zuge kommen lässt.
Hier wächst der junge Kalon auf. Er lebt mit seiner Schwester bei seiner Großmutter. Kalon ist ein ganz normaler Junge, aber ihm gelingt, was nur wenige schaffen. Er durchschaut die finsteren Mechanismen, auf deren Grundlage sein Umfeld funktioniert: Nur wer seine nächsten Mitmenschen dem Untergang preisgibt kann von ihren Nöten und Zwängen profitieren. So regieren Hartherzigkeit und Kriminalität das Leben seiner Freunde. Aber Kalon will da nicht mitmachen.
Als die wirtschaftliche Situation seiner Familie aber immer brenzliger wird, geraten auch Kalons Grundsätze immer mehr ins Wanken. Sollte er sich nicht doch lieber einer Gang anschließen, deren Mitglieder ihn ohnehin gern bei sich hätten, statt auf die Schule zu gehen und auf ein späteres Leben zu hoffen, das sowieso nur einen schlechtbezahlten Aushilfsjob verspricht. Verzweiflung und Perspektivlosigkeit lassen Kalon schließlich vor sich selbst kapitulieren. Mit erschreckender Geschwindigkeit passt er sich seinem Umfeld an. Binnen weniger Monate ist aus dem nachdenklichen Jungen eine Marionette des Gangleaders geworden.
Dass die USA nicht das Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind, ist mittlerweile allgemein bekannt. Morton Rhues bittere Anklageschrift schockiert dennoch, da sie mit einer sogartigen Geradlinigkeit den Weg eines talentierten Jungen in den Sumpf der Drogenkriminalität beschreibt. Kalon hat im Prinzip keine Entscheidung zu treffen, die sein Leben verändert. Das Leben ist bereits mit seiner Geburt für ihn zurecht geschnitten. Er kann lediglich noch bestimmen, ob er Unterdrücker oder Unterdrückter sein möchte. Und diese Entscheidung trifft schließlich sein Gewissen. An dieser Stelle kann nicht einmal mehr der distanzierte Leser behaupten, es wäre die Falsche gewesen.
Morton Rhues Welt kennt kein Gut und kein Böse, kein schwarz und kein weiß. Sie kennt nur die Trostlosigkeit, die immer wieder auch Helden hervorbringt. Diese stehen nicht auf der richtigen Seite, so etwas gibt es hier ohnehin nicht. Denn sie alle kämpfen lediglich, um selbst zu überleben. Daher versucht der Roman auch nicht die Grausamkeiten dieser Milieus zu entschuldigen. Er bietet lediglich einen Blick in eine Realität, deren Ausweglosigkeit das eigentliche Drama auszumachen scheint. Und er verfolgt diese Ausweglosigkeit bis zu ihrer sicheren Konsequenz, die ebenfalls ein Wenn und Aber überflüssig macht.