Geschwisterkatalog - Aussuchen, Bestellen, Ausprobieren

Autor*in
Ponti, Claude
ISBN
978-3-8369-5491-4
Übersetzer*in
Scheffel, Tobias
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Ponti, Claude
Seitenanzahl
80
Verlag
Gerstenberg
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Hildesheim
Jahr
2014
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wie kann es sein, dass Geschwister unausstehlich, nervig oder überflüssig, gleich darauf aber wieder super lieb, unentbehrlich und mega cool sein können? Warum sind sie einerseits total seltsam, anderseits genau wie man selbst? Claude Ponti erklärt in Wort und Bild, wie sich der Charakter eines Kindes anhand seines Geistes heraus bildet, wie er sich bestimmen lässt und welche Warnhinweise für ein reibungsloses Zusammenleben gelten. Bestell- und Umtauschformulare runden den Wissenskatalog ab.

Beurteilungstext

""Schwestern und Brüder zu verstehen, heißt die ihnen innewohnenden Geister bei ihrem Namen zu kennen."" Mit diesem Zitat wird der Buchbetrachter zum Suchen und Finden dieser Charakter-Geister eingeladen. Das Kinderbuch erinnert dabei im Stil tatsächlich an eine Art Bestimmungsbuch aus der Schulzeit und fällt, wie bei einem Katalog auch erwartet, mit seiner Kategorisierung im Inhalt sofort auf. So macht ein Abriss gleich zu Beginn deutlich, was einen erwartet: allgemeine und weniger allgemeine Erläuterungen bezüglich Schwestern, Brüder und Halbgeschwister. Oder gar über verstorbene Geschwister findet der Leser Informationen. Ebenfalls angeführt sind Fährten, Warnhinweise oder Antragsformulare für Bestellung oder Umtausch von Geschwistern. Bereits hier kann vermutet werden, dass durch die dezente Anspielung auf die deutsche Bürokratie auch der erwachsene Leser seinen Spaß haben dürfte.
Eingangs dominiert der Text, der durch großzügige Abstände zwischen den Absätzen klar strukturiert und wie bei einer Definition bewusst nüchtern gehalten ist. So erfolgt zunächst eine Begriffsbestimmung, in welcher ""Schwestern und Brüder [als] menschliche Wesen, die zur Familie gehören"" benannt werden. Es folgen Erklärungen, wie es zur Geschwisterei kommt und was unter schwesterliches und brüderliches Verhalten zu verstehen ist.
Der sachliche, etwas kalt wirkende Ton innerhalb der Formulierungen wird anschließend durch die ersten Illustrationen aufgebrochen. Sie unterstützen die beschriebenen Warnhinweise, warum Schwestern und Brüder beispielsweise als Babys nicht zu gebrauchen sind, Geschwisterei Diebstahl bedeutet oder warum eben doch ein Unterschied zwischen einem Geschwisterchen und einem Haustier besteht. Der Künstler verharmlost seine etwas kühlen Textaussagen, in dem er in seinen Zeichnungen Schlüsselreize, wie etwa das Kindchenschema aufgreift und winzige Details, durch eine Lupe blickend, liebevoll vergrößert. Unschuld und Verniedlichung bestimmen daher das Bildmotiv und zaubern dem Leser spätestens an dieser Stelle ein erstes Schmunzeln ins Gesicht.
Bevor es dann tatsächlich an die Vorstellung der einzelnen Geister geht, wird auf einer Doppelseite, wieder im Stil eines Lehrbuchtextes, das Zusammenspiel zwischen der Art des im Inneren eines Kindes vorherrschenden Geistes und dessen Auswirkungen auf seinen Charakter beschrieben. Die Kernaussage dabei wird deutlich formuliert: wenn man weiß, wie dieser Geist heißt, weiß man auch, warum das Geschwisterkind so ist, wie es eben ist. Amüsant, besonders für den erwachsenen Leser: auch Bluts- und Adoptivgeschwister und Babys, die durch künstliche Befruchtung entstanden oder die durch das Trinken der gleichen Milch aus derselben Mutter miteinander verbunden sind, werden nicht vergessen.
Als sei der Leser nun genug vorinformiert zu sein, widmen sich die nachfolgenden 55 Seiten der zuvor mehrfach angekündigten Charakter-Geister. Sie nehmen entweder eine komplette Buchseite ein oder teilen sich diese zu zweit oder zu dritt. Auf einem Bildhintergrund wird dabei verzichtet, so dass der Fokus auf den Zeichnungen liegt. Jede Figur wird namentlich benannt, in seinen Besonderheiten beschrieben und je nach Möglichkeit des friedlichen Zusammenlebens mit ihr bewertet. Bild und Text gehen dabei eine Symbiose ein: so trägt jede Figur ihr auffälligstes Wesensmerkmal in ihrem Namen, der wiederum das Aussehen jedes Geistes bestimmt. Für einen besonderen Lesespaß sorgt die ungewöhnliche Schreibung der Anreden. So sind etwa ganze Wortgruppen lückenlos miteinander verschmolzen oder wider der Silbenstruktur durch einen Bindestrich getrennt. Auf die Rechtschreibung wird weiterhin wenig geachtet, sind doch viele der Namen lautgetreu verschriftet. Man stolpert unweigerlich über sie, so dass die entsprechende bildliche Darstellung für ein vollständiges Verständnis hilfreich ist.
Schließlich bekommt der Leser zu jedem Charaktergeist die entsprechende Fährte in einer Übersicht präsentiert, so dass er schlussendlich mit absoluter Sicherheit den beherrschenden Geist seiner Schwester oder seines Bruders anhand von Spuren oder Kacka-Haufen bestimmen kann.
Nicht nur für die Geschwister, auch für Einzelkinder und nicht zuletzt für den erwachsenen Leser verspricht dieses Buch eine Menge Lesespaß, der zu interessanten Nachgesprächen einladen dürfte.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SI.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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