Gemälde

Autor*in
Johannsen, Rolf H.
ISBN
978-3-8067-2516-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
287
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Taschenbuch
Ort
Hildesheim
Jahr
2005
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

50 Gemälde im Porträt, vom Mittelalter bis ins späte 20. Jahrhundert

Beurteilungstext

Von Gemälden geht eine eigenartige Wirkung aus: Einerseits spiegeln sie, soweit sie als naturalistisch anzusehen sind, eine Wirklichkeit wieder, zum anderen täuschen sie diese Wirklichkeit nur vor. Man darf nicht verkennen: Gemälde sind zweidimensional, im Gegensatz zur dreidimensionalen Realität.
Im vorliegenden Buch gehören die meisten der in Farbe vorgestellten 50 Gemälde einer Rubrik an, die auf realitätsbezogene Darstellung angelegt ist. Seit der Zeit von Giotto, ein italienischer Maler aus dem 13. Jahrhundert, wird versucht, das, was sich als Malmotiv dem Auge des Malers zeigt, als dreidimensionale Erscheinung auf eine zweidimensionalen Bildträger zu bannen, wobei es früher als höchstes Lob galt, wenn Bildbetrachter die dargestellten Gegenstände für echt hielten.
Haperte es bei Giotto noch etwas mit der perspektivisch richtigen Wiedergabe, so schuf wenig später Masaccio mit seinem Gemälde der Dreifaltigkeit, dem "Trinitá", eine Raumillusion, die seitdem als Vorbild für alle nachfolgenden Maler dienen sollte.
Erst den Künstlern des 20. Jahrhunderts blieb es vorbehalten, den Malgrund wieder als plane Fläche zu sehen und dementsprechend die Farben in einer mehr oder weniger harmonischen Anordnung, wie es etwa Wassily Kandinsky handhabte, oder aber sehr eigenwillig, wie von Jackson Pollock vorgeführt, auf diese Fläche aufzutragen. Die Realität war das Gemälde selbst, die Frage: "Was stellt das dar?" erübrigte sich.
Doch Jahrhunderte blieb das Gemälde der Wiedergabe der vorgefundenen oder erdachten Wirklichkeit verhaftet, wobei auch Gemälde entstanden, die einer heutigen fotografischen Dokumentation nicht unähnlich sind.
Aus dem Jahr 1434 stammt ein Gemälde, das als eines der ersten real existierende Personen darstellt: "Die Hochzeit der Arnolfini", wie das Gemälde benannt ist. Sowohl der Bräutigam als auch die Braut waren Zeitgenossen des flämischen Malers Jan van Eyck, der gleichzeitig mit der bildlichen Wiedergabe von zu seiner Zeit lebenden Personen durch seine im Bild angebrachte Signatur bekundete, dass er das Gemälde nicht nur angefertigt hat, sondern auch als Zeuge des Ehegelöbnisses anwesend war.
Mit dem Maler Sandro Botticelli werden Themen aus der antiken Mythologie zu einem über lange Jahre beliebten Bildmotiv, und mit Albrecht Dürer erwacht das Bestreben, sich als Künstler selbst darzustellen, was bis ins 20. Jahrhundert üblich bleiben sollte.
Die Wiedergabe berühmter Persönlichkeiten war Jahrhunderte lang ebenfalls ein beliebtes und meist auch gut bezahltes Bildmotiv, von der sagenhaften "Mona Lisa" des Leonardo da Vinci über Päpste und Kaiser bis zur Prinzessin bei Diego Velazques und der Herzogin als "Nackte Maja" bei Francisco de Goya. Selbst in unserer Zeit verewigte Andy Warhol eine Filmgröße in einer seiner Portraitfolgen.
Auch ohne Realitätsbezug gab es vom 13. bis zum 20. Jahrhundert zahlreiche Gemälde, die fantasievolle Schöpfungen von Künstlern waren, deren Namen allgemein bekannt sind: Leonardo da Vinci, Michelangelo, Raffael, Tizian, Rubens und Rembrandt, Cezanne und van Gogh, Picasso und Dalí, um nur einige der im Buch vertretenen Künstler zu nennen. Ihre Werke sind in Auswahl selbstverständlich im Buch mit aufgeführt.
Wer - wie der Verfasser des Buches - aus der Vielzahl der Gemälde, die allein im europäischen Bereich existieren, eine Auswahl treffen muss, der steht vor dem Problem, welches die "wichtigsten Gemälde der Kunstgeschichte" sind, wie der Untertitel des Buches lautet. Neben objektiven Kriterien aus der Kunstgeschichte gibt es zwangsläufig dabei auch subjektive Auswahlprinzipien, die zwar das eine oder andere Gemälde nicht unbedeutender Künstler vermissen lassen, andererseits den Wert des Buches, als ein großartiger, farbenprächtiger Überblick über europäisches, malerisches Kunstschaffen nicht schmälert.

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Diese Rezension wurde verfasst von rvn.
Veröffentlicht am 01.01.2010