Geisterfahrt

Autor*in
Belzer, Doris
ISBN
978-3-570-16306-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
318
Verlag
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Nadine und Lisa möchten nun endlich einmal die Nacht zum Tage machen und an diesem Wochenende etwas erleben ohne die Auflagen und Verbote der immer bevormundenden Eltern. Sie erleben tatsächlich eine abenteuerliche Nacht, die in diesem Sommer in einem Gewirr von offenen Fragen, spannungsgeladenen Situationen und lebensgefährlichen Handlungen endet. Riskieren sie auch das Ende ihrer Freundschaft?

Beurteilungstext

Die Autorin Doris Bezler legt einen Thriller für Jugendliche vor, der sich in seinen Handlungsspielräumen in sehr unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft bewegt. Und das macht ihn so besonders lesenswert. Es gelingt ihr mit ihrer Protagonistin Lisa, einen spannungsgeladenen Thriller zu konstruieren.

Gleich zu Beginn konfrontiert die Erzählerin ihre Leser und Leserinnen mit dem schrecklichen Ausgang der Geschichte. Nadine, die Freundin von Lisa, liegt auf der Intensivstation eines Krankenhauses und kämpft um ihr Leben.
Die zwei Freundinnen, die unterschiedlicher in ihrer Herkunft und ihrer Persönlichkeit nicht sein können, möchten endlich eine Nacht frei von Verboten der Eltern in diversen Clubs ihrer Schulstadt Offenbach verbringen. Nadine nutzt dafür ein Wochenende, das sie normalerweise bei ihrem Vater verbringt. Dieser hat jedoch seine Verabredung mit der neuen Freundin vergessen. So hat Nadine eine Chance, allein in der Wohnung zu bleiben. Sie überredet ihre Freundin Lisa zu kommen, die sich bei ihren Eltern mit einer Übernachtung bei Nadine abmeldet.
Andauernder Regen und etliche Absagen vor diversen Clubs in Offenbach, die von Türstehern bewacht werden, machen den beiden Jugendlichen einen Strich durch die Rechnung. Per Anhalter wollen sie schließlich frustriert durch ihre Erlebnisse nach Hause fahren. Und schon beginnt durch das Auftauchen der fragwürdigen Gestalt eines älteren Mannes, der sich als Helfer ausgibt, eine Tragödie. Er überzeugt sie nicht mit seinen Hilfsangeboten. Sie fliehen vor ihm und nun eskalieren die Ereignisse in dieser Nacht.

Nadine verschwindet für Wochen. Ihre Eltern finden in ihrer großen Sorge keine Unterstützung bei der Polizei. Lisa nutzt die Sommerferien, um Nadine zu suchen und gerät dabei in immer neue Verwicklungen mit anderen Personen und Geschehnissen. Der Leser wird dabei Zeuge ihrer Überlegungen, ihrer Ängste und ihrer Pläne. Die Handlungsorte befinden sich im Großraum von Frankfurt. Die Armseligkeit eines vom Leben enttäuschten pensionierten Polizisten wird ebenso beschrieben, wie das Luxusleben in den Kronberger Villen. Die Stärken und Schwächen der handelnden Personen, ihre Motive und ihre Lebensumstände können unterschiedlicher nicht sein. Und so gelingt es Doris Bezler kriminelle Handlungen wie auch ehrenwerte Ziele der Personen einzubetten in unterschiedliche Lebenswelten unserer Gesellschaft. Das normale Schülerleben in dieser Altersstufe kommt dabei nicht zu kurz. Auch hier zeigt die Autorin Einfühlungsvermögen und gute Beobachtungsgabe.

Sie verwendet eine Sprache, die überwiegend durch klare Beschreibungen unter Verwendung von einfachen und zweigliedrigen Hauptsätzen gekennzeichnet ist. Wörtliche Rede bereichert die Erzählstränge.
Um die Spannung zu erhöhen, benutzt sie aber auch übliche Bilder des Genres Krimi. Waffen spielen ebenso eine große Rolle, wie rohe Gewalt und Betrug.
Die Hauptfigur Lisa wird mit ihrem Hintergrund einer festgefügten Durchschnittsfamilie und einer starken Persönlichkeit zur Heldin, einer Heldin aber, die ihre kleinen Fehler und Geheimnisse behält.

Am Ende der Geschichte bleibt Vieles offen. Das stört jedoch nicht, sondern lässt eigene Gedankenspiele zu. Das Besondere dieses Romans zeigt sich nicht nur in der anhaltenden Spannung, sondern bereichert durch seine Blickwinkel auf gesellschaftliche Vielschichtigkeit.
Mädchen werden diese Lektüre als pure Unterhaltung bevorzugen.

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Veröffentlicht am 27.03.2017