Geheimnisvolle Winterzeit

Autor*in
Morzollo, Jean
ISBN
978-3-88010-546-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
amerikanisches Engli
Illustrator*in
Wick, Walter (Fotos)
Seitenanzahl
36
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
München
Jahr
2003
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Auf detailreichen Fotografien etwas entdecken, was man nicht auf den ersten Blick sieht.

Beurteilungstext

"Ich sehe was, was du nicht siehst" - ein altes Spiel, das Generationen von Kindern mit ihren Eltern gespielt haben und das wegen seiner Einfachheit überall und ohne Bedarf an Mitteln jedweder Art spontan gespielt werden kann. So simpel es erscheint, es hat immer schon das genaue Hinsehen gefördert, das konzentrierte Suchen und Erkennen - aber all das war nur ein Vorgeplänkel zu dem, was die Bilderbuchreihe "Ich sehe was ..." zu bieten hat.
Auf 13 überdimensionalen Suchbildern, die sich jeweils über eine Doppelseite erstrecken, kann der Leser - Kinder wie Erwachsene - nun seinen Blick schweifen lasen und das suchen, was Seite für Seite schlichte Reimverschen vermitteln: "Ich sehe eine Trommel, einen Hirsch und ein Haus, acht Pferde und zehnmal den Nikolaus."
Bei allen Bildern handelt es sich um brillante, gestochen scharfe Farbfotos, die alle mit Winter und Weihnacht zu tun haben. Bei manchen glaubt man mitten in die winterliche Natur hineinzusehen mit Tannenzapfen, Ilex, vergoldeten Nüssen, mit silbernen Schlüsseln im Schnee und Brücken, die über zugefrorene Bäche hin zu erleuchteten Häusern führen. Andere scheinen die Bescherung unter dem Weihnachtsbaum darzustellen, mit ewig aktuellem Spielzeug wie Teddybär, Puppe, Schaukelpferd, Eisenbahn. Da fällt der Blick aber auch in die Ecke vielleicht auf dem Dachboden, wo all das Ausrangierte liegt, von dem man sich nicht trennen mag: den alten Schirm und den Eishockeyschläger, die Stofftaube und die blauen Hosenträger, den Eisenbahnwagen mit drei Bonbons drin.
Jedes Bild ist eine Welt für sich, die unweigerlich Erinnerungen und Vorfreude auf die heimelige Zeit weckt, wenn es draußen kalt ist und innen im Kamin das Holz knackt - "Schneegestöber, Zimtsternduft - Weihnachten liegt in der Luft." Und doch - keine der Szenen ist Realität. Mit unendlicher Mühe und Hingabe hat Walter Wick, der amerikanische Fotograf, dieses Szenen nur für dieses eine einzige foto geschaffen, in einer Kiste von 1,20 x 2,40 m. In liebevoll arrangierten Kulissen mit Brettern, Draht, Stoff, Kissenfüllungen und Backpulver statt Schnee hat er Gegenstände platziert - viele eher versteckt als präsentiert - und eine vergängliche, wunderschöne Welt geschaffen.
Es ist ein herausforderndes Vergnügen, die nach dem Reimvers zu suchenden Gegenstände in diesen prächtigen Bildern aufzuspüren, und einfach ist das keinesfalls (Nebenbei: wir Erwachsenen wurden hoffnungslos von den Kindern besiegt). Was für eine schöne Beschäftigung an einem der langen Abende, wenn es früh dunkel wird, zusammen den Dingen nachzugehen und dabei so viel anderes zu entdecken, bei dem so manche Erinnerung aus eigenen Kindertagen hochsteigen wird und dazu verlockt, aus alten Zeiten zu erzählen.
Ein traumhaft schönes Buch!

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Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010