Gegen mein Gewissen
- Autor*in
- Brinkmann, Hannah
- ISBN
- 978-3-96445-040-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Brinkmann, Hannah
- Seitenanzahl
- 232
- Verlag
- Avant
- Gattung
- Buch (gebunden)Comic / Graphic Novel
- Ort
- Berlin
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 30,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Diese Graphic-Novel erzählt eine reale Geschichte: Die Nichte des Kriegsdienstverweigerers Hermann Brinkmann trägt Ereignisse aus dessen Leben zusammen und deckt auf, dass ihr Onkel in den 1970er Jahren an seiner Ablehnung als Kriegsdienstverweigerer zerbrochen ist.
Beurteilungstext
Als die 14-jährige Hannah die Todesanzeige für ihren neunzehnjährigen Onkel Hermann findet, lässt sie dessen Schicksal nicht mehr los. Anhand von ausdrucksstarken Bildern und knappen Texten erzählt sie seine Geschichte. Als Leser*in erfährt man neben den tragischen persönlichen Ereignissen viel über das Leben in der Bundesrepublik während der 1950er bis 1970er Jahre: über die politischen Auseinandersetzungen angesichts der Wiedereinführung der Wehrpflicht, über autoritäre Erziehungsstile und patriarchale Rollenmuster in Familie und Schule und vor allem auch über unsachliche und diskriminierende Argumentationsmuster bei den Gewissensprüfungen von Kriegsdienstverweigerern.
Die Entwicklung Hermanns zum Kriegsdienstverweigerer bis hin zu dessen Ablehnung wurde von der Autorin in mühsamer, liebevoller Kleinarbeit rekonstruiert. Die Graphic-Novel erweist sich dabei als hervorragend geeignetes Medium, das die seelischen Nöte des Protagonisten, aber auch seiner Familie und Freunde, gut nachvollziehbar auszuleuchten vermag.
Die graphischen Darstellungen sind vielfältig und entfalten einen eigenen Stil. Bei der Thematik „Wiedereinführung der Wehrpflicht“ greift die Autorin zeichnerisch gelungen Motive von Plakaten politischer Propaganda aus den 1950er Jahren auf. Auch Assoziationen an den Malstil des Künstlers George Grosz werden hier wach. Originale persönliche Dokumente wie z.B. Schreiben des Prüfungsausschusses für Kriegsdienstverweigerer an Hermann, ein ärztliches Gutachten zu dessen Wehrtüchtigkeit, die Traueranzeige der Eltern anlässlich des Todes ihres Sohnes oder auch nachgezeichnete Familienfotos sind geschickt eingefügt. Sie alle unterstreichen die Ernsthaftigkeit des Anliegens der Autorin, neben einer Aufarbeitung und persönlichen Würdigung dazu beizutragen, dass die Auseinandersetzungen um die Wiedereinführung der Wehrpflicht sowie damit verbundene Gewissenskonflikte und seelisches Leid vieler Jugendlicher nicht in Vergessenheit geraten.