Gefunden

Autor*in
Goethe, Johann Wolfgang
ISBN
978-3-907588-45-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ballhaus, Verena
Seitenanzahl
32
Verlag
Bajazzo
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2003
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Goethes Gedicht “Gefunden”, in Szene gesetzt von Verena Ballhaus.

Beurteilungstext

Was für eine kühne und gelungene Interpretation, die graphische Umsetzung dieses schlichten Gedichtes von Goethe. Aus nicht mehr als fünf vierzeiligen Strophen besteht es, mit ganz kurzen Zeilen, so schlicht und einfach, dass es auch schon Kinder im Bilderbuchalter verstehen: Da geht einer in den Wald und will eine Blume pflücken, aber die Blume will nicht abgebrochen werden. Da nimmt er sie und gräbt sie aus und pflanzt sie zu Hause wieder ein. So schlicht kann man dieses Gedicht an seiner Handlungsoberfläche verstehen. Der tiefere und symbolhafte Gehalt erschließt sich, ähnlich wie im "Heideröslein und wie in so vielen von Goethes Naturgedichten, erst dem älteren Leser.
Verena Ballhaus hat dieses Gedicht auf etwa 30 Seiten zeichnerisch umgesetzt, mit nicht mehr als ein bis zwei Zeilen pro doppelseitigem Bild, dazwischen bleiben manchen Seiten ganz textfrei und erlauben dem Leser und Betrachter ein Vertiefen in die Botschaft.
Ein roter Strich, der auf jeder randlosen Seite von links nach recht geht, immer auf derselben Höhe, mal gerade, mal geschlungen, mal gekrümmt, hält die Bilder gleichsam zusammen - ist es der berühmte "rote Faden", hier wörtlich genommen? Auf dem Faden läuft manchmal ein Schuh, guckt manchmal eine Hand herüber, steht manchmal eine Tür. Mit einer Tür beginnt das ganze Büchlein, einer Tür mitten im Wald, ohne Haus, einfach nur einer Tür, durch die die Gestalt in das Geschehen hinein tritt.
Eine solch skurrile Absurdität zieht sich durch alle Zeichnungen. Da ist ein großes Auge im Wald, das schwebt ein buch durch die Bäume, da hat die Blume ein (weibliches!) Gesicht und hält ihre Blätter wie Hände schützend davor - eine wunderbar bildliche Umsetzung der Botschaft des Gedichts. Es ist überhaupt die Stärke von Verena Ballhaus, das Gesagte ganz wörtlich zu nehmen und es doch zugleich zu interpretieren: man schaue zum Beispiel auf das Bild mit den ausgegrabenen Wurzeln der "Blume". Was hängt da nicht alles dran! Schuhe, eine Gitarre, die Kaffeetasse, ein Regenschirm, eine Brille, Tisch und Stuhl, ein Weinglas, alles etwa gleich groß unter völliger Missachtung echter Größenverhältnisse - und doch, was für eine aussagestarke Darstellung der "Wurzeln" (im Leben). Ganz unaufdringlich macht Verena Ballhaus deutlich, was es mit dem Brechen und Ausgraben der Blume auf sich hat ...
Ein wunderschönes Bilderbuch für Jung und Alt, das einmal mehr zeigt, wie man mit seinen Klassikern umgehen kann!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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